Heft 
(2023) 30
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Haupt& Mädlow: Avifaunistischer Jahresbericht für Brandenburg und Berlin 2020 3 sen im gleichen Gebiet konnte eine neue Höchst­zahl registriert werden. Zudem konnten im Januar drei Weißstörche, eine Rohrweihe, zwei Schwarz­kehlchen und erstmals im Hochwinter eine Klap­pergrasmücke beobachtet werden. Ein ab Mitte Januar fast einen Monat stationär anwesender Steinadler veranlasste zahlreiche Beobachter zu einem Ausflug in die Uckerniederung. Anfang Fe­bruar erschienen zwei Rauchschwalben(3.2.), ein Austernfischer(3./4.2.) und drei Schwarzstörche (10.2.) zu sehr ungewöhnlicher Zeit. Eistaucher und Gelbschnabeltaucher, seit Ende Dezember des Vorjahres auf Berliner Gewässern anwesend, begeisterten noch bis Anfang Februar viele Be­obachter. Der bereits 2019 lange Zeit im Randow­bruch anwesende Kaiseradler erschien dort erneut ab Mitte Februar und verblieb bis Mitte Oktober. Recht frühe Ankunftsdaten gab es Ende Februar von Schwarzmilan(24.2.), Knäkente, Kampfläufer und Rotschenkel(jeweils 29.2.). Zahlreich rasteten im Winter Seidenschwänze. Der größte Trupp um­fasste 600 Individuen in Berlin. Das Frühjahr präsentierte sich im März und April ebenfalls um ein bis zwei Grad wärmer als im Durchschnitt. Im Gegensatz dazu gestaltete sich der Mai um ein Grad kühler als normalerweise, und der Monat hatte die stärkste negative Temperaturabwei­chung im Jahresverlauf aufzuweisen. Das gesamte Frühjahr war mit einem Niederschlagsdefizit von 25 bis 50 Prozent erheblich zu trocken. Im März führten offenbar die zuvor länger an­haltenden milden Temperaturen zu frühzeitigen Beobachtungen von Flussregenpfeifer(1.3.), Löffler (8.3.), Blaukehlchen(9.3.), Gartenrotschwanz und Braunkehlchen(jeweils 18.3.) sowie Steinschmät­zer(19.3.). Ein seltener Gast war im März/April eine weibliche Ringschnabelente. Zu einer für un­sere Region bisher unbekannten Konzentration bei der Rotdrossel kam es Ende März im Raum Pots­dam. Bei Zählungen während des Schlafplatzfluges konnten bis zu 13.300 Individuen erfasst werden. Im Verlauf des Aprils folgten weitere sehr zeitige Feststellungen von Kuckuck(8.4.), Drosselrohr­sänger(8.4.), Trauerseeschwalbe(9.4.), Neuntöter (12.4.), Küstenseeschwalbe(13.4.), Sumpfrohrsän­ger und Gelbspötter(jeweils 23.4.). Seltene Gäste waren im April ein Trupp von acht Zwerggänsen, die aus dem schwedischen Bestandsstützungspro­jekt stammten. Wie im Vorjahr verrieten nur die Senderdaten den Durchzug eines Hybriden aus Schell- und Schreiadler, und eine Zitronenstelze rastete nur kurze Zeit. Beachtlich war eine Heim­zugansammlung von 41 Waldwasserläufern in den Reckahner Teichen und von 40 Alpenstrandläu­fern in den Körziner Wiesen. Mit 26 Individuen bei 8 Beobachtungen gestaltete sich der Heimzug des Säbelschnäblers sehr stark. Auch vier einzelne Pfuhlschnepfen während des Heimzuges waren recht ungewöhnlich, und den guten Heimzug der Limikolen komplettierten insgesamt vier im Mai nachgewiesene Doppelschnepfen. An seltenen Gästen zeigten sich zudem ein Rallenreiher, eine Zwergohreule(5. Nachweis), eine Rötelschwalbe (4. Nachweis) und ein Grünlaubsänger. Recht spät rasteten noch Artvertreter von Eisente(3.5.), Rot­halsgans(6.5.) und Raufußbussard(22.5.). Im Sommer gab es im Juni eine Temperatur­abweichung vom Durchschnitt von plus zwei Grad und im August von plus vier Grad. Der Juli war eher normal temperiert. Das Niederschlagsdefizit von 30 bis 50 Prozent setzte sich auch in den Som­mermonaten fort. Die lang anhaltende Trockenheit seit dem Frühjahr führte zu einem Wassermangel in zahlreichen Gewässern. Einige Teiche in der Lausitz trockneten vollständig aus. Das Brutgeschehen überraschte mit der ersten erfolgreichen Brut der Zitronenstelze. Weiterhin zählten zu den seltensten Brutvögeln ein BP des Stelzenläufers, dessen Brut leider scheiterte, ein BP der Heringsmöwe und zwei BP der Weißbart-See­schwalbe. Die Brutkolonie der Zwergseeschwalbe mit 32 BP erlitt durch ein Hochwasser einen kom­pletten Brutverlust. Von der Uferschnepfe brüte­te ein letztes Paar erfolglos in den Jänschwalder Wiesen. Spät rasteten noch ein Goldregenpfeifer (17.6.) und ein Ohrentaucher(18.-22.6.). An sel­tenen Gästen zeigten sich im Juni zwei weitere Zi­tronenstelzen und erneut sang eine Zwergralle im gleichen Gebiet wie im Vorjahr. Zudem konnten im Verlauf des Sommers vier Purpurreiher, zwei Gänsegeier, ein Schlangenadler und ein Grünlaub­sänger beobachtet werden. Ein in Östereich besen­derter Kaiseradler streifte bei seinem Ausflug nach Deutschland auch Brandenburg, verfehlte aber einen Anschluss zum Langzeitgast im Randow­bruch. Große Konzentrationen bildeten die Mau­seransammlungen von 1.027 Höckerschwänen und 1.199 Schnatterenten in den Peitzer Teichen.