STUDENTEN
Nr. 13/94-Seite 11
Eine Befragung der Stadtbevölkerung im Jahre 1989 ergab, daß 81 % aller in der ehemaligen UdSSR wohnhaften Ukrainer und 93 % der in der Ukraine wohnhaften Ukrainer über Kenntnisse der russischen Sprache verfügen, aber nur 75,8 % der Ukrainer über Kenntnisse der ukrainischen Sprache.
In diesem Zusammenhang verwies Dr. Bieder auf die Russisfi- zierungspolitik in dieser Region, die bereits mit dem Verbot der ukrainischen Sprache im Jahre 1720 durch den russischen Zaren Peter I. begann und in der Politik der russischen Zaren im 19. Jahrhundert in einer Vielzahl von Anordnungen und Erlassen ihre Fortsetzung fand. Fast nahtlos schloß sich die Politik von Stalin an. Dies führte zum totalen Verdrängen des Ukrainischen und dem Verlust der nationalen Identität der Ukrainer und ihrer Kultur.
Die Bemühungen nationalbewußter Vertreter der ukrainischen Intelligenz, die Tätigkeit der Bewegung „Ruch“ für die Wiedergeburt des Ukrainischen führten im Jahre 1990 dazu, daß das Ukrainische als Staatssprache eingeführt wurde und im öffentlichen Leben Vorrang bekam. Die letzten vier Jahre zeigen aber, daß die Umsetzung dieses Gesetzes auf viele Schwierigkeiten stößt, die im wirtschaftlichen Bereich besonders zu suchen sind. Gleichzeitig führte es zu Spannungen und Unzufriedenheiten zwischen den nationalen Minderheiten im kultur- und sprachpolitischen Bereich. Die Krim hat russisch, krimtatarisch und ukrainisch zu offiziellen Sprachen erklärt und strebt in ihrer Politik eine Abkopplung von der Ukraine an.
Die Ausführungen von Dr. Bieder und die mit ihm geführten Gespräche belegen, daß die nationalpolitische Entwicklung in dieser europäischen Region von aktueller Bedeutung ist und ein breites Feld für eine wissenschaftliche Bearbeitung darstellt.
Institut für Slavistik Dr. N. Brederlow
Veranstaltung brachte wenig Hilfe
Alljährlich entlassen Deutschlands Universitäten einige tausend Studenten aus ihren Gemäuern. Nach mindestens fünf Jahren haben diese ihr Studium mehr oder minder erfolgreich durchgestanden. Und wenn sie besonders uneigennützig und fleißig waren, haben sie den begehrten Doktortitel in der Tasche. Hand auf's Herz, Studenten: die Mehrzahl macht den Doktor, um später bessere Berufsaussichten zu haben, um mehr zu verdienen. Nur allzuver- ständlich in Anbetracht dessen, überhaupt einen Job nach dem Studium zu ergattern. Den Traumberuf zu bekommen, ist ohnehin unwahrscheinlicher als den gewünschten Studienplatz. Wie ergeht es also dem Studenten, der vielleicht Lehrer, Geistes- oder Naturwissenschaftler nach dem Studium geworden ist?
Viele werden ihre Fähigkeiten im späteren Beruf nicht ausgeschöpft sehen und fristen ein Arbeitslebenjenseits aller geistigen Befriedigung.
Wie bereitet die Uni den Studenten auf das spätere Berufsleben vor, und wie wird ihm geholfen, überhaupt den richtigen Aufgabenbereich zu finden?
Diese Sorgen und quälenden Fragen der Studenten in bezug auf die Zeit jenseits der Ummauern gehen wenigstens an der hiesigen Studienberatung nicht spurlos vorüber.
Im Gegenteil: Sie möchte dem Studenten hilfreich zur Seite stehen, wenn es um die postuniversitäre Lebensphase geht.
So auch am 31. Mai 1994 in der dritten gemeinsamen Veranstaltung der Berufsberatung für Abiturienten und Hochschüler - organisiert vom Arbeitsamt Potsdam und der Zentralen Studienberatung der Uni Potsdam zum Arbeitsfeld „UMWELTSCHUTZ“. Das Thema schien viele Studenten aus ihrem Bau gelockt zu haben. Jedenfalls pil- gerten einige Dutzend zur Stätte der Veranstaltung. Immerhin
war der Hörsaal gut gefüllt, was für einige Studenten hier in Potsdam Seltenheitswert hat. Jedoch, wer hier als Student mit großen Erwartungen hinging, der wurde schnell eines Besseren belehrt. Wer auf Lösung eines seiner Probleme hoffte, der kam völlig umsonst und mußte früh einsehen, daß die vier geladenen Herren die Probleme der Studenten nicht verstanden, nicht verstehen wollten. Nein, es führte sogar soweit, daß die geladenen Gäste untereinander angeregt stritten, während die Studenten immer unzufriedener wurden, immer resignierter, und schließlich kapitulierte die Mehrheit von ihnen nach geschlagenen zwei Stunden Alleinunterhaltung der Referenten. Geholfen wurde dem Hochschulabsolventen in keinerlei Hinsicht. Im Gegenteil: Ausbildung in Biologie, Chemie oder Physik und das Diplom in diesen Fächern führen den Studenten keineswegs zum Beruf. Sicher, daß das so geradlinig nicht geht, weiß inzwischen jeder an der Uni. Aber, daß das Fach bei einer Bewerbung bzw. einem Einstellungsgespräch minder wert ist als z. B. das Talent zum Management, kaufmännisches Geschick und eine gehörige Portion Interesse an ökonomischem Sachverstand,
gibt Anlaß zur Besorgnis. Ach ja, nicht zu vergessen: der erfolgreiche akademische Bewerber soll natürlich mindestens zwei Fremdsprachen exakt beherrschen und nebenbei psychologisches Taktgefühl mit den Mitmenschen zeigen, die der Firma Nutzen bringen. Das ist es, was die Studenten aus dieser „Beratung“ mitgenommen haben! Kurzum, die vier Herren waren im Begriff, uns zu erklären, wie man mit wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln das meiste Kapital herausschlägt. Das einzig Faßbare in unserer schnelle- bigen Zeit ist also das Geld. Unfaßbar für jemanden, der sich für die Umwelt engagieren möchte. Noch etwas sollte man bei genauerer Betrachtung der Arbeitsmarktlage in Erwägung ziehen: nämlich das Ärgernis, daß Leute Ämter bekleiden, die ihnen vielleicht nicht einmal zustehen; Leute, die auf welchen mysteriösen Wegen auch immer dazu gekommen sind, Positionen zu bekleiden. Sie nehmen damit Hochschulabgängem die Chance auf einen Arbeitsplatz. Und die Ursache? Vielleicht steckt hinter der Misere vom arbeitslosen Akademiker in den neuen Bundesländern auch ein Stück unaufgeklärter politischer Vergangenheit? Heike Kunert
Heinz Bullert
Buchbindermeister
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