Schriftenschau 119 Schriftenschau Komitee gegen den Vogelmord e. V., Committee Against Bird Slaugther(CABS) 2023: Illegale Greifvogelverfolgung. Leitfaden für Zeugen, Naturfreunde und Strafverfolgungsbehörden. 5. überarbeitete Aufl. 2023. 21 Seiten. Dass diese kleine Broschüre nun in der fünften überarbeiteten Auflage erscheint, ist ein Indiz für die Aktualität des Themas. Und das nicht etwa wegen der allseits bekannten diesbezüglichen Probleme bei Ländern des Mittelmeerraumes und des nahen Ostens, sondern es geht um Deutschland. Es wird offensichtlich weitgehend unterschätzt, welche Ausmaße diese Straftaten auch bei uns haben, denn es ist von einer Dunkelziffer um 90 % auszugehen. Mit dem Projekt EDGAR hat das Komitee gegen den Vogelmord eine zentrale Stelle geschaffen, bei der die Daten erfasst und ausgewertet werden und deren Mitarbeiter mit Rat und Tat zur Verfügung stehen. In den Jahren 2005 bis 2021 wurden dort 1.653 Fälle illegaler Greifvogelverfolgung dokumentiert. Weit überwiegend betraf das Mäusebussarde, aber auch- außer Wespenbussard- alle anderen heimischen Arten. Als Übersicht zur Verteilung der Fälle in den deutschen Landkreisen ist eine Karte abgebildet, auf der ein Schwerpunkt in NordrheinWestfalen zu erkennen ist. Es mangelt nicht an gesetzlichen Grundlagen aus dem Bundesnaturschutzrecht, dem Jagdrecht und dem Tierschutzrecht, die den Schutz der Greifvögel bezwecken sollen, wie konzentriert dargestellt wird. Es werden auch ausführlich die verschiedenen Verfolgungsmethoden erläutert, von denen Vergiftungen an erster Stelle stehen, bei denen bisher 30 verschiedenen Wirkstoffe nachgewiesen sind. Häufig werden Mittel verwendet, die als Pflanzenschutzmittel schon viele Jahre in der EU verboten sind. Anschaulich beschreiben die Autoren Merkmale von Vergiftungen und dass auch Gefährdungen für Menschen von ihnen ausgehen können. Regelmäßig werden auch Nachstellungen mit verschiedensten Fallentypen dokumentiert, und selbst der Abschuss, meist mit Schrot, was auf Röntgenbildern festgestellt wird, ist nicht selten. Das Fällen von Nistbäumen, Aushorstungen sowie gezielte Störungen des Brutgeschäftes sind weitere Methoden, und sie spielen seit einiger Zeit im Zusammenhang mit der verstärkten Windenergienutzung eine stärkere Rolle. Besonders wichtig in dieser Broschüre sind die Hinweise für Zeugen und Strafverfolgungsbehörden. Dabei kommt der örtlichen Polizeidienststelle die zentrale Aufgabe der Beweissicherung zu. Sie ist auf Grund der Strafprozessordnung (§ 163) verpflichtet, unverzüglich zu handeln, da es sich in diesen Fällen um Straftaten handelt. Mit Sicherheit ist das nicht allen Polizeidienststellen so eindeutig klar, zumal dann, wenn keine Erfahrungen auf dem Gebiet vorliegen. Es werden wichtige Hinweise zum Verhalten als Zeuge am Tatort und im späteren Verfahren gegeben. Auf der Seite www.greifvogelverfolgung.de wird ein anonymes Meldetool angeboten. Die Hinweise können auch direkt an EDGAR@komitee.de per E-Mail oder telefonisch 0228665521 übermittelt werden. Die Beispiele für Verurteilungen zeigen, dass sich das Engagement lohnen kann.
Heft
(2023) 30
Seite
119
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