Eduard Werner Kleber: Pilotstudie zum Einsatz der Psycholinguistischen Rating Skala(RPS)
ausreichen. Für unseren Schuleingangsbereich müssen wohl schon die Aufgaben aus der dritten Niveauebene (Intermediate Level 8;0— 10;11 Jahre) hinzugenommen werden.— Für die Kategorie 10, motorische Verschlüsselung, mag grundsätzlich das gleiche gelten, allerdings unterscheiden sich in dieser Kategorie die Fragen der dritten Niveaustufe kaum noch von den hier benützten(1. und 2. Level), und Hobby hat diese Kategorie für die 4. Niveaustufe auch gänzlich aufgegeben.
Als weitere Besonderheit kommt für motorische Verschlüsselung hinzu, daß hier etwa genau so viel Probleme abgebildet werden, wie in den Kategorien des akustischen Kanals, sie verteilen sich aber annähernd gleich auf Schüler mit Lernproblemen und Schüler ohne Lernprobleme. Ein Phänomen, das neueren Untersuchungsergebnissen aus England durchaus entspricht(Haslum 1985).
Schlußfolgerungen
Die PRS ist ein ökonomisches Verfahren zur Einschätzung psycholinguistischer
Literatur
Fertigkeiten bei Schulanfängern. Sie zeigt eine ausreichende Übereinstimmung mit dem theoretischen Modell und mit dem PET. Interindividuelle und intraindividuelle Probleme des Einschätzens sind noch nicht ausreichend untersucht, erste Untersuchungen jedoch ermutigend. Die PRS will die Lücke, die zwischen herkömmlichen Testdaten und unterrichtlicher Praxis klafft, schließen. Durch die Einbeziehung der Abbildung der Lernprobleme im Lehrer als zentraler Variablen in schulischen Lernprozessen sind gewisse Unterschiede zu den Testergebnissen zu erwarten, aber auch eine neue Qualität der Daten im Sinne ökologischer Validitätsdimensionen. Letzteres macht die PRS für sonderpädagogische Forschung besonders interessant. Sie könnte aber auch als Screeningverfahren im ersten Schulhalbjahr zur Begründung von Förderunterricht eingesetzt werden. Aus beiden Gründen ist eine Adaptation für die Bundesrepublik Deutschland wünschenswert und sollte in Mehrfachnormierung(sowohl im Sinne des klassischen als auch des Binominalmodells) ausgearbeitet werden. Dabei ist insbesondere der Kategorie 7„akustisch
sprachliche Sequenzen” besondere Aufmerksamkeit zu schenken, da hier die Aufgabensammlung der PRS anscheinend zu einerner anderen Gesamtheit gehört als die Testaufgaben im PET. Hierzu sollte gegebenenfalls eine zusätzliche Aufgabengruppe gebildet werden.
Generell sind die Itemanalysewerte noch nicht befriedigend, jedoch ermutigend. Innerhalb des akustischen Kanals und visuell sprachlichen Gedächtnisses sowie der sprachlichen Verschlüsselung können durch Hinzunahme von schwierigen Fragen aus dem dritten Niveaubereich der PRS in jedem Fall genügend brauchbare Items gewonnen werden. Für die folgenden Kategorien: visuelle Entschlüsselung, visuomotorische Assoziation und visuomotorische Sequenzen ist letzteres zu hoffen. Die Kategorie motorische Verschlüsselung könnte für die Schuleingangsstufe eventuell wegfallen, was sie für die Kindergartenstufe zu leisten vermag, ist erst noch zu erproben. Aus vorliegenden Daten und bezogen auf die vorliegenden Trainingsanregungen scheint für eine Adaptation eventuell eine Niveaustufe mit zwei Normierungsklassen sinnvoll(4;6— 6;0 Jahre und 6;1— 8;0 Jahre).
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HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIII, Heft 2, 1987