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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Nachrichten

Verleger Karl Wolfgang Jäh+

Ein Leben als Verleger hat sich erfüllt. Im Alter von 77 Jahren verstarb Wolf­gang Jäh nach langer, schwerer und ge­duldig ertragener Krankheit. Wie kaum ein anderer hat er Höhen und Tiefen des Verlegerdaseins erfahren und, widrig­sten Umständen zum Trotz, immer wie­der Wege gefunden, den Verlag über alle Klippen hinweg stetig auszubauen. Nach einschlägiger Ausbildung in ver­schiedenen befreundeten Verlagen stieg Wolfgang Jäh im Schicksalsjahr 1933 mit Einzelprokura in den väterlichen Verlag zu Halle an der Saale ein. Die Carl Mar­hold Verlagsbuchhandlung war schon damals der unbestritten führende heil­pädagogische Verlag, der es verstan­den hatte, nahezu alle wichtigen Au­toren, die heute als Klassiker des Fachs gelten, um sich zu sammeln. Allerdings darf man sich keine übertrieben großen Vorstellungen vom Umfang des heil­pädagogischen Verlagsgeschäfts ma­chen.

Die 1933 angebrocheneMachtüber­nahme durch die Nationalsozialistische

Deutsche Arbeiterpartei konnte für ei­nen heilpädagogischen Verlag nichts Gutes bedeuten. Tatsächlich erlitt er, zum Beispiel mit der ZeitschriftDie Hilfsschule, die gleichgeschaltet wurde, schwere Einbußen, und es wäre wohl ums Überleben gegangen, wenn nicht daszweite Bein, der technische Verlag, gewesen wäre.

Nach dem zweiten Weltkrieg begann der anfangs zögernde Neuaufbau. Auch er stand in der sowjetischen Besatzungszo­ne unter keinem guten Stern, obwohl Wolfgang Jäh bereits 1947 eine Verlags­lizenz bekam. Die schweren Jahre des Wiederaufbaus standen unter der zu­nehmenden Bedrohung der Enteig­nung, was denn 1953 tatsächlich auch geschah. Vorsorglich hatte Wolfgang Jäh 1951 in Berlin-Charlottenburg einen neuen Anfang gewagt ein Entschluß, der sicherlich nicht leicht fiel. Sieht man sich die Produktion dieser frühen Jahre an, so wird deutlich, wie zögernd und sporadisch und oft mehr oder minder zu­fällig die wenigen Titel herauskamen. Erst allmählich gelang es Wolfgang Jäh, dem alten Namen Marhold wieder jenen

Glanz zu verleihen, der ihm früher zu­

kam. Die Buchproduktion wuchs und wuchs, und alles, was Rang und Namen in der deutschsprachigen Sonderpädago­gik hat, rechnete es sich zur Ehre an, bei Marhold vertreten zu sein. Zeitschriften verschiedener Art kamen hinzu. Schließlich wagte Verleger Jäh Großpro­jekte, an denen auch größere Verlage hätten scheitern können. Erwähnt seien nur dasEnzyklopädische Handbuch der Sonderpädagogik und ihrer Grenz­gebiete, ein bedeutendes dreibändiges Werk, das 1965 bis 1969 in 21 Lieferun­gen erschien und mehr als 2000 Seiten umfaßte. Diese verlegerische Großtat wurde durch eine weitere gekrönt, durch das auf elf Bände geplanteHandbuch

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG 1/1986

der Sonderpädagogik, das großenteils bereits unter der verlegerischen Leitung des Sohnes Thomas Jäh herauskam. Wenn das Werk demnächst vollständig vorliegen wird, so wird es einmalig sein auf der ganzen Welt: Nirgendwo findet man eine so umfassende, eine so gründ­liche Darstellung der Sonderpädagogik wie in diesem Werk bei Marhold. Wolf­gang Jäh und seinem Sohn Thomas Jäh gebührt das Verdienst, ein so wagemuti­ges Vorhaben geplant und schließlich zum Erfolg geführt zu haben.

Es gibt viele Beispiele dafür, daß Wolf­gang Jäh auch bereit war, etwas heraus­zubringen, was, rein kaufmännisch be­trachtet, wenig interessant sein mußte. Sicherlich gilt das auch für den Ent­schluß, dieHeilpädagogische For­schung ins Programm zu übernehmen und sogar noch auszubauen. Herausgeber und Leser trauern um Wolfgang Jäh, dem dieHeilpädagogi­sche Forschung von der Übernahme her stets besonders am Herzen lag.

Gustav O. Kanter Karl Josef Klauer Richard G. E. Müller Lothar Tent

Der Neuenkirchener Workshop zum ThemaAutoaggressionen bei autistisch und geistig behinderten Kindern Pro­blematik und Behandlungsansätze fin­det in Neuenkirchen vom 8.10. Okto­ber 1986 statt. Organisatoren sind das Caritas Kinderheim Neuenkirchen (Oldb.) in Zusammenarbeit mit dem In­stitut für Autismusforschung Münster e.V.

Programmversand und Anmeldung: Caritas Kinderheim

Postfach 1105

2846 Neuenkirchen

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