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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Buchbesprechungen

Siegfried Bäuerle(Hrsg.): Schülerfehlver­halten. Lehrertraining zum Abbau von Schülerfehlverhalten in Theorie und Praxis. Regensburg: Wolf Verlag, 1985, 265 Seiten, 37 DM.

Das von Siegfried Bäuerle herausgege­bene Handbuch behandelt in 15 Einzel­beiträgen differenziert und anschaulich das ThemaSchülerfehlverhalten, wo­runter von den Autoren im wesentlichen stark abweichende und delinquente Ver­haltensweisen von Kindern und Jugend­lichen in der Schule eingestuft werden. Namhafte Autoren verschiedener Fach­richtungen wie Pädagogik, Psychologie, Soziologie und Medizin beschäftigen sich in diesem Sammelband ernsthaft mit dieser immer bedeutsamer werden­den Problematik.

Die Beiträge lassen sich in zwei Teilbe­reiche untergliedern: Der erste Teil be­leuchtet in wissenschaftlich anspruchs­voller Weise die theoretischen Hinter­gründe von Schülerfehlverhalten. An­hand von anthropologischen, biologi­schen, lerntheoretischen, soziologischen und anderen Modellen wird diskutiert, wie es zu abweichendem und delinquen­tem Verhalten bei Schülern kommt, an welche Ursachen zu denken ist. Es wird beispielsweise aufgezeigt, welchen Stel­lenwert diesbezüglich eine Hirnschädi­gung einnimmt und über welche Fakto­ren sie zu delinquentem Verhalten bei­tragen kann. Näher betrachtet wird des­weiteren auch, wie die anderen Schüler auf das Verhalten von gewalttätigen Schülern und auf Konflikte mit ihnen reagieren. Die Ergebnisse einer dazu durchgeführten Untersuchung geben wichtige Hinweise.

Im zweiten, deutlich umfangreicheren Teil werden sehr anschaulich und mit beigefügtem Trainings- und Übungsma­terial praktische Maßnahmen beschrie­

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG 1/1988

ben, wie Schülerfehlverhalten begegnet werden kann. Es wird deutlich gemacht, auf wie vielen Ebenen solche Maßnah­men möglich sind, wie abweichendes Verhalten beispielsweise durch präventi­ve Maßnahmen verhindert werden kann, wie solche Maßnahmen in den Schulunterricht eingebaut werden kön­nen, welche anderen kurz- und langfri­stigen Möglichkeiten zur Verfügung ste­hen, wie der Lehrer dem einzelnen ab­weichenden Schüler konkret begegnen kann, welche förderlichen Möglichkei­ten ihm dabei das Gespräch bietet und in welcher Art und Weise Konflikte im Schulbereich gelöst werden können. Wichtig in diesem Zusammenhang sind die Hinweise auf Weiterbildungsmög­lichkeiten von Lehrern außerhalb der Universität/Hochschule und auf die Auswirkungen von Lehrer-Verhaltens­training, wozu ebenfalls überzeugende Untersuchungsergebnisse vorgelegt werden. Ein weiterer Beitrag zeigt auf, welche Aspekte speziell bei suchtgefähr­deten und drogenabhängigen Schülern zu beachten sind und welche Möglich­keiten der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen bestehen. Dieses sehr anspruchsvolle, aber den­noch leicht lesbare Buch richtet sich an die Angehörigen all jener Berufsgrup­pen, die erzieherisch, beratend oder the­rapeutisch mit disziplinschwierigen und delinquenten Schülern zu tun haben und sich theoretische und praktische Kenntnisse aneignen oder sie vertiefen möchten.

Karl Kreutel, Freiburg

Hoffmann, J.: Hilfsschulpädagogik in der DDR. Historische und theoretische Grundlagen. Berlin(Marhold) 1986. Der westdeutsche Autor versucht, in sei­ner 226 Seiten umfassenden Abhand­lung einen Einblick zu geben in die Sze­ne ostdeutscher Hilfsschulpädagogik, und zwar was die gesellschaftspolitische und die pädagogisch-theoretische Seite angeht und teilweise auch, was die Praxis selbst betrifft. Gestartet wird die Arbeit mit folgendem als Zitat übernommenen Anspruch:Bildhaft gesprochen, glei­chen meine folgenden Ausführungen der kritischen Durchsicht von Reisefüh­rern und den eigenen Überlegungen vor Antritt einer Fernreise. Man bildet sich eine Vorstellung von den hauptsächli­chen Zielen und Routen der Fahrt, doch deren tatsächliche Beschaffenheit und Zweckmäßigkeit wird sich erst während der konkreten Untersuchung herausstel­len(S. 7). Einem solchen Anspruch werden die Ausführungen sicher ge­recht. Alsmethodische Herangehens­weise(S. 14) wird dieProblematisie­rung und Systematisierung(S. 15) ge­wählt. Dieseverstehen sich als zwei Di­mensionen, zwar idealtypisch voneinan­der trennbar, doch im Aufbau der Arbeit miteinander verflochten(S. 15).

Den Text gliedert der Autor in vier Hauptteile: Teil I überschreibt er als methodologischen Rahmen und zählt hierzu die soeben erwähnte Vorgehens­weise, fernerEinschübe zur allgemei­nen Pädagogik als Deutungsrahmen der Hilfsschulpädagogik und dann noch ei­neEingrenzung auf die Pädagogik Ge­schädigter. Im Anschluß an diesen Rah­men folgt Teil II, der diehistorisch-ge­sellschaftliche Entwicklung der Hilfs­schulpädagogik zum Thema macht, und zwar in Form von vier Phasen: 1945 bis 1949, 1950 bis 1962, 1963 bis 1975 und

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