Otis 28( 2021): 103-112 Beobachtungen an Fichtenkreuzschnäbeln Loxia curvirostra und Nachweise vom Bindenkreuzschnabel L. leucoptera während der Invasion 2017/2018 in Berlin
Dieter Köhler
KÖHLER, D.( 2021): Beobachtungen an Fichtenkreuzschnäbeln Loxia curvirostra und Nachweise vom Bindenkreuzschnabel L. leucoptera während der Invasion 2017/2018 in Berlin . Otis 28: 103-112
Die Phänologie der Invasion 2017/2018 von L. curvirostra in einem Beobachtungsgebiet in BerlinMarzahn sowie Beobachtungen zur Alterszusammensetzung der rastenden Vögel und ihrem Verhalten werden beschrieben. Unter den nahrungssuchenden Fichtenkreuzschnäbeln war im Vergleich zur Literatur ein relativ hoher Anteil von L. curvirostra mit weißen Flügelbinden( rubrifasciata- Aberration). Dies wird als ein Hinweis auf ein enges, regionales Herkunftsgebiet der Vögel interpretiert. Des Weiteren wird über die Beobachtung von zwei L. leucoptera im gleichen Gebiet berichtet. Das Jahr des ersten Nachweises von L. leucoptera für Berlin wird korrigiert. Es liegt vor 1832 und ist nicht das wiederholt genannte Jahr 1846.
KÖHLER, D.( 2021): Observations of the Red Crossbill( Loxia curvirostra) and records of the Two- barred Crossbill( L. leucoptera) during the 2017/2018 invasion in Berlin . Otis 28: 103
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The phenology of the 2017/2018 invasion of L. curvirostra in an observation area in Berlin- Mar zahn , as well as the age composition and behaviour of the birds on stopover are described. In comparison with the relevant literature, there was a relatively high proportion of L. curvirostra with white wing bars( rubrifasciata- aberration) among the feeding crossbills. This is interpreted as an indication of a circumscribed, regional location of origin of the birds. The presence of two L. leucoptera in the same area is also reported. The year of the first record of L. leucoptera for Berlin is corrected. It was previous to 1832, and not 1846 as is repeatedly reported.
1 Einleitung
In unterschiedlichen zeitlichen Abständen erscheinen die Fichtenkreuzschnäbel Loxia curvirostra in größerer Anzahl in Mittel- und Westeuropa . Hohe Populationsdichte und geringes Nahrungsangebot in den borealen Nadelwäldern sind die wichtigsten Faktoren, die Wanderungen bei Kreuzschnäbeln auslösen( BERTHOLD 2007). Sie führen teilweise über Entfernungen von über> 2.000 km bis nach Grönland oder die kanarische Inseln. Diese Migrationsbewegungen werfen noch immer viele Fragen auf( CRAMP & PERRINS 1994, EDELAAR et al. 2003, NEWTON 2006). Die Invasionen sind bereits in der älteren Literatur vermerkt. Eine Zusammenstellung für England findet sich bei NEWTON( 2006). Der Autor listet ab 1881 bis 2000 vierzig Invasionen auf, die in Intervallen von ein bis neun Jahren auftraten. Für Brandenburg schreibt SCHULZ( 1845) in seiner„ Fauna Marchica" zu den Invasionen des Fichtenkreuzschnabels u. a.: "... kommt in manchen Jahren besonders schaaren
"...
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weis aus den nördlicheren Ländern zu uns.". SCHALOW ( 1919) hat Zweifel an der Aussage, obwohl er ebenso über Einflüge, die sogar Berlin tangierten, berichtet. So wurden 1835 in Neukölln und Köpenick Fichtenkreuzschnäbel gefangen. SCHALOW merkt an, es gäbe aber keine sicheren Nachweise des Brütens... in der Mark. Mit zunehmender Kultivierung der Nadelbäume, insbesondere von Fichte und Kiefer in dem letzten Jahrhundert, verbesserte sich die Nahrungsgrundlage des Fichtenkreuzschnabels( GATTER 2000). Im Ergebnis dessen expandierte die Art und wurde regelmäßiger Brutvogel auch in den tieferen Lagen Mitteleuropas . Dies spiegelt sich seit 1980 u. a. in einer stärkeren Besiedlung Nordostdeutschlands wider( GEDEON et al. 2014). In Brandenburg ist die Art gegenwärtig mit 50 bis 150 Brutpaaren vertreten( RYSLAVY et al. 2019). In den Waldflächen Berlins wurde ebenfalls ein Brutvorkommen nachgewiesen ( ALTENKAMP& TEIGE 2004). Im Folgenden soll über