Heft 
(2016) 101
Seite
42
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42 Fontane Blätter 101 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte »Ist mir aber ein Apostel!« Wiesike, der praktizierende Schopenhauerianer und Freund Fontanes 1 Winfried H. Müller-Seyfarth Sein Hahnemann- und Schopenhauer-Enthusiasmus ging aus dieser seiner Geistesrichtung hervor.[] So ward er der Freund Hahnemanns und Schopenhauers und zugleich eine Stütze derer, die für beide ›Schule‹ zu bilden begannen. Theodor Fontane: Fünf Schlösser. 6. Kap. Aus der Geistesgeschichte und insbesondere aus der der Philosophie wissen wir von Exponenten, deren Werk oder Wirken schulbildende Kraft hatte und noch gegenwärtig besitzt. Wir denken an die Stoa, deren Welt­anschauung durch fast zweieinhalb Jahrtausende ihre transkulturelle Wirkung entfalten konnte. Nicht nur Denker, sondern Kaiser(Marc Aurel) und Könige(Friedrich II. von Preußen) ließen sich von ihr inspirieren, gleichwohl ihr politisches Tagesgeschäft oftmals stoisches Gedankengut vermissen ließ. Auch Nero wurde als 12-jähriger durch Seneca und seine Schriften mit stoischem Wissen erzogen; zwar mit zweifelhaftem Erfolg, aber die Schriften Senecas haben dennoch ihren unbestreitbaren Einfluß in den darauffolgenden Moralvorstellungen und Pflichtenlehren. Dass sich diese auch gegen den Gründer selbst richten können, sehen wir am Bei­spiel der von Senecas Ziehsohn Nero verordneten Selbsttötung Senecas und seiner willigen, offenbar schon das Urteil erwartenden Bereitschaft zum Semi-Suizid. Dass Sokrates fast fünf Jahrhunderte vorher das gleiche Schicksal erlitt, läßt uns staunend feststellen, dass am Anfang des abend­ländischen, schulbildenden Philosophierens einige Stammväter ihre Leh­ren radikal vollenden mussten. Da sich im weiteren Verlauf der abendländischen Religionsgeschichte auch Religionsgründer, die sich ihres Status höchstwahrscheinlich nicht bewusst waren, ihre Lehre mit Blut besiegelten, ist allseits bekannt. Noch Denker in der frühen Neuzeit, die einem damals gültigen geo-anthropo­zentrischem Weltbild das heliozentrische entgegensetzten, hatten mit Ver­folgung und Drangsal zu rechnen. Auch die jeweiligen Jünger und Schüler