Vermischtes
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Rufe
Ruf nach Potsdam erhalten:
Prof. Dr. Elizabeth Couper-Kühlen, Universität Konstanz, auf eine C4-Professur für Englische Sprache der Gegenwart im Institut für Anglistik und Amerikanistik der Philosophischen Fakultät.
Prof. Dr. Sebastian Reich, Imperial College London, auf eine C4-Professur für Numerische Mathematik im Institut für Mathematik der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät.
Prof. Dr. Peter Saalfrank, Universität Regensburg, auf eine C4-Professur für Theoretische Chemie im Institut für Physikalische Chemie und Theoretische Chemie der MathematischNaturwissenschaftlichen Fakultät.
Ruf nach Potsdam angenommen:
PD Dr. Ursula Gärtner, Universität Leipzig(Vertretung des Amtes einer Universitätsprofessorin an der Uni Potsdam), auf eine C4-Professur für Klassische Philologie im Institut für Klassische Philologie der Philosophischen Fakultät.
PD Dr. Gertrud Lehnert, FU Berlin(Vertretung des Amtes einer Universitätsprofessorin an der Uni Potsdam), auf eine C4-Professur für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Philosophischen Fakultät.
PD Dr. Ralph Tiedemann, Universität Kiel, auf eine C4-Professur für Evolutionsbiologie/Spezielle Zoologie im Institut für Biochemie und Biologie der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät.
Einen Ruf haben erhalten:
Prof. Dr. Axel Bronstert, Uni Potsdam, auf eine C4-Professur für Wasserwirtschaft, Hydrologie und Gewässerschutz an der Technischen Universität Braunschweig.
Prof. Dr. Ullrich Scherf, Uni Potsdam, auf eine C4-Professur für Organische und Makromolekulare Chemie(Polymerchemie) an der Bergischen Universität-Gesamthochschule Wuppertal.
Einen Ruf hat angenommen:
Prof. Dr. Gabriele Blell, Uni Potsdam, auf eine C3-Professur für Didaktik des Englischen /Literaturdidaktik an der Universität Hannover.
Portal 3-4/02
Von Luftmenschen und infamen Dekreten
Die zweitausendjährige Geschichte der Juden Europas im Überblick
Selbstironie und bissige Witze verliehen ihnen einen Hauch scheinbarer Leichtigkeit. Einen festen Status innerhalb der ostjüdischen Gesellschaft Mitte des 19. Jahrhunderts, wie etwa die Betteljuden, besaßen sie nicht. Oft ließ sie nur die ausgeprägte jüdische Wohltätigkeit überleben. Oder einfach die Luft, weshalb man sie zärtlich„Luftmenschen“ nannte. Anders als etwa die„Pinkeljuden“, die jüdischen Hausierer und Dorfgeher in Österreich, Böhmen und Mähren. Napoleons Beitrag zu Diskriminierung jüdischer Bürger im damaligen Frankreich war 1806 das„Infame Dekret“; es hatte unzählige regionaltypische Vorläufer, nicht wenige, weit infamere, folgten ihm nach.)
ie Essays des zweibändigen, gut tauD send Seiten umfassenden„Handbuchs
zur Geschichte der Juden in Europa“ sind voller solcher Stigmata und Gesetze, die die Lebenswirklichkeit der europäischen Juden von den Anfängen bis zur Gegenwart markant illustrieren. Die zentrale Aussage des internationalen Autorenteams, zu dem auch Wissenschaftler der Universität Potsdam gehören, lautet: die jüdische Welt Europas spiegelt eine facettenreiche und komplizierte Totalität miteinander verbundener Prozesse, deren Strukturen sich in wiederkehrenden Ereignissen entdecken lassen. Dass die zweitausendjährige Geschichte der Juden verzweifeltes Ringen um Identität, Rechtssicherheit und Normalität bedeutete, de facto jedoch immer Progrom- und Leidensgeschichte voller antisemitischer Klischees war, die mit der Shoa ihren infamsten Höhepunkt erreichte, ist bekannt. Dass sie damit keineswegs endete, schon weniger. Deshalb leistet das Handbuch auch bei Sekundärformen des Antisemitismus nach 1945, beispielsweise in Österreich, Tschechien, Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit.
Den Beweis, das europäische ohne jüdische Geschichte nicht erzählt werden kann, zumal deutsche Geschichte nicht, erbringt es einmal mehr. Schon Nietzsche fragte danach, was Europa den Juden verdanke und regte gar an,„ein sorgfältiges Verzeichnis der deutschen Gelehrten, Künstler, Schriftsteller, Schauspieler, Virtuosen von ganz- oder halbjüdischer Abkunft herzustellen: das gäbe einen guten Beitrag zur Geschichte der deutschen Kultur.“ Dem Leser er
schließen sich nicht nur historische Fakten, Personen, Zusammenhänge und Entwicklungslinien aus jüdischer Perspektive. Er erhält auch eine Fülle von kenntnisreichen Details und allgemeinen Informationen sowohl zur inneren Entwicklung der jüdischen Gemeinschaft als auch zwischen den Juden und der sie umgebenden christlichen oder muslimischen Gesellschaft.
Der erste Band trägt den Untertitel„Länder und Regionen“. Er zeichnet die Geschichte der Juden in einzelnen Kultur- und Kommunikationsräumen zwischen Italien und Skandinavien nach. Zeittendenzen, Epochenwandel sowie die ständige Neuorganisation der Landkarte(Kriege, Migrationsbewegungen, demographische Veränderungen) stets im Blick, beschreibt er anhand politik- und sozialgeschichtlicher Fragestellungen das Grundthema zwischen Juden und Nichtjuden: Abgrenzung und Integration beziehungsweise Ausgrenzung und Emanzipation.„Religion, Kultur, Alltag“ untertitelt den zweiten Band; der sich mit der europäischen Dimension jüdischer Geschichte beschäftigt. Er analysiert und systematisiert die im ersten Band entwickelten Themen anhand.innerjüdischer Entwicklungen in Tradition und Gegenwart und verlagert sie in religiöse, philosophische, wirtschaftliche und kulturelle Bereiche. Aspekte von Musik, Literatur, Architektur, Wissenschaft, Familie oder der Stellung der Frau kommen dabei ebenso zur Sprache wie solche der Mystik, der jüdischen Aufklärung(Haskala) oder des politischen Zionismus.
Wie einzelne Bausteine setzen sich die Beiträge allmählich zu einem Gesamtbild zusammen. Ständige Kohärenzen und Perspektivwechsel sind ihr größter Vorzug. Sie vor allem sind es, die den Eindruck entstehen lassen, mit einem wichtigen Kompendium zu tun zu haben. tp
Elke-Vera Kotowski, Julius H. Schoeps,
Hiltrud Wallenborn(Hrsg.)
Handbuch zur Geschichte der Juden in Europa in zwei Bänden
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt. Primus Verlag, 2001
ISBN 3-89678-419-6
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