116 3 Ergebnisse Eine vollständige Erfassung auf dem MTB erfolgte anfänglich nicht. Der Besiedlungsverlauf in einigen Dörfern und Ortsteilen in diesem Zeitraum wurde aber dokumentiert. Beispielhaft wird dies hier für Geesow(z. Z. 210 Einwohner) ausgeführt: Ich stellte im Jahr 1982 ein Revier fest, in den beiden Folgejahren gab es nur eine Winterbeobachtung mit drei Vögeln. Ab 1985 und in den Folgejahren balzte ein(unverpaartes) Männchen(M) alljährlich, und 1992 wurde wieder ein Revier kartiert. Ab 1998 wurden zwei Reviere festgestellt und zwischen 2014 und 2022 alljährlich 3 bis 5 Reviere, mitunter zusätzlich ein unverpaartes Männchen. Im Jahr 2023 waren es sogar 6 Reviere! Bei der landesweiten Türkentauben-Erfassung im Land Brandenburg 2001, die von der ABBO organisiert wurde, beteiligte sich auch der Autor. Auf dem MTB Gartz/O. kartierte er dabei insgesamt 14 bis 15 Reviere sowie ein rufendes M. Obwohl damals die methodischen Vorgaben ähnlich waren wie bei der Kartierung nach 2010, muss ich heute einschätzen, dass die Erfassung 2001 nicht gleichermaßen intensiv war. Möglicherweise wurde der damalige Bestand etwas zu gering angegeben. Ausdruck dafür ist die Angabe 6 bis 7 Paare für Gartz. Unverkennbar ist aber die deutliche Bestandserhöhung in den folgenden Jahren, denn 2010 wurden auf der KF insgesamt 33 Reviere erfasst. Ab 2010 wurde das Vorkommen der Türkentaube vollständig auf dem uckermärkischen Anteil des MTB erfasst. Dabei wurden jährlich zwischen 24 Reviere(2019) und 40 Reviere(2022) kartiert. Die Dichte betrug damit zwischen 0,36 und 0,60 Reviere/km². Die jährlichen Ergebnisse der Erfassung sind in Abb. 1 dargestellt. Zusätzlich zu den Revier- und Brutpaaren wurden einzelne balzende Männchen festgestellt, die oft die Gesangsplätze wechselten und nicht als Revier gewertet wurden, da auch nie ein Partner beobachtet werden konnte. Maximal waren es 14 einzelne rufende M(2016 und 2018). Der größte Bestand zeigte sich in der Kleinstadt Gartz mit jährlich 16 Revieren(2016) bis 22 Revieren(2015 und 2018)(Abb. 2). In einigen Dörfern bzw. Ausbauten, wie z. B. Radekow und Otis 30(2023) Staffelde, trat die Türkentaube nicht alljährlich auf, einmalig war die Geflügelanlage mit einem Revier besetzt. Die Gründe für die Erhöhung des Revierbestandes auf fast das Doppelte der Türkentaube auf dem MTB Gartz/O. sind vielseitig. Ein Grund ist mit Sicherheit die Pflanzung von Nadelgehölzen ab Ende der 1980er Jahre in vielen Hausgärten. Diese Gehölze haben mittlerweile ein habitatwirksames Alter erreicht. Nester wurden nicht gezielt gesucht, aber regelmäßig gefunden in überwiegend jungen und mittelalten Nadelgehölzen, meist Blaufichten Picea pungens, die als Gruppen oder Einzelbäume in den Gärten stehen. Nachbrutzeitliche Ansammlungen befanden sich nur selten auf der Kartierfläche, beispielsweise aber in Tantow am 20.08.2015 waren es 20 Tauben und am 23.08.2014 in Geesow 15 Vögel bei der Nahrungssuche auf Straßen. Winteransammlungen wurden in jedem Jahr in den Ortschaften festgestellt, bevorzugt in Gartz/O., Hohenreinkendorf und Geesow, wo die Vögel regelmäßig die Fütterungen von Hausgeflügel bzw. die Futterstellen der Rinder besuchen. Die Ansammlungen verbleiben oft bis zu vier Wochen vor Ort. Die Nächte verbringen die Tauben überwiegend in den Nadelgehölzen der Ortschaften. Ob die Wintertrupps zwischen diesen wechseln, konnte bisher nicht beobachtet werden, ist aber naheliegend. Die größten Trupps wurden in Gartz notiert mit jeweils 50 Vögeln am 16.12.2018 und am 18.10.2020 sowie am 21.11.2019 mit 44 Türkentauben. In Hohenreinkendorf waren es 40 Tauben am 21.12.2014, am 15.10.2020 und 25.01.2016 jeweils 30 Vögel. Bei einer Erfassung in der Mittagszeit des 21.12.2014 wurden zeitnah, wodurch ein Ortswechsel der Taubentrupps ausgeschlossen werden kann, auf der KF insgesamt 72 Türkentauben gezählt(40 in Hohenreinkendorf, 20 in Tantow und 12 in Geesow). Über Verluste im Winterhalbjahr liegen keine Beobachtungen vor, im Sommer jedoch waren zwei Totfunde auf der KF festzustellen, so am 11.07.2018 eine Türkentaube auf der Dorfstraße in Geesow als Straßenverkehrsopfer und am 27.06.2020 schlug ein Sperberweibchen Accipiter nisus einen Vogel ebenfalls in Geesow.
Heft
(2023) 30
Seite
116
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