Heft 
(2023) 30
Seite
167
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Nachrufe hand gewann. Hier fand er auch Anschluss an die Fachgruppe Ornithologie in Potsdam. Im Jahr 1985 übernahm er die Koordination der Wasser­vogelzählung im Bezirk Potsdam, die er über 20 Jahre lang durchführte. Bereits damals war es für ihn ein Bedürfnis, Kinder und Jugendliche in den Bann der Natur und ganz besonders der Vogelwelt zu ziehen. 1980 hatte dazu die Polytechnische Oberschule 47 in der Wald­stadt ihre Unterstützung bekundet, und er gründete und leitete die SchülerarbeitsgemeinschaftJunge Ornithologen in Potsdam. Auf unzähligen Wochen­endfahrten entwickelte sich dadurch bei den Mäd­chen und Jungen die Liebe zur Natur. Schwerpunkte seiner Jugendarbeit waren unter anderem die Be­treuung von Nistkästen in den Potsdamer Parks und die Teilnahme an Wasservogelzählungen. Als eine der wenigen Schülerarbeitsgemeinschaften aus die­ser Zeit überdauerten dieJungen Ornithologen die Wende und wurden von Manfred Miethke bis 2005 betreut. Dafür erhielt er unter anderem den Um­weltpreis des Landes Brandenburg sowie 2002 den renommierten Bruno-H.-Schubert-Preis, der ihm in der Frankfurter Paulskirche übergeben wurde. Ich habe Manfred erst 2000 kennenlernen dür­fen. Er war ein unermüdlicher Antreiber zu vielen Aktivitäten in der Fachgruppe Ornithologie. Dazu gehören die Beobachtung einer Rauchschwalben­kolonie im Bahnhof Griebnitzsee und die Betreu­ung von Nisthilfen für Dohlen, Turmfalken und Schleiereulen in den Kirchtürmen Potsdams und Umgebung. Intensive Beobachtungen stellte er an Mandarinenten und Mittelspechten an. 2003 sorgte er dafür, dass bei Gebäudesanierungen in der Potsdamer Waldstadt 60 vom Gebäudeinneren aus zugängliche Mauersegler-Nisthilfen eingebaut und gut angenommen wurden. Im Rahmen eines 167 Beringungsprojektes werden sie auch weiter konti­nuierlich betreut. Ornithologische Publikationen in Fachzeit­schriften liegen von Manfred Miethke kaum vor, doch verfasste er eine größere Anzahl populär­wissenschaftlicher Beiträge für Tageszeitungen und Mitteilungsblätter, unter anderem arbeitete er auch die Geschichte der Potsdamer Ornithologi­schen Fachgruppe auf. Von 2016 bis 2019 brachten ihn einige gesund­heitliche Probleme etwas aus dem Gleichgewicht. Auch der Verlust seiner Frau war schwer zu ertra­gen. Seine Aktivitäten im Vogelschutz waren so umfassend, dass die Aufgaben, die er zuvor allei­ne bewältigt hatte, nach seinem altersbedingten Ausscheiden auf viele Schultern verteilt werden mussten. Mit dem Einzug 2019 in eine Senioreneinrich­tung erfüllte ihn neuer Mut. Seine Fachgruppe unterstützte ihn dabei, auch durch Besuche in den Krankeneinrichtungen. Geburtstagsfeiern bei ihm waren für eine kleine Vertretungseiner Ornies ein Bedürfnis beider Seiten. Er kommentierte: keine Blumen, keine Bücher, nurdasein gefällig. Die Fachgruppenabende besuchte er noch bis Mai 2023 mit Straßenbahn und seinem Rollator regel­mäßig. Wir nehmen Abschied von einem leidenschaft­lichen Ornithologen und Pionier der Umweltbil­dung in Potsdam, der über Jahrzehnte hinweg bis zum Schluss ungezählte Menschen für den Natur­und Umweltschutz begeistert hat. Er wird uns stets begleiten und uns ein An­sporn sein. Wir werden ihn in ehrendem Geden­ken behalten und bewahren. Manfred Pohl