Otis 28( 2021): 131-140
Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg
Torsten Langgemach, Torsten Ryslavy& Tobias Dürr
GELSCHUTZWARTE
LAU
Landesamt für Umwe
BRANDENBURG
Die Staatliche Vogelschutzwarte des Landes Bran denburg konnte im Jahr 2021 auf ihr dreißigjähriges Bestehen zurückblicken. Schon kurz nach der Bildung der neuen Bundesländer und der Etablierung der Umweltverwaltung wurde ihre Gründung vorbereitet. Im Januar 1991 entschied das damalige Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung( MUNR), die bestehende Naturschutzstation Rietzer See im Sinne einer Vogelschutzwarte umzuwidmen und zu entwickeln. Träger sollte das in Gründung befindliche Landesumweltamt sein. Schon einen Monat darauf erfolgte die Aufnahme in die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten( LAG VSW). Brandenburg brachte so die jüngste Vogelschutzwarte in das wiedervereinte Deutschland ein. Mit Inkrafttreten des Brandenburgischen Naturschutzgesetzes vom 25. Juni 1992 erhielt die Einrichtung als„ Staatliche Vogelschutzwarte Rietzer See" im§ 56 ihre rechtliche Verankerung. Als Leiter fungierte Gertfred Sohns. Tobias Dürr, der im Juli 1992 dazu stieß, ist somit heute der dienstälteste Mitarbeiter der Einrichtung. Unter eingeschränkten räumlichen und personellen Bedingungen war klar, dass sich am Rietzer See nur ein kleiner Teil der vielfältigen Aufgaben des Vogelschutzes erfüllen lässt, zu denen eine Naturschutzfachbehörde verpflichtet ist. Zwangsläufig blieb die Arbeit auf einige Schwerpunkte beschränkt, zu denen vor allem die Koordinierung der wissenschaftlichen Vogelberingung, der Schutz der Schilfbrüter in Brandenburg , Konflikte durch sogenannte„ Problemarten“ und nicht zuletzt die Öffentlichkeitsarbeit gehörten. Schon damals wurde aber auch mit dem Aufbau der Verlustdatenbanken zu Windkraft und Straßenverkehr begonnen.
Eine Umstrukturierung der Abteilung Naturschutz des Landesumweltamtes führte 1998 zur Zusammenführung von Aufgaben des Vogelschutzes. Standort der Staatlichen Vogelschutzwarte ist seither die vorherige Naturschutzstation Buckow im Havel land
. Da hier nicht der Raum für einen ausführlichen Rückblick ist, sei auf LITZBARSKI& LANGGEMACH( 2009) verwiesen. Zudem künden die zurückliegenden zwanzig Ausgaben von„ Aktuelles aus der Vogelschutzwarte" in der Otis sowie etwa 250 Publikationen von dem breiten Aufgabenquerschnitt unserer Einrichtung:
https://lfu.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/
VSW- Publikationen- kurz.pdf. Einiges davon hat uns in früheren Jahren mehr beschäftigt als aktuell, etwa die Erarbeitung grundsätzlicher Problemlösungen bei Vögeln, die Konflikte für Landwirtschaft und Fischerei verursachen( u.a. HAASE et al. 1999, BREHME et al. 2001). Dies erfolgte gemeinsam mit den Landnutzerverbänden und hat sich immer wieder bewährt, sodass wir heute darauf zurückgreifen können. So wandelte sich z. B. die zunächst äußerst emotionsgeladene Debatte um den ansteigenden Kormoranbrutbestand in eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Landesfischereiverband. Andere Themen sind hinzugekommen, so der Klimawandel und die Anpassungsstrategien einschließlich der Energiewende. Aktuelle neue Herausforderungen sind hier etwa Photovoltaikanlagen in der freien Landschaft oder die technischen Konfliktminderungsmaßnahmen an Windenergieanlagen( WEA ). Einige unserer Arbeitsinhalte sind Dauerthemen, wie naturgemäß das Monitoring, aber auch die Konflikte zwischen Windkraftnutzung und Vogelwelt. Bei der Windkraft hat Brandenburg im Rahmen der Arbeitsteilung in der LAG VSW bundesweite Verantwortung übernommen. Darüber hinaus gibt es internationale Verpflichtungen, für Groẞtrappe und Seggenrohrsänger z. B. im Rahmen der Bonner Konvention mit ihren Memoranda of Understanding für diese Arten. Letztlich gehen auch die Brandenburger Vogeldaten in gesamtdeutsche und internationale Indikatoren ein. Einige Themen beschäftigten uns nur zeitweilig, etwa sehr spezielle Fragen in der Bergbaufolgelandschaft, einiges kommt ungefragt immer wieder wie die illegale Verfolgung von Vögeln.