Claudia Köhle& Peter Köhle
Präventiv orientiertes Elterntraining— Evaluation zweier Kursprogramme
— Entwicklung der Fähigkeit, konstruktive Selbstöffnung in angemessener Weise, insbesondere verbal, zu kommunizieren, um einen partnerschaftlichen Umgang mit realen Interessenunterschieden einzuleiten bzw. um vermeidbaren Interessenunterschieden vorzubeugen.
— Zunahme der Sicherheit des elterlichen Erziehungs-/Führungsverhaltens beim partnerschaftlichen Umgang mit innerfamiliären Interessenunterschieden durch Verfügbarkeit über ein konkretes Aktionsprogramm.
(Wenn Kurs 1 und 2 als Kompakt-Variante unmittelbar nacheinander absolviert werden, wird der entwicklungspsychologische Kenntnisteil nur einmal vermittelt, da er identisch ist.)
Kurs- und Evaluationsablauf Kurs 1
In vier kostenlosen Elternkursen zu je fünf Abendveranstaltungen von 1 1/2 bis 2 Stunden Dauer, die im wöchentlichen Rhythmus stattfanden, wurden Datensätze von insgesamt 40 Eltern bzw. deren Kindern aus 6. bzw. 7. Klassen in einem Prä-/Posttest-Design erhoben, Posttest am Kursende, Transfertest 6 Wochen nach Kursende. Die Kurse konstituierten sich nach Ansprache der Eltern in Klassenelternversammlungen. Den einzelnen Kursveranstaltungen lag folgende didaktische Grobgliederung zugrunde:
— Diskussion des in der vorangegangenen Veranstaltung erhaltenen Informationsmaterials.
— Verhaltenstraining,
— Zielstellung für die folgende Kursveranstaltung,
— Ausgabe von Informationsmaterial.
Kurs 2
In vier kostenlosen Elternkursen zu je fünf Abendveranstaltungen von 2—2 1/2 Stunden Dauer, die im wöchentlichen Rhythmus stattfanden, wurden Datensätze von insgesamt 23 Eltern bzw. de
ren Kindern aus 6. bis 8. Klassen in einem Prä-Posttest-Design erhoben, Posttest 8 Wochen nach Trainingsende. Selektiv wurde das Design um eine Kontrollgruppe von 19 nichttrainierten Eltern ergänzt und um eine Vergleichsgruppe von 26 Psychologen, die einen Ausbildungskurs„Elterntraining‘“ absolvierten. Die Kurse konstituierten sich nach Ansprache der Eltern in Klassenelternversammlungen. Die didaktische Grobgliederung entspricht der von Kurs 1.
Evaluationsmethoden Kurs 1
— Beschwerdefragebogen für Kinder (Höck et al. 1978) (Neurosenpsychologisches Siebtestverfahren, um über Annahme der präventiven Intention durch die Teilnehmer zu entscheiden.)
— Kategoriale Erfassung von verbalen Erstreaktionen (Erfassung verbaler Erstreaktionen auf anforderungsvalide fiktive Situationen, die von Experten in vorgegebene Kategorien eingeordnet wurden, um über das Verhältnis von konstruktiven und destruktiven Erstreaktionen zu entscheiden.)
— Erfassung des Ausprägungsgrades der Fähigkeit zum Verbalisieren persönlich-emotionaler Erlebnisinhalte (Expertenbewertung der erfaßten verbalen Erstreaktionen der Eltern auf fiktive Situationen mittels einer geeichten fünfstufigen Ratingskala, um über die Beeinflussung der Fähigkeit zum VEE in positiver Richtung zu entscheiden.)
— Erfassung des Transfereffekts über das Erleben der Kinder (Erlebnisbeschreibung des einfühlenden Verstehens der Eltern in Realsituationen durch ihre Kinder mittels modifizierten Barrett-Lennard-Inventars(1962), um über den Transfer in reale Kommunikationssituationen zu entscheiden.)
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIV, Heft 3, 1988
Kurs 2
— Beschwerdenfragebogen für Kinder
— Erfassung des Ausprägungsgrades der Fähigkeit zur Selbstöffnung (Expertenbewertung der erfaßten verbalen Erstreaktionen der Eltern auf anforderungsvalide fiktive Situationen mittels einer geeichten fünfstufigen Ratingskala, um über die Beeinflussung der Fähigkeit zur Selbstöffnung im Vergleich Prä-/Posttest mit Eltern ohne Trainingsteilnahme bzw. mit Psychologen aus der Erziehungsberatung zu entscheiden.)
— Erfassung des Elternverhaltens in realen Kommunikationssituationen (Vor und nach dem Training klärten Kursteilnehmer mit ihrem Kind ein „Differenz-Thema‘“‘, das sie einem relevantem„Problemkatalog‘ entnahmen. Die Tonbandaufzeichnung wurde von Experten mittels Ratingskalen zu Selbstöffnung, Dominanz, sozialer Irreversibilität beurteilt, um über Transfereffekte in eine quasi-Realsituation und die Zunahme gemeinsam erarbeiteter Lösungen zu entscheiden.)
— Erfassung der Transfereffekte über das Erleben der Kinder (Vor und nach dem Training bearbeiteten die Kinder der Teilnehmer einen geeichten Fragebogen, um über Veränderungen im Auseinandersetzungsverhalten, Offenheit-Echtheit der Eltern, Einbezug der Kinder in Entscheidungsfindung und Annahme von bzw. Ermutigung zu selbstöffnender Äußerung der Kinder zu entscheiden.)
Ergebnisse Kurs 1
— Es nahmen 33 Mütter(82,5 Prozent) und 7 Väter(17,5 Prozent) teil, darunter 4 Ehepaare. Der Altersdurchschnitt betrug 36 Jahre.
— 25 Prozent der Kinder wurden in die Kategorie„wahrscheinlich neurotisch“ klassifiziert, was einer leichten
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