Bei Theodor Storm verlaufen lyrisches und novellistisches Schaffen im wesentlichen nacheinander. Das schließt die nachwirkende Neigung zur Poetisierung der Prosa nicht aus, die aber bei Storm im wesentlichen im Rahmen der Novelle verbleibt. Fontane leistet in der deutschen Literatur den dichterischen, den poetischen realistischen Roman, er vermag beseelte und zugleich ausgesparte, die Phantasie anregende realistische Gesellschaftsbilder zu geben. Die größte Nähe zu ihm besitzen in dieser Hinsicht Thomas Mann, Arnold Zweig, Anna Seghers und Christa Wolf.
In jüngster Zeit begegnet uns die Wechselwirkimg von Poesie und Prosa bei Johannes Bobrowski, der zwar primär Lyriker ist, aber als Erzähler auf seine Weise zu Verkürzungen und zum Rhetorisch-Gestischen tendiert und damit eine neue Variante lyrisierender epischer Intensität verkörpert.
Quellenangaben und Anmerkungen
1 Thomas Mann: „Altes und Neues“, Berlin 1956, S. 10 f.
2 Daß sich Fontane über die relative Produktivität von Naturalismus und Impressionismus für die Entwicklung des Realismus auch theoretisch im klaren war, beweist die erstmals von Hans-Heinnch Reuter in den „Aufzeichnungen zur Literatur“, Berlin und Weimar 1969, auf S. 172 mitgetelite längere Bemerkung Fontanes „Über das Gemeinsame im Realismus und Idealismus der modernen Kunstbestrebung“.
3 Thomas Mann: „Adel des Geistes“, Berlin 1956, S. 476f.
4 Vgl. dazu den Brief Fontanes an Theodor Storm vom 14. 2. 1854
5 Thomas Mann: „Adel des Geistes“, S. 488
6 Wilhelm Bölsche in „Die Gegenwart“ vom 4. 1. 1890
7 Georg Büchner: „Dantons Tod“, Berlin-Leipzig 1946, S. 7
8 Theodor Storm: „Sämtliche Werke in zwei Bänden“, Berlin, o. J. Bd. 2, S. 822
9 FB 11,7 (Heft 15 der Gesamtreihe), S. 468f.
10 Der Begriff des „leuchtenden Seelenschauspielers“ entstammt der Theaterästhetik Alfred Kerrs, „Brahminen“ nannte man den von Otto Brahm entwickelten Schauspielertyp, aus dem dann Kerr die weiterreichende Verallgemeinerung gewann.
11 Vgl. Joachim Biener: „Zum Menschenbild und zur Inhalt-Form-Beziehung in
.Irrungen, Wirrungen“ 1 in: „Wissenschaftliche Studien“ des Pädagogischen
Institutes Leipzig 1/1970
12 Thomas Mann: „Adel des Geistes“, S. 494
13 Thomas Mann: „Adel des Geistes“, S. 488
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