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Finder Wohl der schön bearbeitete Stein auf, die unscheinbaren Scherben werden in den meisten Fällen seiner Aufmerksamkeit entgehen. Außer solchen geschlossenen Grabinventaren sind gerade in der Prignitz in unendlicher Fülle Feldsteinärte, die dieser Kultur angehören, gefunden worden, von den älteren Formen an bis zu den jüngsten, eben diesen Aexten mit dem seitlich zusammengedrückten Nacken. Unter diesen Stücken enthält unser Museum einige Kostbarkeiten, so die Art von Niemerlang mit der heruntergezogenen Tülle, die an ihrem Nacken und den Seitenwulsten verzierte Art von Bantikow und die gleichfalls im Nacken verzierte Art von Zernitz.
Jedenfalls zeigt die Fülle dieser Fundstücke und ihre gleichmäßige Verteilung über die ganze Prignitz ebenso wie der Umstand, daß alle Formen von den älteren bis zu den jüngsten vertreten sind, daß in der jüngeren Steinzeit im wesentlichen die wahrscheinlich aus Jütland vorstoßenden Schnurkeramiker unser Land in Besitz genommen haben.
Bei allen Rätseln, die bei viel Erkenntnis und viel Wissen das Bild so früher Vorgeschichte noch für uns verschleiern, wird doch eines wunderbar klar. Diese beiden Kulturen, die sich in ihren Aeußerungen wesentlich voneinander unterscheiden, sowohl in ihren Sachgütern wie in ihrer geistigen Hinterlassenschaft, der Grabkultur, sind beide von einer ganz starken, inneren Dynamik erfüllt, hochwertig, gleichwertig. Es vollzieht sich hier im Norden ein einmaliges Geschehen: zwei Völker treffen aufeinander, von denen jedes eine jahrtausendelange Sonderentwicklung hinter sich hat, die aber, aus einer Wurzel entsprungen, die gleichen hohen Anlagen in sich tragen, die also nach rassischen Gesetzen bei einer Verschmelzung nicht zu einer Verminderung ihrer Anlage kommen, sondern wie wir sehen werden, vielmehr zu einer Steigerung. Diese Verschmelzung, die auch von einer sprachlichen Umbildung begleitet wird, ist die Geburtsstunde des Germanen. Es hat niemals einen wichtigeren Vorgang für die Geschichte unseres Erdteils gegeben, als diesen. Der Ausgriff der Jndogermanen bei ihren sich immer wiederholenden Wanderwellen hat sie viel weiter geführt, als in jener frühesten Zeit bis an die Ostsee. Aber die von ihnen ausgesandten Menschenströme hatten sich nicht rein erhalten. Wenn spätere Erobererzüge wieder in diese Reiche gelangten, fanden sie schon eine Mischbevölkerung vor. Das lag zum Teil auch an den klimatischen Verhältnissen, die die ursprüngliche Erobererschicht dezimierten. Hier an der Ostsee hatte sich zum ersten Mal ein indogermanischer Zweig rein und unvermischt erhalten und so finden wir nach der Verschmelzung dieser beiden indogermanischen Kulturträger kein Absinken, wie es sonst gesetz-