Claudia Köhle& Peter Köhle- Präventiv orientiertes Elterntraining— Evaluation zweier Kursprogramme
statistischen Überrepräsentation entspricht.
— Im Prätest prävalierten statistisch signifikant destruktive Reaktionen (Konfidenzgrenzen).
— Durch Kursabsolvierung erfolgte eine statistisch signifikante Zunahme konstruktiver verbaler Erstreaktionen (CHI-Quadrat).
— Die Fähigkeit zum VEE wurde statistisch signifikant in positiver Richtung beeinflußt(Wilcoxon-Test für korrelierende Stichproben).
— Es erfolgte ein statistisch signifikanter Transfer in die reale Kommunikationssituation(Wilcoxon-Test für korrelierende Stichproben).
Kurs 2
— Es nahmen 16 Mütter(69,6 Prozent) und 8 Väter(30,4 Prozent) teil, darunter 2 Ehepaare. Der Altersdurchschnitt betrug 35 Jahre.
— 4,8 Prozent der Kinder wurden in die Kategorie„wahrscheinlich neurotisch“ klassifiziert.
— Bei Eltern und Psychologen erfolgte durch Kursteilnahme eine statistisch signifikante Beeinflussung der Fähigkeit zur Selbstöffnung in positiver Richtung(Wilcoxon-Test für korrelierende Stichproben).
— Die Versuchsgruppe reagierte im Posttest mit einem statistisch signifikant größerem Ausmaß an Selbstöffnung als die nichttrainierte Kontrollgruppe von Eltern(U-Test nach Mann/Whitney).
Literatur
— Zwischen den Posttestwerten der Versuchsgruppe und den Prätestwerten einer Psychologengruppe ohne Elterntrainingsausbildung bestehen in der Selbstöffnung keine statistisch signifikanten Unterschiede(U-Test nach Mann/Whitney).
— Die Eltern verwendeten nach Kursabsolvierung statistisch signifikant mehr selbstöffnende Aussagen, sind weniger dominant und gebrauchen weniger sozial irreversible Aussagen. Die gemeinsam erarbeiteten Lösungen nahmen statistisch signifikant zu (Wilcoxon-Test für korrelierende Stichproben).
— Nach der Einschätzung durch die Kinder realisierten die Eltern nach dem Kurs im Auseinandersetzungsverhalten statistisch signifikant mehr konstruktive Verhaltensweisen, wurden die Kinder stärker beim Treffen von Entscheidungen einbezogen, wurde auf selbstöffnende Äußerungen der Kinder angemessener reagiert und verstärkten sich Zusammenhalt, Solidarität und Gemeinschaftsbezogenheit in der Familie(Wilcoxon-Test für korrelierende Stichproben).
Für die Variable„Offenheit-Echtheit
der Eltern‘ konnte keine statistisch sig
nifikante Veränderung nachgewiesen werden. Diskussion
Kognitive Repräsentanz der Zielvariablen und deren Transfer in die Realsitua
tion konnten im wesentlichen nachgewiesen werden. Eine bessere Trainierbarkeit des„Aktiven Zuhörens‘ versus „Ich-Botschaften‘“ zeigte sich auch in unserer Untersuchung(vgl. Biehl 1979; Witte et al. 1983). Der Nachweis eines statistisch signifikanten Transfereffektes gelang über die Kinderaussagen in der Dimension„Offenheit-Echtheit der Eltern“ nicht, was auch von Biehl(1979) und Witte et al.(1983) festgestellt werden mußte. Es erhebt sich die Frage, ob es evtl. an den relativ hohen Werten im Prätest, an unangemessenen methodischen Erfassungsmethoden oder an mangelhafter Differenzierungsfähigkeit der Kinder lag(vgl. Minsel& Biehl 1980). Für eine differenzierte Darstellung der Ergebnisse verweisen wir auf Köhle (1980) und Köhle(1985).
Wir neigen zu der Ansicht, daß durch das präventive Elterntraining insgesamt ein Lernprozeß in Gang gesetzt wird, der nach Abschluß des Trainings nicht beendet, sondern im Alltag fortgesetzt und aufgrund eigener Erfahrungen modifiziert wird(vgl. Dittrich 1982; Mladek 1984). Das Problem des Stabilitätsnachweises der Trainingseffekte wie auch die vergleichende Kontrolle unterschiedlicher didaktischer Gestaltung bzw. Anordnung der Trainingsteile bedarf deshalb noch weiterer Bearbeitung. Im Einklang mit Heekerens(1986) sehen wir keinen überzeugenden Grund, der die im Schriftgut konstatierte Abkehr vom Elterntraining rechtfertigen könnte.
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HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIV, Heft 3, 1988