Heft 
(2021) 28
Seite
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Beobachtungen zum Verhalten überwinternder Fich­tenkreuzschnäbel Loxia curvirostra, das Auftreten von Vögeln mit hellen Flügelbinden und über die Be­obachtungsumstände zweier Nachweise des Binden­kreuzschnabels L. leucoptera während der Invasion von 2017/2018 in Berlin- Marzahn berichtet werden.

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Beobachtungsgebiet und Vorgehensweise

Das Beobachtungsgebiet umfasst ca. 7.000 und befindet sich in einer Einfamilienhaussiedlung im Osten Berlins ( Marzahn- Mitte ). Die Siedlung wurde in den 1930er Jahren errichtet und ist mit zahlrei­chen Koniferen bestanden. Es dominiert die Blau­fichte Picea pungens. Von dieser Art stehen auf dem Grundstück des Autors und benachbarten Grund­stücken 45 z. T. sehr alte Exemplare, die zurzeit des Einflugs fast alle stark fruktifizierten. Einige Lär­chen Larix decidua , Douglasien Pseudotsuga menzie­ sii , Kiefern Pinus sylvestris und diverse Laubbäume ergänzen den Baumbestand. Soweit es das Wetter erlaubte, wurden die Vögel beobachtet und Fotos angefertigt. Dies erfolgte vorwiegend aus der ersten Etage des angrenzenden Wohnhauses.

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Beobachtungen

3.1 Phänologie

Vor der Invasion wurden von Januar bis Mitte Juni 2017 in Berlin 96 Fichtenkreuzschnäbel gemeldet.

Otis 28( 2021)

Zu Beginn der Invasion Anfang Juli waren es 31 Fichtenkreuzschnäbel( Lc)( BOA 2018). Stetig stieg die Anzahl und erreichte im Dezember das Maxi­mum, um bis März des kommenden Jahres langsam abzufallen. In der Invasionszeit( Juli 2017 bis März 2018) wurden im Durchschnitt x= 372,5 Lc/ Monat registriert. Wie aus Tab. 1 ersichtlich, handelte es sich um die bisher umfangreichste Invasion der Art auf Berliner Territorium.

Im Beobachtungsgebiet tauchten die ersten Kreuzschnäbel im August auf, um ab Ende Septem­ber( 28.9.2017) regelmäßig aufzutreten. Anfangs noch in Gruppengrößen von 3 bis 10 Expl. nahm gegen Ende Oktober der Umfang der Schwärme zu. Im Dezember erreichten sie mit ca. 80 Vögeln die maximale Größe. Im Januar 2018 konnten nur noch an vier Tagen insgesamt 38 Fichtenkreuzschnäbel beobachtet werden. Dieser abrupte Rückgang vom Dezember 2017 auf den Januar 2018 ist sehr wahr­scheinlich den Silvesterfeuerwerken in der Umge­bung des Beobachtungsgebietes geschuldet, denn Zapfen waren noch reichlich vorhanden.

3.2 Zusammensetzung der Schwärme

Von den ab Ende September bis Ende Dezember an­gefertigten Fotografien konnten n= 312 abgelichtete Fichtenkreuzschnäbel ausgewertet werden. Nicht einbezogen wurden Aufnahmen großer Gruppen, um Doppelzählungen zu vermeiden. Mit 167 Expl. ( 53,5%) trugen über die Hälfte der Vögel das

graue

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500

400

300

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100

0

Juli Aug Sept Okt

Nov

Dez

Jan Feb März April Mai Juni

Berlin

Marzahn - Mitte

Abb. 1: Phänologie der In­vasion von L. curvirost­ra von 2017/2018 in Berlin ( BOA 2018) und im Beob­achtungsgebiet in Marzahn­ Mitte ( rote Säulen). Deut­lich ist der Abbruch des Aufenthalts im Beobach­tungsgebiet nach dem Jah­reswechsel erkennbar.

Phenology of the 2017/2018 invasion in Berlin and at the observation site in Marzahn­Mitte( red columns). The breaking- off of the birds' stay following the New Year's Eve is evident.