Haupt& Mädlow : Avifaunistischer Jahresbericht 2018 3 Übersicht – Witterung und herausragende Ereignisse Der Winter 2018 setzte sich im Januar, wie bereits im Dezember zuvor, deutlich zu mild fort. Die Mitteltemperatur lag drei Grad über dem Durchschnitt und Dauerfrost blieb nahezu aus. Niederschlag fiel etwas überdurchschnittlich, jedoch kaum als Schnee. Der Februar präsentierte sich eher winterlich mit ständigem Nachtfrost und im letzten Monatsdrittel auch mit einer Dauerfrostperiode. Das führte dazu, dass der Monat zwei Grad kühler war als im langjährigen Mittel. Zudem fiel fast kein Niederschlag. Durch die milde Witterung verweilten im Januar überdurchschnittlich viele Schnatter-, Pfeif- und Krickenten sowie Kiebitze im Gebiet. Während der Gänsezählung konnte mit 29.000 Graugänsen eine neue Höchstzahl für Mitte Januar ermittelt werden. Überdurchschnittlich hoch waren für einen Januar auch die Monatssummen von 20 Sommergoldhähnchen und 151 Bachstelzen. Es gelangen die Beobachtungen von insgesamt fünf Weißstörchen, vier Schwarzkehlchen und einem überwinternden Trupp von 36 Großen Brachvögeln. Aus dem bisherigen Rahmen fallen die Feststellungen von 23 Schwarzhalstauchern in 10 Gebieten im Verlauf des Winters. Der seit dem Herbst des Vorjahres auf dem Gülper See anwesende Eistaucher blieb bis Anfang Januar und wurde von einem neuen Artvertreter auf dem Trebelsee abgelöst. Das stärkste Vorkommen des Birkenzeisigs der letzten 10 Jahre setzte sich im Winter mit beachtlich großen Trupps fort. In dessen Gefolge konnten Ende Januar auch zwei Polarbirkenzeisige entdeckt werden(8. Nachweis). Trotz der eher winterlichen Witterung gab es im Februar zeitlich frühe Nachweise von Fischadler(14.2.), Austernfischer(18.2.), Zwergmöwe(18.2.),Alpenstrandläufer (19.2.) und Schwarzkopfmöwe(25.2.). Das Frühjahr begann im März deutlich unterkühlt mit einer negativen Abweichung der Mitteltemperatur um über zwei Grad.Die Niederschlagsmenge entsprach dem Durchschnitt. Im Kontrast dazu waren der April und Mai sehr warm und regional lag die Durchschnittstemperatur zwischen vier und fünf Grad über dem Mittel. Beide Monate wiesen die stärksten positiven Abweichungen der Temperatur im gesamten Jahr auf. Zudem war es viel zu trocken. Ein kleiner Warmluftschub am 11. März begünstigte wahrscheinlich die frühzeitigen Beobachtungen von Dunklem Wasserläufer(11.3.), Flussuferläufer (13.3.) und Wiedehopf(14.3.). In dieser Periode gelang auch die einzige Feststellung einer Spornammer im Jahr. Im März glückte der spektakuläre erste Brutnachweis des Kiefernkreuzschnabels. Die Brut verlief erfolgreich. Außergewöhnlich viele Pfeifenten rasteten am 27. März. In deren Gefolge konnte Ende März eine Kanadapfeifente entdeckt werden(6. Nachweis). Ende März gab es zudem zeitige Feststellungen von Säbelschnäbler(24.3.) und Rohrschwirl (30.3.) und eine im Vergleich zu den letzten Jahren sehr große Ansammlung von 4.600 Goldregenpfeifern. Im deutlich überdurchschnittlich warmen April konnten weitere sehr zeitige und zum Teil bisher früheste Ankunftsdaten registriert werden: Wiesenweihe(7.4.), Rotfußfalke(12.4.), Sprosser (15.4.), Neuntöter(18.4.), Pirol(20.4.), Grauschnäpper(22.4.), Gelbspötter und Schlagschwirl(jeweils 23.4.). Aufsehenerregende Seltenheiten blieben im weiteren Verlauf des Heimzuges aus. Bemerkenswert waren Ende April dennoch die Feststellungen eines Heimzugtrupps von 21 Zwerggänsen, die aus dem schwedischen Bestandsstützungsprogramm stammten, einer Schmarotzerraubmöwe und einem besenderten Hybriden Schell- x Schreiadler, der auf seinem Zug über Brandenburg geortet wurde. Es folgten im Mai der bisher größte Heimzugtrupp von 12 Brandseeschwalben, ein Graubruststrandläufer, zwei Sumpfläufer und beachtliche sieben Doppelschnepfen. Recht spät zeigten sich die letzten Durchzügler von Wasseramsel(18.5.), Raufußbussard (23.5.) und Mittelsäger(25.5.). Im Sommer setzte sich das zu warme Wetter fort und von Juni bis August war es im Mittel um zwei bis drei Grad wärmer als üblich. Entsprechend der hohen Sonnenscheindauer gab es viel zu wenig Niederschlag. Daran konnten auch regionale Regengüsse im Juli nichts ändern. In vielen Gewässern verringerte sich der Wasserstand sehr stark und zahlreiche Kleingewässer und einige mittelgroße Teiche trockneten vollständig aus. Zu den seltensten Brutvögeln gehörte ein BP des Stelzenläufers, das erstmals seine Brut auch erfolgreich, mit zwei flügge gewordenen Jungvögeln, abschließen konnte. Uferschnepfen besetzten nur noch zwei Reviere, und der kleine Bestand der Heringsmöwe betrug vier BP.
Heft
(2021) 28
Seite
3
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