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(1.1.2019) 03
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Kunst im Brandenburger Tor

Uni-Studenten konzipierten Meditationsraum

eit dem 27. Oktober 1994 befindet sich im

Ö Brandenburger Tor ein für alle Menschen, gleich welcher Herkunft, Hautfarbe oder Weltanschauung, offener Raum, der seine Besu­cher zum gemeinschaftlichen Schweigen und Beten sowie zur inneren Besinnung einlädt. Für die Studierenden des Studienganges Kunst der Universität Potsdam stellte dieser Raum in sei­ner derzeit sterilen Ausstrahlung eine Heraus­forderung dar. In Kooperation mit dem Berliner FördervereinRaum der Stille, insbesondere der Vorstandsvorsitzenden Dr. Maria Diefenbach und dem Studiengang Kunst der Universität Potsdam unter der Leitung von Prof. Dr. Maike Aissen-Crewett wurde über zwei Semester an diesem Projekt gearbeitet. Die erstellten Konzep­te wurden in Modellen und Zeichnungen vom 16. Dezember 2001 bis 22. Januar 2002 im Brandenburger Tor präsentiert und zur Diskus­sion gestellt. So beschäftigte sich zum Beispiel Isabel Fischer mit dem Entwurf von unter­schiedlichen Sitzgelegenheiten in Quaderform in verschiedenen Höhen, die, in kleinen Grup­

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Foto:zg.

Carmen Winter vom Studiengang Kunst der Uni schuf diese Stele, die im Raum der Stille im Brandenburger Tor zu bewundern ist.

pen angeordnet, dem Besucher die Wahl ermög­lichen, in wie weit er sich allein durch die Aus­richtung seiner Blickrichtung in die Gemein­schaft der Schweigenden integriert oder abwen­det, um so besser zur Ruhe zu finden. Das Kon­zept von Joris Göritz sah in der kreisförmigen Anordnung von einheitlichen Sitzgelegenheiten in der Mitte des Raumes eine ideale Lösung, um Gleichheit und Demokratie darzustellen. Er ersetzte die schweren Vorhänge, die drei Wände des Raumes fast ganz bedecken, durch mit hel­lem Stoff bespannte Rahmen, die, von hinten beleuchtet, eine Illusion von Weite und Leichtig­keit und durch das diffuse Licht eine harmoni­sche Atmosphäre schaffen sollten.

Algis Klemm arbeitete:an Fotocollagen, die einen Eindruck vermittelten, wie das Spiel von einfallendem Tageslicht und Schattenwirkung den Raum veränderte. Dieses Licht musste nach den Vorstellungen von Fredrik Gremmel durch blaue Folie vor den Fenstern gefiltert werden, so dass derRaum der Stille von der Straßenkulis­se abgesetzt und für eine eigene, innere Welt

Vermischtes

www.uni-potsdam.de/portal /apro2/vermischtes

Platz geschaffen wurde, deren Hauptelement eine im Zentrum des Raumes stehende, hohe Lichtsäule, die ein weiches, oranges Licht abgab, war. Um das untere Ende gruppierte sich eine kreisrunde Sitzbank; nach oben hin ging die Säu­le in eine Kuppel über, an deren Kante Vorhänge angebracht werden sollten, die dazu dienen, den Außenraum erneut abzugrenzen, ein Kleinod zu schaffen, in das der Besucher eintauchen kann. Dort könnte er loslassen, Ruhe finden.

Um die Gemeinschaft zu versinnbildlichen, kam die Idee auf, den Raum mit einem flachen Podest auszubauen. Diesen Vorschlag griffen Isabel Fischer und Joris Göritz in ihren Konzep­ten auf. Markus Pabst gebrauchte das Podest als Medium, das Schritte und Bewegungen der Gäs­te an eine beleuchtete Wasserschale weitergab, die dann durch Lichtreflexion und Spiegelung feine Strukturen an die Wand und in den Raum zeichnete.

Der Aufgabe, den Besuchern den Raum im wahrsten Sinne des Wortes begreiflich zu machen, stellte sich Carmen Winter. Sie schuf eine Stele aus Pappelholz in Anlehnung an die in römischen Eingangshallen oft zu findenden Gebälkträger. Ihre Skulptur bietet den Eintreten­den handgerechte Kieselsteine an und gibt ihnen die Möglichkeit, sich auf etwas zu konzentrieren, Sorgen und Ängste zu projizieren und, wenn sie es wünschen, ein kostenloses Andenken an die­sen Ort mit nach Hause zu nehmen. Dieses Werk fand bei Besuchern und Betreuern so gro­ßen Anklang, dass es nun als fester Bestandteil desRaumes der Stille übernommen wurde. Aber auch die anderen Ideen und Konzepte wur­den honoriert und werden bei der anstehenden Renovierung in die Überlegung mit einbezogen. Die Studenten bedanken sich für die Offenheit, den Respekt und die Flexibilität, mit der ihnen die meisten Mitglieder des Förderkreises gegen­übertraten.

Markus Pabst/Studiengang Kunst

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