treffen:„Es gibt keine Übertragbarkeit von sittlichen Entscheidungen und keine Gleichartigkeit von Einzelfällen; dies ist im Geheimnis des Menschseins verborgen“(S. 22, vgl. S. 76).
Rests Buch ist ambivalent zu bewerten. Das Geltendmachen der Bedeutung des Leids, des Todes und auch der Trauer stellt einen wichtigen Beitrag zu den Debatten um Euthanasie und Sterbebegleitung dar, weil diese Gesichtspunkte bisher nicht berücksichtigt, weil sie als— angeblich— irrational ausgegrenzt und weil sie verdrängt werden. Das allgemeine Betroffen-Sein von diesen Themen wird hier nicht nur im Sinne des von Handlungen oder von Umständen Betroffen-Werdens, sondern auch im Sinne einer Betroffenheit zur Geltung gebracht. Man hätte sich hier allerdings teilweise eine detailliertere Darstellung gewünscht, und man hätte sich im Sinne einer Lösung drängender ethischer Fragen gewünscht, daß die von Rest skizzierte'Lebensethik' in eine argumentative Auseinandersetzung mit der sog. "Tötungsethik' eingebracht wird. Die von Rest gewählte Darstellungsform einer strikten Kontrastierung von Lebens- und Tötungsethik erschwert allerdings eine konstruktive Auseinandersetzung in der gleichen Weise, wie das ständige Insistieren auf die'niederen' Beweggründe der'Tötungsethiker', die Charakterisierung oder die Diskreditierung als'Tötungsethiker' und der Verweis auf institutionelle, intellektuelle und historische Verflechtung— je nach Standpunkt der Le
serschaft— als'enthüllend', spannend, provokativ oder schlicht als ärgerlich bewertet werden müssen.
Dr. Michael Schwager, Köln
Bee-Göttsche, P.(1992). Teufelsgeschichten und Teufelsspiele. Ein Gedächtnistraining für Kinder. Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie, Materialie Nr. 26. Tübingen.
Nach den Trainingsprogrammen von Lauth, von Sydow und von mir gibt es nun ein weiteres kognitives Trainingsprogramm, das theoretisch gut begründet und mindestens einmal auch experimentell erprobt worden ist. Im vorliegenden Fall handelt es sich um ein Gedächtnistraining für Kindergartenkinder, das vermutlich auch bei etwas älteren und schwächeren Kindern eingesetzt werden kann. Im Kem geht es darum, den Kindern eine Memorierstrategie zu vermitteln, die sie spontan in der Regel noch nicht benutzen und die hilfreich sein dürfte, wenn es darum geht, sich etwas bewußt einzuprägen, um es später wieder abrufen zu können.
Obwohl sich das recht trocken anhört, ist das Trainingsprogramm alles andere als das. In zwölf Sitzungen werden den Kindem
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIX, Heft 2, 1993
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zwölf„Teufelsgeschichten“ erzählt, die dann Anlaß sind für verschiedenartige Gruppenspiele, es werden Fragen beantwortet, Bilder betrachtet,„Tricks“ kennengelernt, und das alles in spielerischer, lockerer Atmosphäre. Man kann sich gut vorstellen, daß das Programm Kindern wie Trainerinnen und Trainern Spaß macht und daß es den Kindern auch hilft, Gedächtnisstrategien zu erwerben und einzuüben.
Mit der experimentellen Erprobung ist es leider noch nicht so weit her. Die Verfasserin veröffentlicht demnächst eine erste experimentelle Studie mit 75 Kindergartenkindern. Die Trainingsgruppe erhielt das komplette Programm, während die Kontrollgruppe in derselben Weise behandelt wurde, nur daß sie nicht die Übungen zum Gedächtnistraining erhielt. Abhängige Variablen waren Aufgaben zur phonemischen Bewußtheit gesprochener Sprache. Im Hinblick auf den Leselernprozeß sind solche Variablen zweifellos bedeutsam, und sie beanspruchen sicher auch das Arbeitsgedächtnis. Das Training erwies sich dabei als wirksam. Weitere Untersuchungen über die Wirksamkeit, die diskriminante Trainingsvalidität und die Wirkungsdauer sind wünschenswert und vermutlich auch lohnend. Unabhängig davon kann der Einsatz des Trainingsprogramms in der Praxis aber schon jetzt durchaus empfohlen werden,
Prof. Dr. K.J. Klauer, Aachen
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