Heft 
(2023) 30
Seite
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162 die Beringung von Nestlingen gelegt, von denen 238 durch ihn beringt wurden. Im Jahr 1999 folgte eine weitere Auswertung des bis dahin aufgelaufe­nen Ringfundmaterials(Dürr et al. 1999). Auch internationale Kontakte suchte und pflegte er, wo­raus sich eine bis heute anhaltende Freundschaft zu dem aus Westpolen stammenden Beringer Ja­nusz Stepniewskie entwickelte, mit dessen Hilfe mehrere Jahre Beringungsexpeditionen zum Fang von Bartmeisen in verschiedenen Gebieten in Po­len organisiert und Daten aus Schweden generiert wurden. Die von Gertfred Sohns und H. Wawrzyniak durchgeführten brutbiologische Untersuchungen am Schilfrohrsänger(unter anderem 399 bering­te Nestlinge) und am Rohrschwirl konnten beide nach den Wirren der politischen Wende nicht mehr zum Abschluss bringen, so dass das angesammelte Material bis heute seiner Auswertung harrt. Aller­dings gelang es, die bis dato aufgelaufenen Ring­funde für Ostdeutschland auszuwerten(Dürr et al. 1995). Durch die seit Mitte der 1960er Jahre vor allem an den Brutvögeln der Verlandungszone durchgeführten kontinuierlichen Beringungen am Rietzer See, die auf Probeflächen durch Bestands­erfassungen ergänzt wurden, ist es heute möglich, rückblickend auf etwa 6 Jahrzehnte Beringungsar­beit, vergleichende Analysen zur Entwicklung des Art- und Jungvogelanteils sowie zu Rückkehrrate und Altersstruktur in dieser Artengruppe vorzu­nehmen und damit Grundlagenforschung über die Entwicklung und Veränderung der Bestände im Laufe von Jahrzehnten zu betreiben. Darüber hinausgehend ermöglicht das Material vielfältige Anknüpfungspunkte für tiefer gehende Analysen. Großen Wert legte Gertfred Sohns auch auf die Weitergabe seines Wissens und seiner Erfah­rungen an die jüngere Generation oder ornitho­logisch Interessierte. So organisierte und leitete er bereits in den 1970er und 80er Jahren unter Ein­beziehung von Jugendlichen mehrtägige und sehr beliebte Beringungsaktionen, aus denen eine Rei­he späterer Beringer hervorging. Die Nachwuchs­gewinnung war ihm stets ein wichtiges Anliegen. ABBO persönlich 1995 kam es mit Unterstützung durch Tobias Dürr zu einer Wiederaufnahme der seitdem jährlich dreimal stattfindenden Beringungsaktionen, die zu einer praxisbezogenen Schulung in dieser Tä­tigkeit entwickelt wurden. Mit Unterstützung ei­nes Teams erfahrenerStammberinger hat sich im Laufe der Jahre auch weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus eine besondere Beliebtheit dieser Aktivität entwickelt, aus der viele junge Vo­gelberingerinnen und Beringer hervorgingen. Für seine Verdienste wurde Gertfred Sohns 2014 in Potsdam durch die Beringungszentrale Hiddensee auf deren Jubiläumsveranstaltung zum 50jährigen Bestehen mit dergoldenen Ehrenpla­kette gewürdigt. Hervorgehoben wurden seine Tätigkeiten als Beringer, Autor verschiedenster Fachpublikationen und ungezählter Presseartikel über die wissenschaftliche Vogelberingung, seine Arbeit als Bezirksberingungsobmann im ehemali­gen Bezirk Potsdam und als Leiter der damaligen Staatlichen Vogelschutzwarte Rietzer See sowie sein Beitrag bei der Ausrichtung der wissenschaft­lichen Vogelberingung in Brandenburg, die er in die Arbeit des Beirates der Beringungszentrale einbrachte. Energisch vermittelte Gertfred den bereits von der Vogelwarte Hiddensee eingeführ­ten programmatischen Ansatz, dass Beringung auf konkrete Programme zu konzentrieren sei und zwar sowohl während der Brutzeit als auch außer­halb derselben. 2023 stellte Gertfred Sohns, nachdem er ab 2021 keine Vögel mehr beringt hatte, seine Tätig­keit als Vogelberinger ein. Zu seinem 80. Geburts­tag, den er am 2. November 2023 beging, wünschen ihm das Team der Staatlichen Vogelschutzwarte wie auch die Beringungszentrale Hiddensee alles Gute. Wir möchten an dieser Stelle Danke sagen für die oft körperlich extrem anstrengende Arbeit im Feld oder oft eherim Schilf sowie für die un­ermüdliche Arbeit am Schreibtisch, vor Publikum und als erfolgreicher Vermittler zwischen Natur­schützern, Fischern, Jägern, Landwirten, Behör­den und anderen Akteuren. Tobias Dürr