Heft 
(2021) 28
Seite
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Köhler: Beobachtungen an Fichtenkreuzschnäbeln und Nachweise vom Bindenkreuzschnabel... 109

genossen an. Der Hals wurde gerade nach vorn ge­streckt und oft verstärkten sie das Verhalten durch leichtes, simultanes Anheben beider Flügel. Nicht nur bei der Nahrungsaufnahme war agonistisches Verhalten zu beobachten, sondern auch zwischen badenden Männchen. Seltener waren Auseinander­setzungen, bei denen sich zwei Männchen frontal mit der Bauchseite anflogen.

4.4 Trinken, Baden

Die Kreuzschnäbel verließen nur zum Trinken und Baden die oberen Regionen der Bäume. Vorsichtig flogen die Badewilligen niedrigere Büsche an, um etappenweise bei der Wasserstelle zu landen. Auch die Feuchtigkeit des tauenden Raureifs leckten einige Vögel von den Fichtennadeln. Ein Männchen konnte bei Nieselregen beobachtet werden, wie es mit hän­genden Flügeln den Regen auf sich einwirken ließ.

4.5 Prädation

Vor dem Sperber Accipiter nisus flohen die Kreuz­schnäbel schnell im dichten Schwarm. Nebelkrä­hen Corvus cornix versuchten sich den fressenden Schwärmen zu nähern, was ebenfalls eine sofortige Flucht zur Folge hatte. Diese gezielte Annäherung der Krähen konnte an sechs Tagen festgestellt wer­den, aber ohne einen direkten Angriff beobachten zu können. Das Verhalten beider Arten lässt vermuten, dass die Krähen versuchten, fressende Kreuzschnä­bel zu erbeuten. Nach derartigen Attacken blieben die Fichtenkreuzschnäbel den restlichen Tag dem Futterplatz fern. Bei leichten Bedrohungen wech­selten kleine Trupps in die nahen Laubbäume, die ihnen eine gute Sicht ermöglichten. Ein anfliegender Buntspecht Dendrocopus major oder Eichelhäher Garrulus glandarius konnte ein solches Fluchtver­halten auslösen.

5. Diskussion Phänologie 5.1

In den letzten 30 Jahren wurden Fichtenkreuzschnä­bel( Lc) regelmäßig in stark schwankender Anzahl in Berlin beobachtet. Invasionen traten in den Jahren 1990/1991, 1993/1994, 2004/2005 und 2017/2018 auf. Die letzte Invasion war die individuenreichste ( BOA 2018, 2019).

Abb. 13: Drohen mit dem weit geöffneten Schnabel und der damit verbundenen Akustik konnte immer wieder beobachtet werden.

Threatening with the wide- open bill, and the associated acoustics , were observed repeatedly.

Abb. 14: Drohendes, badendes Männchen in abfallendem Erregungszustand.

Threatening, bathing male, gradually calming down.

Abb. 15: Aufnahme von Morgentau.

Drinking the morning dewhoarfrost that collected on the needles.