Heft 
(2021) 28
Seite
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Haferland: Zum früheren Vorkommen des Birkhuhns Lyrurus tetrix im unteren Oderland

sogenannten, Rohrbruch( MTB / Quadrant 2851/2) etwa 3km südöstlich der Gemeinde Hohenselchow befand sich ein alljährlich besetzter Balzplatz. Hier fanden sich regelmäßig mehrere Männchen, aber auch Weibchen, zur Balz ein. Gelegentlich erfolgten auch Abschüsse von einzelnen Hähnen auf diesem Balzplatz. Über die Höhe des Bestandes konnte W. Doeleke keine Angaben machen. Aus seinen allge­meinen Angaben regelmäßig kamen einzelne Vögel vor" könnte auf einen Bestand von unter 10 Tieren geschlossen werden.

Über den genauen Zeitpunkt des Erlöschens dieses Birkhuhnvorkommens konnte der Gewährs­mann keine Angaben machen. Als Grund des Ver­schwindens der Art im Gartzer Bruch nannte er die Jagd der damaligen Besatzungstruppen in den Nachkriegsjahren. Ob dies tatsächlich so war, lässt sich heute nicht einschätzen, erscheint aber wenig wahrscheinlich. Gravierender auf das Birkhuhn wirkten sicherlich die zu Beginn der 1950er Jah­re einsetzenden Arbeiten zur Instandsetzung der Meliorationsgräben. Diese Arbeiten wurden in den Folgejahren intensiviert und gipfelten in der soge­nannten Komplexmeliorartion des Gartzer Bruches in den 60er Jahren.

Die nachfolgende industriemäßige Grünlandbe­wirtschaft im Gartzer Bruch nahm dem Birkhuhn die letzte Chance zum Überleben. Auch wenn in den Randbereichen im Westen, dort wo zuletzt die Vögel noch balzten, kleinflächig naturnahe Restflächen bis in die Gegenwart erhalten blieben. Das Schicksal der Art war damit endgültig besiegelt, obwohl es bis in die 60er Jahre Hinweise gab, dass Birkhühner hier noch vorkommen sollten. So will der Forstarbeiter

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und Jäger Peter Braunsdorff() noch Anfang der 60er Jahre Birkhähne in diesem Gebiet gehört haben.

Erstmals wurde das Gebiet des, Rohrbruch" 1971 vom Verfasser aufgesucht und beeindruckte noch da­mals durch seine vielfältigen Lebensräume. Die enge Verzahnung von Feuchtwiesen mit kleinen Erlen- und Birkengruppen, kleinflächigen Schilfarealen mit Grä­ben und kleinen Torfstichen blieben überwiegend bis heute erhalten( Abb. 1). Die Wasserversorgung der Brüche und Wiesen war durch die Melioration erheb­lich gestört. Die Einwanderung des Bibers Castor fiber in den letzten Jahren sowie der Bau von Stauen durch den Wasser- und Bodenverband hat den Wasserhaus­halt des Gebietes örtlich verbessert.

Literatur

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