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Europäischer Kongreß über Heimerziehung und Pflegekinderwesen
Vom 29.9. bis zum 2.10.1993 findet in Lüneburg der
„II. Europäische wissenschaftliche Kongreß für Erziehung in Einrichtungen und für das Pflegekinderwesen‘“
statt. Initiiert wird dieser Kongreß von der „European Scientific Association for Residential and Foster Care for Children and Adolescents“, ausgerichtet vom Institut für Sozialpädagogik der Universität Lüneburg. Die Kongresse werden im Turnus von zwei Jahren abgehalten und von den jeweiligen Landesvertretern ausgerichtet. Für 1993 wurde nach Belgien(1989) und den Niederlanden(1991) Deutschland ausgewählt. Ausgehend von dem Buchtitel des Analytikers Bruno Bettelheim wurde im Hinblick auf das sich gestaltende Europa das Thema: „Liebe allein genügt nicht. Heimerziehung und die Erziehung in Pflegefamilien im Prozeß der europäischen Integration“ gewählt. Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Jugend- und Familienhilfesysteme, beeinflußt von der Neubewertung personenorientierter sozialer Arbeit und der Neuordnung der Sozialberufe in Westeuropa werden stationäre Hilfsangebote für junge Menschen in Desintegrationslagen zur Diskussion gestellt. Wie
jede andere Form von Erziehungsinstitutionen bedarf auch die Heimerziehung und Formen ihrer Alternativen einer kontinuierlich ihre Praxis begleitenden Kritik, um innovatorische Vorhaben und Prozesse zu ermöglichen, um aufgedrängte oder selbstgesuchte Resignation, professionelle Selbstzufriedenheit und praktische und theoretische Langeweile zu verhindern. Die Lebensentwürfe junger Menschen bedürfen einer stärkeren Berücksichtigung bei der Planung und Ausgestaltung des sozialpädagogisch verantworteten Alltags. Legt man die Realität des heutigen Familienmilieus in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen in Europa zugrunde, werden die Möglichkeiten ambulanter Maßnahmen, vor allem aber die oft ideologisch überbewerteten Selbsthilfepotentiale abgewogen, bleibt auf absehbare Zeit ein Bedarf an Erziehung in Einrichtungen. Heimerziehung soll für ihre Bewohner eine überschaubare Lebenswelt mit selbstgestalteten, verläßlichen sozialen Beziehungen darstellen, für die Mitarbeiter ein befriedigendes Arbeitsfeld.
Der Kongreß intendiert den Austausch des Handlungs- und Planungswissens, indem er Praktiker, Politiker und Referenten aus den Ministerien sowie Forscher zusammenführt und nach Möglichkeiten internationaler Forschung und Kooperation sucht. Es soll versucht werden, das Nord-Süd-Gefälle innerhalb der in der EG zusammengeschlossenen Länder abzubauen. Daneben sollen die ge
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIX, Heft 1, 1993
sammelten Erfahrungen und gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse im Sinne eines Technologie-Transfers den Kolleginnen und Kollegen in osteuropäischen Staaten beim Aufbau ihres Jugendhilfesystems zur Verfügung gestellt werden.
Als Austragungsort wurde Lüneburg u.a. wegen seiner Nähe zu den neuen Bundesländern ausgewählt. Die Teilnahme dieser Kolleginnen und Kollegen erscheint uns deshalb so wichtig, um aus den Erfahrungen der begonnenen Rekonstruktionsgeschichte lernen zu können, daß Information und Beratung nicht zur Kolonialisierung verkommen. Interessenten, die mit eigenen Beiträgen in Form von Workshops, Vorstellung von Forschungsprojekten, Dissertationen, MultiMedia-Präsentationen u.ä. zur Gestaltung des Kongresses beitragen möchten, sind herzlich willkommen. Eine Anmeldung zu dem Kongreß ist ab sofort möglich.
Nähere Informationen bei:
Prof. Dr. H.E. Colla-Müller Universität Lüneburg Institut für Sozialpädagogik Lauensteinstraße 33 W-2120 Lüneburg
Tel. 04131/71 41 10 Fax 04131/71 41 17
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