LUST AN KUNST
Angehörige der Universität Potsdam vorzustellen, die künstlerisch arbeiten, teils professionell, teils„nebenberuflich“, ist das Anliegen der Reihe„Lust an Kunst“. Jene interessierten und engagierten Mitarbeiter und Studierenden sind aus eigenem Antrieb und nicht zuletzt zum eigenen Vergnügen kulturell-künstlerisch tätig. Deutlich werden soll auch die Motivation für diese Arbeit.
„Gedichte schreiben war für mich die nutzbare Form, mir über Sachen klarzuwerden“, schätzt Burkhard Fricke heute seine Motivation ein, sich durch„Gedankenlyrik“, wie er es selbst nennt, auszudrücken. Angefangen hat sein kreatives Schaffen ganz harmlos. Während seiner Armeezeit von 1986 bis 1988 schrieb er zu feierlichen Anlässen oder Geburtstagen lustige Gedichte a la Wilhelm Busch. Erst als sich der Zerfall der ehemaligen DDR abzeichnete, schlug sich seine Enttäuschung— Schlüsselpunkt war das Verbot der Zeitschnift„Sputnik“— in den Gedichten nieder, Diese Entwicklung— hin zu ernsteren Inhalten— zog sich weiter durch die Zeit der Wende. Die Lyrik wurde für Burkhard Fricke zu einem„Freischreiben“ in einer veränderten Welt„voller Unsicherheiten, in der über Nacht scheinbar alles Bisherige nicht mehr taugte“, wie er sich rückblickend seine Passion zum Schreiben erklärt. Dabei lehnte er Lyrik in seiner Schulzeit eher ab, denn Schulinterpretationen verdarben ihm die Neugier darauf. Er war dafür begeisterter Prosaleser. Erste dichterische VersuChe verschenkte er oder widmete sie seit seiner Potsdamer Zeit Freunden. Es folgten Veröffentlichungen in Sonderausgaben in der Studentenzeitung RINNSAL. Im vergangenen Jahr erschien dann der eigene Gedichtband„Kleine Fluchten“. Im Rahmen von literarisch-musikalischen Programmen, bei denen dem Jura-Studenten Tom Sehrer der musikalische Part am Klavier zufällt, stellt er seine Gedichte und Texte an der Universität und in der Stadt Potsdam vor.
Auf seiner Suche nach einer eigenen poetischen Sprache entsteht reimlose Lyrik— obwohl nicht vordergründig politisch, doch immer ein Stück Unbehagen mit der Zeit und der Welt ausdrückend-, der Melancholie und des Sinnierens einer Nacht bei KerzenSchein und einem Glas Wein entlockt. Geboren und aufgewachsen in der thüringischen Stadt Sondershausen, erkor er sich Potsdam zu seiner Wahlheimat. Nach einem abgeSchlossenen politikwissenschaftlichen Studium ist Fricke derzeit Student der Germanistik und der Jüdischen Studien. Neben seiner Lyrik hat es ihm auch das Theaterspielen angetan. Seit Jahren ist er Mitglied der studentischen Theatergruppe„Studentenbühne Babelsberg“. Heike Gleisberg
Burkhard Fricke Widmung
Der Blick aus dem Fenster, Landnahme der Augen,
sich des Umfeldes versichern vertraute Orte
dann die schwierigere Reise,
die zu sich selbst,
in das Herzland,
angekommen bei der Person
die den Namen ICH trägt,
von der jeder ein anderes Bild malt, das gröbste kommt wahrscheinlich von einem selbst,
Paradiese erwarten einen nicht, dort,
nur die alltäglichen Schwierigkeiten gewürzt mit den schönen Augenblicken,
den Blicken schöner Augen;
Wer sagt denn da,
das sei wenig?!
5
Potsdamer Gespräche
Die Erfahrungen der vergangenen zwei Jahrhunderte zeigen, daß die traditionellen Menschen- und Bürgerrechte allein für die Gestaltung eines Gemeinwesens nicht ausreichend sind. Deshalb hat die UNOMenschenrechtskonvention auch die Beachtung sozialer Rechte empfohlen, die jedoch bis jetzt noch nicht in den Verfassungen verankert sind. Angesichts von Millionen Arbeitslosen stellen sich solche Fragen wie: Welche Grundrechte müssen unter den gegenwärtigen politischen und sozialen Veränderungen eingefordert werden? Gehören die Rechte auf Arbeit und Wohnung nicht ebenso dringlich in die Grundrechtskataloge moderner Industriestaaten?
Künstler, Wissenschaftler und Politiker werden deshalb am 29. Oktober 1997 um 19.30 Uhr im Potsdamer Hans Otto Theater, Am Alten Markt, in der Reihe„Potsdamer Gespräche“ unter der Gesprächsleitung von Klaus Bednarz zum Thema„Menschenrechte heute“ aus ihrer Sicht zu diesen Fragen Stellung nehmen. ak
TÜRLER CARTOON-WETTBEWERB 1997
Seit 1994 wird von dem in Berlin ansässigen Juwelier Franz Türler ein Cartoon-Wettbewerb inıtliert, der sich an Studenten der Berliner und Potsdamer Hoch- und Fachhochschulen richtet. Wie im Vorjahr gewann auch 1997 eine Studentin der Fachhochschule Potsdam den ersten Preis. Mit ihrer Kreidezeichnung„Berliner MuSEEn Landschaft" überzeugte die 28jährige Kerstin
Berlıner HuSEEn Landschaft
Schult die Jury und kann sich an 6.000 DM Geldgewinn erfreuen. Unter dem Motto „Berliner Zeitzeich(n)en— Berlin im Wandel der Zeit“ beteiligten sich im Sommer 1997 insgesamt 57 Berliner und Potsdamer Studenten an dem Wettbewerb. 29 weibliche und 28 männliche Zeichentalente reichten 142 Zeichnungen ein. PT./Repro: Türler
PUTZ 7/97
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