Schulz: Die Potsdamer Graureiherkolonie bei Geltow 103 auf dem auch eine Gastrasse verläuft, wird täglich stark von Hundehaltern und Reitern frequentiert; an den Wochenenden kommen Wanderer und Biker hinzu. Aus diesem Grunde bleibt wohl ein Streifen von 50 –70 m Tiefe des Altkiefernbestandes frei von Graureiherhorsten. Auf der Westseite stehen Brutbäume bis an den Zaun der Firma, obwohl Radlader in 30 m Entfernung arbeiten und, wenn Schredder arbeiten, der Lärm fast unerträglich ist. Nur wer dort aus dem Ei geschlüpft ist, kann das ertragen. Der Revierförster und ein für die Kolonie engagierter Jäger berichten von einer hohen Waschbärpopulation im Umfeld der Graureiherkolonie, die man versucht zu reduzieren. Die Erfolgsaussichten sind gering. Bisher war noch nicht nachzuweisen, dass Waschbären Procyon lotor bis zu den Bruthorsten vorgedrungen sind. Andere Kolonien wurden jedoch schon durch Waschbären ausgelöscht. Unsere beiden erfahrenen Beringer führen das auf die Höhe der als Horstbäume genutzten Kiefern zurück. Kolkraben und Nebelkrähen reduzieren jedes Jahr die Gelege, was an den Eierschalen am Boden zu erkennen ist. Bis 2013 brütete ein Rotmilan am NW-Rand der Kolonie. Abb. 7: Graureiher mit Bisamratte Ondatra zibethicus am Fahrländer See. Grey Heron with Muskrat Ondatra zibethicus on the Fahrländer See. Foto: W. Schulz. 6 Fazit Die Lenné‘schen Aufforstungen der 1840er Jahre bieten den Potsdamer Graureihern seit Jahrzehnten optimale Brutmöglichkeiten. Man kann davon ausgehen, dass der Schutzstatus des Wildparks und die Förderung durch die Forstwirtschaft im Bereich des Schäfereiberges den Bestand der Kolonie auch in Zukunft sichern. Das Jahr 2020 wird die Auswirkungen der Dürrejahre 2018/19 auf den 170-jährigen Kiefernbestand verdeutlichen. Über eventuelle Folgen für die Graureiherkolonie zu spekulieren ist müßig. Es lohnt sich vielmehr, die aufwändigen Kartierungen fortzusetzen. Danksagung Für die Bereitstellung von Informatonen im Zusammenhang mit der Graureiherkolonie im Wildpark sei Ingo Borkmann, Revierförster Werner Eichhoff und Heiko Wahl von der Unteren Naturschutzbehörde Potsdam gedankt, außerdem Günter Kehl für seine konzeptionellen Hinweise sowie Heino Kasper und Uwe Taege für die Beringung. Literatur Anonymus(1956): Reiherkolonie in Gefahr. Märkische Heimat, 1: 58 –59. B orkmann , I.(2004/05): Die Graureiherkolonie bei Geltow. Naturschutzmitteilungen, Naturschutzbund Deutschland, Kreisverband„Havelland“ Potsdam e. V.: 17–19. C reutz , G.(1958): Zur Biologie des Graureihers. Der Falke, 5(6): 208 –213. C reutz , G.& R. S chlegel (1961): Das Brutvorkommen des Graureihers in der DDR. Der Falke, 8(11): 377–386. H aupt , H.& W. M ädlow (2019): Avifaunistischer Jahresbericht für Brandenburg und Berlin 2017. Otis 27. 2–56 M elzer , H.(1977): Graureiher zogen um. Naturschutzarbeit in Berlin und Brandenburg, 13(1): 30. M erhout , R.(1974): Bestandsuntersuchung in der Graureiherkolonie bei Potsdam-Geltow. Naturschutzarbeit in Berlin und Brandenburg, 10(3): 78–81. M iethke , M.(1998/99): Die Graureiherkolonie im Wildpark bei Geltow. Naturschutzmitteilungen des NABU, Kreisverband„Havelland“ Potsdam e. V.: 7–12. P flugbeil , A.& R ingleben , H.(1939/41): Beringungsergebnisse bei brandenburgischen Fischreihern. Märkische Tierwelt, 4(2/3): 191–202. R utschke , E.(1960): Rundfrage des Z entralen Fachausschusses Ornithologie im Deutschen Kulturbund zur Ermittlung der im Gebiet der DDR vorhandenen Saatkrähen- und Fischreiherkolonien. Märkische Heimat, 4 (3): 204. R utschke , E.(1985): Zur Entwicklung des Brutbestandes des Graureihers in der DDR. Der Falke 32: 378 –388. S chalow , H.(1919,2004): Beiträge zur Vogelfauna der Mark Brandenburg, Reprint,Verlag Natur& Text 245 –246.
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(2020) 27
Seite
103
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