Heft 
(2023) 30
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110 se(JF 8 und FH 1) nach ihrem Aufenthalt in Bran­denburg Ende April/Anfang Mai 2018 wieder am traditionellen Rastplatz in Nord-Trondelang/Mit­tel-Norwegen auftauchten, also die Zugwegabwei­chung korrigiert hatten. Bis zum Jahr 2021 wurden sie dann noch mehrfach an den üblichen Rastplät­zen in Dänemark und Norwegen beobachtet. Die dritte Kurzschnabelgans(JL 9) wurde wäh­rend ihres Heimzuges 2018 letztmals am 20.03. von B. Kreisel in der Mittleren Havelniederung ge­sehen. Überraschend tauchte sie während des fol­genden Wegzuges erneut in diesem Gebiet auf, wo ihr Halsband zwischen dem 14.10. und 25.12.2018 mehrfach von ihm abgelesen wurde. Vom üblichen Zugweg der Kurzschnabelgänse entlang der atlan­tischen Küste Norwegens hatte sie sich weit ent­fernt. Auch in den folgenden Jahren wählte diese Gans wieder eine südlichere Route. Nach Informa­tionen der norwegischen Beringungszentrale wur­de sie regelmäßig bis zum März 2023 während des Herbst- und Frühjahrszuges nördlich und westlich von Stockholm in Schweden abgelesen. Zumin­dest im Dezember 2020 und Januar 2022 war sie im Südosten von Dänemark. Zudem konnte sie im Mai 2019 und 2021 während der Rast auf dem Heimzug an der Bottnischen Ostseeküste in Finn­land gesehen werden. Die Ablesungen der Halsbänder bei den drei Kurzschnabelgänsen verdeutlichen eindrucksvoll, wie wechselhaft und abweichend sich das Zugver­halten einzelner Individuen gestalten kann. Austernfischer Haematopus ostralegus Gdansk EN 04826+ Farbringe Von den wenigen im ostdeutschen Binnenland als Brut- und Gastvögel vorkommenden Austern­fischern gibt es bisher kaum Informationen zum individuellen räumlichen und zeitlichen Auftre­ten. Der genannte Vogel wurde nach Angaben der polnischen Beringungszentrale am 03.08.2019 im Mittleren Odertal bei Kaleńsko(Polen) nichtflügge beringt. Dort hielt er sich noch bis zum 12.08.2019 auf. Am 03.05. und 09.05.2023 wurde er im Unte­ren Odertal bei Stützkow/Lkr. Uckermark, 46 km NNW seines Geburtsortes, von P. Schröder als verpaart beobachtet und durch seine Farbringe identifiziert. Zur Brut kam es am Beobachtungs­ort nicht. Austernfischer werden meist erst im 4. Otis 30(2023) Lebensjahr geschlechtsreif(Bauer et al. 2005), in dem sich auch der hier genannte Vogel befand. Zu­mindest war er mit einem Partner in die Flussnie­derung seiner Geburtsheimat zurückgekehrt. Interessant sind auch weitere Feststellungen dieses Vogels, die seinen Lebensweg dokumentie­ren. Einen außerbrutzeitlichen Aufenthaltsort hat­te er zwischen dem 15.07. und 09.12.2020 sowie vom 03.10. bis 18.11.2022 an der Küste des Ärmel­kanals in der Grafschaft Kent(England), 950 km westlich seines Erbrütungsortes. Zwischenzeit­lich wurde er durch die Ablesung der Codierung der Farbringe am 01.08.2022 im nordsächsischen Elbtal bei Liebersee, ebenfalls einem Brutgebiet des Austernfischers, festgestellt(Trapp 2022). Vor seinem Erscheinen im Unteren Odertal rastete der Austernfischer zudem vom 04.04. bis 20.04.2023 im Teichgebiet Koselitz/Lkr. Meißen. Die mehr­fachen Funde im Elbtal lassen darauf schließen, dass Vögel aus dem Odertal auf dem Zug von und zur Nordsee offenbar der Flussniederung der Elbe folgen. Sturmmöwe Larus canus ЭЦР Воронье Гнездо С+7(499)504-04-95, 2021 (Moskwa)+ blauer Farbring Über die Herkunft der in Brandenburg überwin­ternden Sturmmöwen gibt es nur wenige Informa­tionen(Bairlein et al. 2014). Die Mehrzahl der in Ostdeutschland im Winter angetroffenen Vögel stammt aus dem Baltikum und nur wenige Vögel wurden zur Brutzeit in Zentral- und Ostpolen beringt. Während eine Reihe von in Deutschland beringten Durchzüglern und Wintergästen auch im Westen Russlands bis hin zum Ural kontrolliert wurden, gibt es nur sehr wenige Funde von Vögeln mit russischen Ringen in Deutschland, weil in Russland offenbar nur wenige Nestlinge und Brut­vögel beringt wurden. Am 02.02.2023 entdeckte U. Hein in Werder(Havel)/Lkr. Potsdam-Mittelmark eine Sturmmöwe mit einem ungewöhnlichen, sehr schmalen Nicht-Vogelwarten-Metallring mit ky­rillischer Inschrift und einer Telefon-Nummern­folge sowie einem zusätzlichen Farbring(ohne Codierung). Mit Geduld und Akribie gelang ihm die vollständige Identifikation der kleinen Ring­inschrift (Abb. 1). Durch Vermittlung von Dr. S. Martens und dessen Kontakte zu russischen Orni-