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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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einer unbekannten Person profitiert). All­gemein kann man feststellen, daß es kei­ne bestimmte Variable gibt(z.B. durch­schnittliche Anzahl der benötigten Ver­suche, IQ oder Alter), welche differen­zierend wirken würde bezüglich der Meßwerte der abhängigen Variablen. Die Untersuchung verwendete Erhe­bungssituationen, die normalen sozialen Situationen sehr ähnlich waren. Zahlrei­che Untersuchungen(Bornstein et al. 1980; Rychtarik& Bornstein 1979; Stacy et al. 1979) haben einen Generalisie­rungseffekt nachgewiesen, wenn die er­hobenen Kriterien sich eng an den Trainingsinhalten orientierten. In den meisten Studien wurden Rollenspiele als Trainingsmodus und einen Rollenspiel­test als Mittel zur Erfassung der Generali­sierung verwendet. In dieser Studie wur­de jedoch versucht, die Generalisierung von einer Trainingssituation hin zu einer realen sozialen Situation zu erreichen, deshalb lassen sich die Ergebnisse nicht direkt mit anderen Studien zur Genera­lisierung vergleichen. Die Validität des Rollenspieltests als eine Evaluierungs­methode für soziale Trainingsprogram­me muß deshalb angezweifelt werden, da eine Korrespondenz zwischen dem Verhalten im Rollenspiel und im natürli­chen sozialen Situationen weitgehend fehlt(Bellack 1979, 1983; Bellack, Her­sen& Turner 1976).

Literatur

Die Ergebnisse konnten nicht nachwei­sen, daß die Vermittlung bestimmter Fer­tigkeiten(z.B. gesprächsinitiierende Fra­gen stellen, auf sich selbst bezogene Aus­sagen machen, positive Rückmeldung geben, Augenkontakt herstellen oder an­gemessenen Affekt zeigen) zu einer all­gemeinen Verbesserung der kommuni­kativen Kompetenz führen würde. Curran (1979) meint, daß das Einüben spezifi­scher Fertigkeiten durch Rollenspiele zu restringiert und zu künstlich sei, als daß sich ein generalisierender Effekt auf alle sozialen Interaktionen in natürlichen Si­tuationen einstellen würde. Zahlreiche Forscher(Bronstein et al. 1980; Perry& Cerreto 1977; Rychtarik& Bronstein 1979) sind der Meinung, daß das Aus­bleiben einer Verbesserung allgemein erhobener sozialer Kompetenzen damit zusammenhängt, daß die Trainings je­weils auf eine eingeschränkte Zahl spezi­fischer sozialer Fertigkeiten limitiert sind. Das Trainieren spezifischer Fertigkeiten scheint keine genügend große Korrespon­denz mit den Anforderungen natürlicher sozialer Situationen zu haben. Zusätz­lich scheintes für geistig behinderte Men­schen schwierig zu sein, sich diese ver­meintliche Situation vorzustellen. Diese Schwierigkeit(z.B. sich eine Geschichte vorstellen) wurde auch von Senatore et al.(1982) bezüglich der Verwendung von Rollenspielen bei geistig Behinder­ten festgestellt.

R. P. Garries, L. Hazinski& J. Hollenweger- Soziale Trainingsprogramme bei geistig behinderten Erwachsenen

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß sowohl ökologische als auch intra-indi­wuelle Variablen eine interessante Her­ausforderung darstellen für die Forscher, die versuchen, das Problem der Genera­lisierung neuer sozialer Fertigkeiten bei geistig Behinderten zu lösen. Die Resul­tate dieser Untersuchung verglichen mit anderen Untersuchungen legen es nahe, daß soziale Trainingsverfahren nicht effizient sind für das Vermitteln ange­paßter sozialer Verhaltensweisen im täg­lichen Leben von geistig Behinderten. Da Trainings in simulierten Situationen offensichtlich die Verwendung dieser Kompetenzen in der natürlichen Umge­bung nicht erleichtern, sollte die zukünf­tige Forschung sich vermehrt darauf kon­zentrieren, die sozialen Trainings direkt in den natürlichen Situationen durchzu­führen; dort also, wo die spezifischen Verhaltensweisen von den geistig Behin­derten erwartet werden. Dies allerdings wird das Problem der Übertragung auf andere Situationen nicht lösen, aber es könnte ein Weg sein, um die Korrespon­denz zwischen dem Trainingssetting und der Situation, in welcher das Verhalten erwünscht ist, zu vergrößern. Vielleicht braucht es einen neuen Zugang zu dem Problem der Verbesserung sozialer Kom­petenzen geistig Behinderter in ihren all­täglichen sozialen Situationen.

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150 HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVIIL, Heft 3, 1992