Heft 
(2023) 30
Seite
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Dürr, Kabus& Haupt: Bemerkenswerte Ringfunde aus Brandenburg 113 Saatkrähe Corvus frugilegus Helgoland 4137674 umberingt zu Hiddensee HA 005282 In den Orten der Gemeinde Milower Land/Lkr. Ha­velland betreibt Manfred Hug seit Mitte der 1990er Jahr sporadisch und insbesondere in den Win­termonaten mehrere Krähenfallen innerhalb der dörflichen Ortslagen. Dabei wurden inzwischen etwa 600 Krähenvögel gefangen und beringt, vor allem Nebelkrähen Corvus cornix, aber auch Saat­krähen. Unter den zahlreichen(eigenen) Wieder­fängen beringter Krähen befand sich bislang erst einmal eine Saatkrähe mit einem fremden Ring. Diese wurde am 25.11.2004 in Nitzahn kontrolliert und wegen der starken Abnutzung des Ringes um­beringt. Markiert worden war sie am 25.12.1986 im dritten Kalenderjahr in den Braunschweiger Rieselfeldern/Niedersachsen durch den verdienst­vollen Beringer Karl Greve(). Somit hatte sie ein Lebensalter von 20,5 Jahren erreicht und stellt da­mit den zweitältesten Vogel im Hiddensee-Gebiet dar. Nur(mindestens) drei Monate älter war eine Saatkrähe, die ebenfalls im Jahr 2004 im nahegele­genen Havelberg/Lkr. Stendal gefunden wurde und die vom selben Beringungsort stammte(C. Herr­mann, schriftl. Mitt.). Im Bereich der Mülldeponie der Stadt Braunschweig hatte Karl Greve hier seit Beginn der 1980er Jahre in einem europaweit ein­zigartigen Großprojekt nahezu 50.000 Saatkrähen beringt. Es verwundert daher nicht, dass innerhalb dieses Programmes weitere Saatkrähen mit einem hohen Lebensalter wiedergefunden wurden. Un­ter den deutschen Ringvögeln gibt es mindestens 18 Individuen, die wie die o. g. Krähe ebenfalls das 21. Lebensjahr erreicht haben. Mit Ausnahme ei­nes süddeutschen Vogels stammen sie alle von den Braunschweiger Rieselfeldern. Die älteste deutsche Saatkrähe erreichte nachweislich ein Mindest­lebensalter von 29 Jahren und 2 Monaten, gefolgt von einem Vogel mit 24 Jahren und 6 Monaten(Le­bendablesung!) sowie einem weiteren mit 23 Jah­ren und 7 Monaten(Dr. W. Fiedler und O. Geiter, schriftl. Mitt., Greve 2001, 2012). In der EURING­Liste finden sich weitere Vögel, die sehr alt gewor­den sind. So wurde eine norwegische Saatkrähe im Alter von 23 Jahren und 9 Monaten und ein briti­scher Vogel mit 22 Jahren und 11 Monaten wieder­gefunden(Fransson et al. 2017). Drosselrohrsänger Acrocephalus arundinaceus Hiddensee OB 50321 Wie zahlreiche Wiederfänge belegen, kehren Rohr­sänger vielfach über Jahre genau an die gleichen Plätze in die einförmig anmutenden Schilfröhrich­te zurück. Nach dem im deutschen Ringfundatlas ausgewerteten Datenmaterial wurde der älteste Drosselrohrsänger in einem Alter von 9 Jahren und 11 Monaten festgestellt(Bairlein et al. 2014). Der o. g. Drosselrohrsänger wurde am 09.07.2011 am Schwielochsee/Lkr. Oder-Spree beringt und am 22.06.2019 sowie am 25.07.2021 ebendort wiedergefangen. Bei seiner letzten Feststellung trug er seinen Ring beachtliche 10 Jahre. Da er als altes Männchen beringt wurde, war er zum Zeit­punkt des letzten Wiederfangs bereits mindestens 11 Jahre alt. Die EURING-Liste der ältesten euro­päischen Ringvögel führt bislang ein ungarischer Drosselrohrsänger an, der es auf ein Lebensalter von 10 Jahren und 1 Monat brachte(Fransson et al. 2017). Erstaunlicherweise erreichen auch die kleinen Vertreter der Rohrsänger mit mindestens 11 Jah­ren beim Teichrohrsänger und 10 Jahren und 10 Monaten beim Sumpfrohrsänger ein beachtliches Höchstalter(Bairlein et al. 2014). Nur durch eine langjährige Beringungstätigkeit an den gleichen Fangplätzen erfahren wir mehr zur Altersstruktur unserer Vogelbestände. Weißsterniges Blaukehlchen Luscinia svecica cyanecula Hiddensee ZH 53703 Wiederfunde aus den Überwinterungsgebieten brandenburgischer Blaukehlchen sind bisher die Ausnahme. Von in Ostdeutschland beheimateten Blaukehlchen gab es erst eine Feststellung aus dem Senegal(Todte 2010, Bairlein et al. 2014). Drei beringte Blaukehlchen aus dem Südwesten und Nordwesten Deutschlands konnten im Winter in Spanien wiedergefangen werden(Bairlein et al. 2014). Der oben genannte Ringvogel erbrachte nun auch einen Überwinterungsnachweis eines Artvertreters aus dem östlichen Deutschland im Süden von Spanien. Das von T. Dürr am 14.07.2018 am Rietzer See/Lkr. Potsdam-Mittelmark als al­tes Männchen markierte Blaukehlchen wurde