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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Heilpädagogische Dokumentation

tischen Republik, der Schweiz und in Öster­reich aufgeführt. Weiterhin werden Behan­dungszentren genannt, die in Sprachheilhei­me/-internate, Kinderzentren/-kliniken, Kli­niken mit Sprachtherapie für Erwachsene (besonders für Hirngeschädigte) sowie Kur­kliniken für Laryngektomierte gegliedert sind. Den Abschluß bilden Anschriften von Behinderten- und Berufsverbänden. Gottfried Kluge, Greifswald

Karlheinz Offergeld: Gestörte Sprachent­wicklung. Ursachen, Symptome, Be­handlung. 360 Seiten. 1987. DM 29,80. Reha-Verlag, Bonn.

Anliegen des Autors ist es, eine sprach­heilpädagogische Behandlungskonzep­tion für Kinder mit zentral bedingten Sprachstörungen vorzulegen. Offergeld gliedert in organisch bedingte Sprach­entwicklungsstörungen, die identisch sind mit der Sprachentwicklungsbehin­derung nach Leischner, und den Sprachentwicklungsverzögerungen, die er als anlagemäßigen, oft ererbten oder milieubedingten Rückstand sieht. Dabei ist die langsam fortschreitende Spra­chentwicklung nur Teil der Entwik­klungsverzögerung insgesamt. Es ergibt sich die Frage, warum hier ein neuer Terminus für_Sprachentwicklungs­behinderung eingeführt wird.

Im einzelnen werden die Ursachen der Sprachentwicklungsstörungen aufge­führt, die in prae-, peri- oder postnatalen Hirnschädigungen zu suchen sind. Die Ursachen der Sprachentwicklungsverzö­gerung werden genannt, und es wird darauf verwiesen, daß im Einzelfall die Entscheidung erschwert sein kann, ob nicht docheine hirnorganische Verur­sachung vorliegt.

In weiteren Kapiteln wird die Sympto­matik bei sprachentwicklungsgestörten und sprachentwicklungsverzögerten Kindern dargestellt. Für die erstgenann­te Gruppe wird auf Störungen der kör­perlichen Entwicklung und der Motorik, auf die Beeinträchtigung der Intelligenz

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und Lernfähigkeit, auf Verhaltensstö­rungen und Auffälligkeiten im An­triebs-, Emotional- und Sozialbereich sowie auf Wahrnehmungs- und Merkfä­higkeitsschwächen eingegangen.- Dem­gegenüber unterscheidet sich nach Auf­fassung des Autors die Symptomatik bei den Sprachentwicklungsverzögertenin Art, Mannigfaltigkeit, Grad und Kompli­ziertheit von denen der zentral Spra­chentwicklungsgestörten.

Das 7. Kapitel befaßt sich mit der Unter­suchung sprachentwicklungsgestörter Kinder.

Dazu dient ein von Gottsleben und Of­fergeld entwickelter Fragebogen für zen­tral sprachgestörte Kinder. Die Notwen­digkeit ärztlicher Untersuchungen wird hervorgehoben, wobei Schwerpunkte in der neurologischen bzw. neuropädiatri­schen Untersuchung, dem konstitu­tionsbiologischen Befund, dem HNO­ärztlich-phoniatrischen Befund sowie der ophthalmologischen und orthopädi­schen Untersuchung gesehen werden. In weiteren Abschnitten wird der Wert der verschiedenen Hörprüfmethoden und psychologischer Untersuchungsmetho­den diskutiert; dabei wird auch auf ab­norme Reaktionen und zentrale Verar­beitungsstörungen eingegangen. Eine Reihe von sprachfreien Intelligenztests wird aufgeführt und auf die Bedeutung der Bewegungsdiagnostik hingewiesen. Die Notwendigkeit der Untersuchung verschiedener Wahrnehmungsbereiche wird hervorgehoben.- Den Abschluß des ersten Teiles bilden Ausführungen zur Untersuchung bei_expressiver Sprachentwicklungsstörung(Sprachun­vermögen) und bei impressiver Spra­chentwicklungsstörung(Sprachverstän­digungsstörung). In diesem Zusammen­hang werden neben Fragen der allge­meinen Diagnose auch solche der Dif­ferentialdiagnose angesprochen.

Im 2. Teil, der etwa zwei Drittel des Bu­ches umfaßt, wird die Behandlung sprachentwicklungsgestörter Kinder ausführlich dargestellt. Dem Autor ist in sehr feiner Weise gelungen, die Theorie mit der Praxis zu verbinden, indem er aus medizinischen, psychologischen und sprachheilpädagogischen Befunden sei­

ne Behandlungskonzeption entwickelt, begründet und sein Vorhaben an Bei­spielen beschreibt. Für den Leser wer­den damit Zusammenhänge und Quer­verbindungen deutlich, die in der Praxis oft nicht erkannt und beachtet werden. Das führt dann dazu, daß sprachent­wicklungsgestörte Kinder als sprachent­wicklungsverzögerte Kinder fehlklassifi­ziert werden.- Aus der umfassenden Darstellung seien die Kapital über die Sprachheilbehandlung bei expressiven Sprachentwicklungsstörungen, über die zentrale Dyslalie, über die Untersu­chung und Behandlung bei Störungen des Sprachverständnisses und Symbol­verhaltens, über die Therapie bei Sprachverständnisstörungen, über die partielle Lautagnosie sowie über die Symbolfähigkeit und die Behandlung ih­rer Störung als besonders gelungen her­vorgehoben. Insgesamt handelt es sich um ein wissen­schaftlich gut fundiertes Buch, das von einem Praktiker, der die Theorie be­herrscht, für die Praxis geschrieben wur­de. Sehr zu bemängeln sind das unvoll­ständige und fehlerhafte Literaturver­zeichnis sowie die ungenaue und ober­flächliche Art, Literatur zu zitieren. Dies und dazu eine Reihe von Druckfehlern sollten bei einer Nachauflage unbedingt beseitigt werden, da diese Mängel den guten Eindruck des Buches mindern. G. Kluge, Greifswald

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG 1/1988