Heft 
(2023) 30
Seite
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112 Erklärung dafür dürfte eine seit Jahren praktizier­te ganzjährige Fütterung mit Fleischabfällen auf einem Privatgrundstück in Horstnähe sein, die offenbar dazu führte, dass die Störchin ihr Wande­rungsverhalten änderte und vom Fernzieher zum Standvogel wurde. Interessant ist in diesem Zu­sammenhang ein analoges Verhalten(mindestens) eines weiteren Storches, der sich bereits seit dem Winter 2019/20 im selben Gebiet Zachow/Guten­paaren–Tremmen–Ketzin/Havel aufhält und in inzwischen fünf Jahren regelmäßig auch die ge­nannte sowie eine weitere gelegentlich angebotene Futterstelle aufsucht. Da er keinen Ring trägt, ist eine Zuordnung zu einem Horst oder Brutpartner nicht möglich. Übernachtungen dieser Winter­störche wurden auf verschiedenen Horsten in der o. g. Region festgestellt. Fischadler Pandion haliaetus Hiddensee BA 009850+ gelber Farbring GL Dass Fischadler bis ins hohe Alter erfolgreich re­produzieren können, belegen die Ablesungen des o. g. Männchens an seinem Brutplatz in der Klos­terheide bei Banzendorf/Lkr. Ostprignitz-Ruppin durch H. Lange. Beringt am 17.07.1998 bei Rib­beck/Lkr. Havelland als Nestling auf einem Git­termast durch G. Lohmann, wurde er erstmals im Juli 2002 und(bislang) letztmalig am 10.05.2023 (9.063 Tage nach dem Beringungsdatum) an sei­nem Brutplatz auf einer Kiefer abgelesen, wo er 2023 mit einem unberingten Weibchen drei Nest­linge aufzog. Lediglich 2014, 2015, 2019 und 2020 gelang dort keine Ablesung. Bis zu seinem 25. Lebensjahr zog er insgesamt 37 Nestlinge auf vorausgesetzt, er war auch an der 2020 registrier­ten Brut beteiligt, bei der eine Ablesung offenbar nicht gelang, wobei der Vogel mindestens einen Wechselhorst errichtete und nutzte. Nur zweimal scheiterte die Brut, und in nur zwei Jahren blieb das Männchen unverpaart. Im Archiv der Berin­gungszentrale Hiddensee ist dies derzeit der ältes­te Fischadler(C. Herrmann, schriftl. Mitt.). Drei andere Vögel erreichten jeweils ihr 24. Lebensjahr (max. 8.755 Tage, BA 8290, Weibchen mit 1 Jung­vogel im Horst). Noch älter wurden zwei finnische Fischadler, die nach 26 Jahren und 11 Monaten bzw. 26 Jahren und einem Monat wiedergefunden wurden(Fransson et al. 2017). Otis 30(2023) Wiedehopf Upupa epops Hiddensee NA 229685 Im östlichen Brandenburg beringte Wiedehopfe ziehen in ihre Überwinterungsgebiete in südöst­liche Richtung ab. Fernfunde in Bulgarien, Grie­chenland und Albanien dokumentieren diesen Zugweg(Köppen& Scheil 2001, Köppen 2009). Rückmeldungen weiter westlich beheimateter Wiedehopfe weisen eher auf einen Abzug über Frankreich nach Südwest hin(Bairlein et al. 2014). Diese durch Deutschland verlaufende Zug­scheide hat, ähnlich wie beim Weißstorch, einen mehr oder weniger breiten Übergangsbereich und ist recht unscharf. Das verdeutlicht auch der genannte Ringträger. Er wurde am 19.07.2022 als Nestling in der Döberitzer Heide/Lkr. Havelland von R. Stein beringt. Sein Leben endete leider durch die Kollision mit einem Straßenfahrzeug am 03.10.2022 bei Montijo(Portugal), 2.274 km WSW von seinem Geburtsort. Dohle Coloeus monedula Hiddensee IA 201294+ blauer Farbring X 822 Dohlen sind in Brandenburg Jahresvögel. Ein­blicke in die raum-zeitlichen Aufenthalte und Bewegungsmuster ermöglicht das 2011 einge­führte Farbberingungsprogramm(Köppen et al. 2016). Neben Verbleib an oder in der Nähe des Geburtsortes und Verstreichen über kurze und mittlere Distanzen kommt es offenbar nur sehr selten zu Abwanderungen über große Entfer­nungen, wie bisher nur ein Fernfund aus Belgi­en belegt(Bairlein et al. 2014). Ziehenden bzw. rastenden osteuropäischen Dohlen und Saat­krähen, die in Richtungen um West bis Südwest quer durch Brandenburg zogen, schlossen sich die heimischen Dohlen offenbar nicht an. Der am 20.05.2022 von A. Grohmann in Linum/Lkr. Ostprignitz-Ruppin beringte Nestling wurde am 02.03.2023 in Maastricht/Limburg(Niederlande) nach Kollision mit einer Glasfläche in 538 km WSW tot gefunden. Es ist der zweite Fernfund dieser Art. Auf Grund der Zugrichtung und der großen Distanz spricht dies mehr für Kurzstre­ckenzug als für Verstreichen im Rahmen von Dispersalbewegungen von Vögeln im ersten Le­bensjahr.