162 die Beringung von Nestlingen gelegt, von denen 238 durch ihn beringt wurden. Im Jahr 1999 folgte eine weitere Auswertung des bis dahin aufgelaufenen Ringfundmaterials(Dürr et al. 1999). Auch internationale Kontakte suchte und pflegte er, woraus sich eine bis heute anhaltende Freundschaft zu dem aus Westpolen stammenden Beringer Janusz Stepniewskie entwickelte, mit dessen Hilfe mehrere Jahre Beringungsexpeditionen zum Fang von Bartmeisen in verschiedenen Gebieten in Polen organisiert und Daten aus Schweden generiert wurden. Die von Gertfred Sohns und H. Wawrzyniak durchgeführten brutbiologische Untersuchungen am Schilfrohrsänger(unter anderem 399 beringte Nestlinge) und am Rohrschwirl konnten beide nach den Wirren der politischen Wende nicht mehr zum Abschluss bringen, so dass das angesammelte Material bis heute seiner Auswertung harrt. Allerdings gelang es, die bis dato aufgelaufenen Ringfunde für Ostdeutschland auszuwerten(Dürr et al. 1995). Durch die seit Mitte der 1960er Jahre vor allem an den Brutvögeln der Verlandungszone durchgeführten kontinuierlichen Beringungen am Rietzer See, die auf Probeflächen durch Bestandserfassungen ergänzt wurden, ist es heute möglich, rückblickend auf etwa 6 Jahrzehnte Beringungsarbeit, vergleichende Analysen zur Entwicklung des Art- und Jungvogelanteils sowie zu Rückkehrrate und Altersstruktur in dieser Artengruppe vorzunehmen und damit Grundlagenforschung über die Entwicklung und Veränderung der Bestände im Laufe von Jahrzehnten zu betreiben. Darüber hinausgehend ermöglicht das Material vielfältige Anknüpfungspunkte für tiefer gehende Analysen. Großen Wert legte Gertfred Sohns auch auf die Weitergabe seines Wissens und seiner Erfahrungen an die jüngere Generation oder ornithologisch Interessierte. So organisierte und leitete er bereits in den 1970er und 80er Jahren unter Einbeziehung von Jugendlichen mehrtägige und sehr beliebte Beringungsaktionen, aus denen eine Reihe späterer Beringer hervorging. Die Nachwuchsgewinnung war ihm stets ein wichtiges Anliegen. ABBO persönlich 1995 kam es mit Unterstützung durch Tobias Dürr zu einer Wiederaufnahme der seitdem jährlich dreimal stattfindenden Beringungsaktionen, die zu einer praxisbezogenen Schulung in dieser Tätigkeit entwickelt wurden. Mit Unterstützung eines Teams erfahrener„Stammberinger“ hat sich im Laufe der Jahre auch weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus eine besondere Beliebtheit dieser Aktivität entwickelt, aus der viele junge Vogelberingerinnen und Beringer hervorgingen. Für seine Verdienste wurde Gertfred Sohns 2014 in Potsdam durch die Beringungszentrale Hiddensee auf deren Jubiläumsveranstaltung zum 50jährigen Bestehen mit der„goldenen Ehrenplakette“ gewürdigt. Hervorgehoben wurden seine Tätigkeiten als Beringer, Autor verschiedenster Fachpublikationen und ungezählter Presseartikel über die wissenschaftliche Vogelberingung, seine Arbeit als Bezirksberingungsobmann im ehemaligen Bezirk Potsdam und als Leiter der damaligen Staatlichen Vogelschutzwarte Rietzer See sowie sein Beitrag bei der Ausrichtung der wissenschaftlichen Vogelberingung in Brandenburg, die er in die Arbeit des Beirates der Beringungszentrale einbrachte. Energisch vermittelte Gertfred den bereits von der Vogelwarte Hiddensee eingeführten programmatischen Ansatz, dass Beringung auf konkrete Programme zu konzentrieren sei und zwar sowohl während der Brutzeit als auch außerhalb derselben. 2023 stellte Gertfred Sohns, nachdem er ab 2021 keine Vögel mehr beringt hatte, seine Tätigkeit als Vogelberinger ein. Zu seinem 80. Geburtstag, den er am 2. November 2023 beging, wünschen ihm das Team der Staatlichen Vogelschutzwarte wie auch die Beringungszentrale Hiddensee alles Gute. Wir möchten an dieser Stelle Danke sagen für die oft körperlich extrem anstrengende Arbeit im Feld oder oft eher„im Schilf“ sowie für die unermüdliche Arbeit am Schreibtisch, vor Publikum und als erfolgreicher Vermittler zwischen Naturschützern, Fischern, Jägern, Landwirten, Behörden und anderen Akteuren. Tobias Dürr
Heft
(2023) 30
Seite
162
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