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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Regina Ullrich-Kehder und Reimer Kornmann:Willst Du das Blatt behalten oder sollen wir es wegwerfen?

tional(Prenzel, Krapp& Schiefele, 1986, S. 168).

Eine über den unmittelbaren Lernanlaß hinausgehende Beschäftigung mit den Lerninhalten dürfte wesentlich zur Fe­stigung von Lernergebnissen im Ge­dächtnis beitragen(Haubl, 1981). Ge­zeigtes Interesse an einem bestimmten Lerngegenstand könnte bewirken, daß erzielte Lernergebnisse verfügbar blei­ben. Dies war die Hypothese, von der die Untersuchung ausging.

Untersuchungsrahmen und Methodik

Untersuchungsrahmen

Die Untersuchung entstand im Rahmen eines Projekts, in welchem Kriterien und Bedingungen von Lernfortschritten beim Abzeichnen dreidimensionaler Vorlagen ermittelt werden sollten (Kornmann& Ullrich, 1985).* Folglich sind Versuchsaufbau und Durchfüh­rungsbedingungen weitgehend durch die Vorgaben jenes Projekts bestimmt. In dem Projekt wird untersucht, ob sich die Leistungen beim Abzeichnen eines Würfelarrangements(Abbildung 1) im Anschluß an sogenannte Pädagogisie­rungsphasen(Guthke, 1972) in vorher­gesagter Richtung verändern. Solche Veränderungen werden als Lernfort­schritte bezeichnet.

Die Kriterien für die Lernfortschritte orientieren sich an der Anforderungs­struktur des Lerngegenstandes und be­stehen darin, inwieweit insgesamt 18 Einzelmerkmale zunehmend realisiert werden. Jeweils drei Einzelmerkmale betreffen die Komponenten Größenre­

* Wir danken der Deutschen Forschungs­gemeinschaft für die Förderung(Az. Ko 679/2-1), ebenso den Damen und Herren des Ministeriums für Kultus und Sport Baden-Württemberg, des Staatlichen Schulamtes Heidelberg, den Schulleitun­gen und Kollegien der Erich Kästner­Schule in Ladenburg und der Gustav Le­semann-Schule in Hockenheim, vor al­lem aber den Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern, die unsere Untersu­chung unterstützten.

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Vorlage B

Vorlage A

Abb. 1: Vorlagen zum Abzeichnen für Vor- und Nachtest(Kantenlänge im Original: 13 cm bzw. 7

cm; jeder Würfel hat eine andere Farbe).

lationen, Abstände, Farbwahl, Breite/ Höhe, Tiefe sowie Körperraum der Würfel(Kornmann& Ullrich, 1985). Nach einem Eingangstest zur Feststel­lung der Ausgangslage(A1) erhalten die Lernenden ein bis drei verschieden ge­staltete, weitgehend standardisierte In­struktionen von jeweils acht Minuten Dauer(Pädagogisierungsphasen). Nach jeder Pädagogisierungsphase wird die Eingangstestung wiederholt(A2, A3, Ad4). Auf diese Weise wird für jede Ver­suchsperson mehrmals der jeweils ak­tuelle Lernstand ermittelt. Nach diesem Ergebnis richtet sich die Auswahl der je­weils nächsten Instruktionen. Abbil­

dung 2 zeigt ein Beispiel für zwei Lei­stungen von der gleichen Versuchsper­son: Im oberen Teil ist das Ergebnis des Eingangstests wiedergegeben, das mit 6 Punkten bewertet wurde, und im unte­ren Teil das Ergebnis des Abschlußtests, für das 18 Punkte gegeben wurden.

Die Auswertungsobjektivität wurde überprüft, indem 10 Lehrer jeweils 10 Protokolle nach einer kurzen mündli­chen Instruktionsphase und anhand ei­ner stichwortartigen schriftlichen Be­schreibung der Kriterien auswerteten. Dabei ergaben sich zu 87% übereinstim­mende Ergebnisse. Die mangelnde Übereinstimmung der Urteile betraf nur

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG 1/1988