Heft 
(2021) 28
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Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg

In den zurückliegenden Jahren hatten unsere Win­tervögel kaum noch Gelegenheit, Schnee und Kälte kennenzulernen. Insofern traf sie der dreiwöchige Kälteeinbruch im Februar 2021 unverhofft. Gegen­über dem Gesamtzeitraum 1991 bis 2020 lag die Temperatur allerdings nur 0,8° C unter dem Mittel, verglichen mit dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 sogar 0,6° C darüber( https: //www.wetterkon­tor.de/de/wetter/deutschland/monatswerte-station.

asp? id= 10379& yr= 2021& mo=-1). Tendenziell mil­dere Winter führen schnell zu Verhaltensänderungen der Vögel, vor allem jener, die wir zu den Teilziehern zählen: Zugwege werden verkürzt oder es wird ganz auf das Ziehen verzichtet, dadurch Zeit und Energie gespart, und wenn alles klappt, sind die Pioniere mit angepassten Verhaltensmustern zuerst wieder im Brutgebiet. Allerdings gehen sie dabei auch Risiken ein. Der Wintereinbruch im Februar traf vor allem Fischfresser. Nach mehreren Nächten mit Tempe­raturen bis-20° C waren die Seen zugefroren, und verfügbar waren nur noch Teile der Fließgewässer. Reiher , die in Flachwasserbereichen jagen, hatten kaum noch Zugang zur Nahrung. Aber auch Kormo­rane hatten Probleme- möglicherweise waren Fische nicht überall in den eisfreien Bereichen verfügbar oder die Vögel ertranken bei ihren Jagdversuchen unter dem Eis. In der Vogelschutzwarte wurden in dieser Periode 70 tote Kormorane, 20 tote Silberrei­her und 11 Graureiher dokumentiert. In kleineren Zahlen wurden auch Rohrdommeln, Zwerg- und Haubentaucher sowie Teich-, Bläss- und Wasserral­len registriert. Die nur lokal registrierten Verluste las­sen deren tatsächliche Höhe nur erahnen. Auffallend war, dass aus urbanen Bereichen die größten Zahlen gemeldet wurden. So sammelte die Feuerwehr allein in der Innenstadt von Rathenow 22 tote Kormorane ein. Verluste außerhalb von Städten und Dörfern wurden vor allem von OrnithologInnen gemeldet. Die Bevölkerung war zudem durch aktuelle Fälle hochpathogener Aviärer Influenza( Vogelgrippe) alarmiert. Der in der Presse geäußerte Verdacht eines seuchenhaften Geschehens ließ sich jedoch anhand der untersuchten Vögel nicht bestätigen. Weniger auffallend war die Mortalität bei anderen Vogelarten, etwas erhöht z. B. bei den Mäusefressern. Bei klei­neren Arten wie Zaunkönig und Eisvogel zeigte erst die auf den Winter folgende Brutzeit den Einbruch durch die Winterverluste. Bei der Bartmeise wur­

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de er vor allem anhand der Beringungsergebnisse deutlich. Da die Kälteperiode nicht mit großen und anhaltenden Schneemengen verbunden war, sind Pflanzenfresser gut über die Runden gekommen. Einige Tausend Kraniche überwinterten erfolgreich

Abb. 7: Eingefrorener Silberreiher in einem Graben. Frozen Great White Egret as one of many victims of a three weeks frost period in February 2021. Foto: T. Langgemach.

Abb. 8: Dieser Graureiher schien Glück gehabt zu haben. Der Zwergtaucher war jedoch steif gefroren und für den Reiher nicht zu verschlucken.

At first glance an opulent meal for the hungry Grey Heron; however, it was not able to swallow the bulky frozen Little Grebe. Foto: T. Langgemach.