Heinrich Tröster& Michael Brambring+ Spiele und Spielmaterialien blinder unde sehender Kinder
und sehender Kinder beim Alleinspiel.In der Gesamtstichprobe waren für blinde Kinder bevorzugte Spielaktivitäten im Alleinspiel Tätigkeiten wie Explorieren (z.B. Gegenstände abtasten), Geräusche produzieren(z.B. mit Gegenstand Geräusche erzeugen), einfache Konstruktionsspiele(z.B. Ein- und Ausräumen) und motorische Spiele mit und ohne Material (z.B. toben, schaukeln). Sehende Kinder präferierten Symbo-spiele(einfach und komplex), Konstruktionsspiele(einfach und komplex), Anschauen von Bilderbüchern, Malen und Basteln sowie motorische Spiele mit und ohne Material.
Bei blinden Kindern konnte signifikant häufiger als bei sehenden Kindern ein Explorieren von Gegenständen beobachtet werden. Dieser Unterschied zwischen blinden und sehenden Kindern wurde nur für die älteren Kinder(2548 Monate) bedeutsam. Darüber hinaus zeigten blinde Kinder beider Altersgruppen häufiger als sehende Kinder Spielaktivitäten, durch die sie Geräusche produzieren konnten. Einfache Konstruktionsspiele waren im Spielrepertoire blinder und sehender Kinder unter zwei Jahren gleichermaßen vertreten. Ältere blinde Kinder(25-48 Monate) zeigten diese Spielform dagegen häufiger als gleichaltrige sehende Kinder.
Im Vergleich zu blinden Kindern beschäftigten sich mehr sehende Kinder mit einfachen und komplexen Symbolspielen, dem Betrachten von Bilder-(Tast-)Büchern und mit Malen oder Basteln. Die Unterschiede im Auftreten dieser Spielformen wurden— mit Ausnahme des Betrachtens von Bilder-(Tast-)Büchern— im Vergleich der 3—4jährigen blinden und sehenden Kindern signifikant, während sich für die jüngere Altersgruppe keine bedeutsamen Unterschiede zwischen blinden und sehenden Kindern ergaben.
Um die Altersabhängigkeit der verschiedenen Spielaktivitäten im Alleinspiel zu verdeutlichen, wird in Abbildung 2 anhand ausgewählter Beispiele ein querschnittlicher Vergleich für blinde und sehende Kinder dargestellt.
Sehende Kinder zeigten generell wenig Interesse an Tätigkeiten wie Geräusche produzieren. Für die blinden Kinder war
Tab. 6: Spielaktivitäten blinder und sehender Kinder beim Spiel mit anderen Kindern
Jüngere Kinder
Spielaktivität(bis 24 Monate) B:n=40 S:n=39
Tast-, Bilderbücher betrachten;
Geschichten hören 21.4 3.6
Malen, Basteln 0.0 21.41
Komplexes Konstruktionsspiel 0.0 17.9
Motorische Spiele ohne Material 42.9 39.3 Motorische Spiele mit Material 7.1 21.4
Komplexes Symbolspiel 0.0 0.0 Schmusespiele 21.4 143 Geräusche produzieren 214 143
Ältere Kinder Gesamtgruppe (25—48 Monate)(bis 48 Monate) B:n=33 S:n=34 B:n=738:n=73 26.1 138 24.1 8.8! 6.7... 31.0 3.4 26.2 67 20.7 3:4“ 4193 40.0 20.7 41.44 29.9 20.0 231.0 13.8 263 20.0 234.5 10.3; 17.5 6.7 0.0 13.8 7.0 13:3 3.4 17.2 8.8
Anmerkungen. Prozentangaben für blinde und sehende Kinder hinsichtlich der verschiedenen Spielaktivitäten beim Spiel mit anderen Kindern. Mehrfachnennungen der Kategorien möglich; Mehrfachnennungen innerhalb einer Kategorie wurden nicht berücksichtigt. Die Kategorie“Sonstige” und die Kategorien mit weniger als 10% Nennungen wurden nicht aufgeführt.
B: Blinde Kinder, S: Sehende Kinder;
Ergebnisse der Chi-Quadrat-Tests zur Prüfung der Unterschiede zwischen blinden und sehenden Kindern.
) p<.05, 2.p<Ok:= p<.00l.
dagegen das Produzieren von Geräuschen eine häufige Form des Alleinspiels, die selbst im Alter von 5—6 Jahren noch bei über 40% der blinden Kinder beobachtbar war.
Das Explorieren von Gegenständen trat bei sehenden Kindern nach dem 18. Lebensmonat nicht mehr im Spielrepertoire auf. Zwar zeigten auch blinde Kinder eine deutliche Abnahme im Explorieren von Gegenständen, aber erst ab dem 4. Lebensjahrerschien diese Spielform nicht mehr in ihrem Spielrepertoire.
Für sehende Kinder ergab sich eine rasche Zunahme im Symbolspiel vom 2. bis 4. Lebensjahr. Bei blinden Kindern ließ sich nur ein geringer Anstieg im Symbolspiel mit dem Alter feststellen. Vom 18. bis 72. Lebensmonat war der Anteildes Symbolspiels bei blinden Kindern annähernd gleichbleibend.
Mit komplexem Konstruktionsspiel beschäftigten sich blinde Kinder altersmäßig erst deutlich später als sehende Kinder. Außerdem spielten sie solche Spiele deutlich seltener als sehende Kinder.
Spiel mit Geschwistern oder Gleichaltrigen. Tabelle 6 zeigt den Anteil blinder und sehender Kinder für verschiedene Spielaktivitäten mit Geschwistern oder anderen Kindern.
In der Gesamtstichprobe bis 48 Monaten waren für blinde Kinder motorische Spiele
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 1, 1992
mit und ohne Material(z.B. toben, schaukeln) die bevorzugten Spiele mit Geschwistern oder anderen sehenden Kindern. Weitere, häufige gemeinsame Aktivitäten waren das Betrachten von Büchern oder das Hören von Kassetten, Geräusche produzieren oder Schmusespiele. Auch sehende Kinder spielten mit anderen Kindern bevorzugt motorische Spiele; daneben dominierten Mal- und Basteltätigkeiten sowie komplexe Konstruktionsspiele(z.B. Bauen mit Bauklötzen).
Statistisch bedeutsame Unterschiede im Spiel blinder und sehender Kinder mit anderen Kindern ergaben sich lediglich hinsichtlich dreier Spielformen. Häufigerals sehende Kinder beschäftigten sich blinde Kinder im Spiel mit anderen Kindern damit, gemeinsam mit ihnen Kassetten zu hören oder Tastbücher zu betrachten. Sehende Kinder spielten demgegenüber mit anderen Kindern häufiger als blinde Kinder komplexe Konstruktionsspiele und beschäftigten sich mehr mit Mal- und Bastelaktivitäten.
Für viele Spielformen der Tabelle 2 wurden für das Geschwister- oder Gleichaltrigenspiel keine oder nur geringe Spielaktivitäten von den Eltern genannt. Auf eine Darstellung ausgewählter Beispiele hinsichtlich der Spielaktivitäten mit anderen Kindern für einzelne Altersstufen wird verzichtet, da nur ca. 40% der Eltern
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