Nachrufe hand gewann. Hier fand er auch Anschluss an die Fachgruppe Ornithologie in Potsdam. Im Jahr 1985 übernahm er die Koordination der Wasservogelzählung im Bezirk Potsdam, die er über 20 Jahre lang durchführte. Bereits damals war es für ihn ein Bedürfnis, Kinder und Jugendliche in den Bann der Natur und ganz besonders der Vogelwelt zu ziehen. 1980 hatte dazu die Polytechnische Oberschule 47 in der Waldstadt ihre Unterstützung bekundet, und er gründete und leitete die Schülerarbeitsgemeinschaft„Junge Ornithologen“ in Potsdam. Auf unzähligen Wochenendfahrten entwickelte sich dadurch bei den Mädchen und Jungen die Liebe zur Natur. Schwerpunkte seiner Jugendarbeit waren unter anderem die Betreuung von Nistkästen in den Potsdamer Parks und die Teilnahme an Wasservogelzählungen. Als eine der wenigen Schülerarbeitsgemeinschaften aus dieser Zeit überdauerten die„Jungen Ornithologen“ die Wende und wurden von Manfred Miethke bis 2005 betreut. Dafür erhielt er unter anderem den Umweltpreis des Landes Brandenburg sowie 2002 den renommierten Bruno-H.-Schubert-Preis, der ihm in der Frankfurter Paulskirche übergeben wurde. Ich habe Manfred erst 2000 kennenlernen dürfen. Er war ein unermüdlicher Antreiber zu vielen Aktivitäten in der Fachgruppe Ornithologie. Dazu gehören die Beobachtung einer Rauchschwalbenkolonie im Bahnhof Griebnitzsee und die Betreuung von Nisthilfen für Dohlen, Turmfalken und Schleiereulen in den Kirchtürmen Potsdams und Umgebung. Intensive Beobachtungen stellte er an Mandarinenten und Mittelspechten an. 2003 sorgte er dafür, dass bei Gebäudesanierungen in der Potsdamer Waldstadt 60 vom Gebäudeinneren aus zugängliche Mauersegler-Nisthilfen eingebaut und gut angenommen wurden. Im Rahmen eines 167 Beringungsprojektes werden sie auch weiter kontinuierlich betreut. Ornithologische Publikationen in Fachzeitschriften liegen von Manfred Miethke kaum vor, doch verfasste er eine größere Anzahl populärwissenschaftlicher Beiträge für Tageszeitungen und Mitteilungsblätter, unter anderem arbeitete er auch die Geschichte der Potsdamer Ornithologischen Fachgruppe auf. Von 2016 bis 2019 brachten ihn einige gesundheitliche Probleme etwas aus dem Gleichgewicht. Auch der Verlust seiner Frau war schwer zu ertragen. Seine Aktivitäten im Vogelschutz waren so umfassend, dass die Aufgaben, die er zuvor alleine bewältigt hatte, nach seinem altersbedingten Ausscheiden auf viele Schultern verteilt werden mussten. Mit dem Einzug 2019 in eine Senioreneinrichtung erfüllte ihn neuer Mut. Seine Fachgruppe unterstützte ihn dabei, auch durch Besuche in den Krankeneinrichtungen. Geburtstagsfeiern bei ihm waren für eine kleine Vertretung„seiner Ornies“ ein Bedürfnis beider Seiten. Er kommentierte: keine Blumen, keine Bücher, nur„dasein gefällig“. Die Fachgruppenabende besuchte er noch bis Mai 2023 mit Straßenbahn und seinem Rollator regelmäßig. Wir nehmen Abschied von einem leidenschaftlichen Ornithologen und Pionier der Umweltbildung in Potsdam, der über Jahrzehnte hinweg bis zum Schluss ungezählte Menschen für den Naturund Umweltschutz begeistert hat. Er wird uns stets begleiten und uns ein Ansporn sein. Wir werden ihn in ehrendem Gedenken behalten und bewahren. Manfred Pohl
Heft
(2023) 30
Seite
167
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