76 Fontane Blätter 101 Rezensionen und Annotationen sich nicht auf S. 620 sondern 627. Gemeint ist Marlitts und nicht Heimburgs Roman(418), und der heißt nicht bloß Der Karfunkelstein, sondern Die Frau mit den Karfunkelsteinen. Nicht Drosselbart(620 f.), sondern Drosselstein heißt die Figur in Vor dem Sturm. Die Jahresangaben der Buchveröffentlichungen(515, 517) stimmen nicht. Nicht Effi unterscheidet zwischen gemachter Geistererscheinung und natürlichem Spuk, sondern Innstetten (606), nicht in Roswithas Börse liegt das Chinesenbildchen(607), sondern in Johannas. Und weiter: Werden wirklich»drei Materialschichten von höchst imaginärer Bindungskraft« in der Schwurszene( Ein Sommer in London) verbunden(308), oder doch nur zwei; denn der Splitter lag zwar unter der brokatnen Altardecke(HFA III/1, 175), steckte er aber da schon in einer Kapsel? Um Fontanes Skepsis gegenüber Menzels Lichteffekten, die alles Gegenständliche auflösen, zu belegen, heißt es unter Berufung auf einen Brief an Heyse vom 23. Dez. 1860:»Er wollte nicht nur Fluidum und ›Vortragsweise‹, er wollte Inhalt und Gegenstände«(255). Wer nachschlägt, stößt auf eine andere Auskunft: Den gewollten, aber vermissten »Inhalt« bezieht Fontane auf Menzels»kleine Sachen«, die als charakteristische Kopien der Natur nur im fertigen Zustand(durch»realistische Macht und die Meisterhaftigkeit des Vortrags«) überzeugen, während er»gedankliche Sachen(d.h. Werke mit ›eigentlichem Inhalt‹) auf jeder Stufe des Werdens mit Interesse ansehen« könne. Fontane schätzt nicht Menzels »Lichteffekte« skeptisch ein, er nennt vielmehr Bedingungen seines Interesses für Werke mit und ohne»Inhalt«, und selbstverständlich hält er den »Vortrag« für wichtig. Das liegt ganz auf der Linie des akzentuierten ›Wie‹. Und wie unerheblich ist schließlich folgender Missgriff? Da heißt es mit Bezug auf Unterm Birnbaum wiederholt:»›Ängstlichkeit‹ ist das erste Wort der 39. Nummer der Gartenlaube von 1885«(19, vgl. 33 hier im Plural). Geschrieben steht allerdings»Aengstigungen«. Lesefehler unterlaufen, leider. Beeinträchtigen sie hier auch die Argumentation? Der»Theodor Fontane« dieser trotz einiger Bedenken bewundernswerten Studie ist erklärtermaßen nicht der» ganze Fontane«, den von Graevenitz freilich für einen»Pflegefall der Germanisten«(48) hält, und in der Tat sucht er nicht gerade oft den Dialog mit diesem Pflegepersonal. Das augenfällig interessierende ›Ganze‹ betrifft eher die neuen Medien, ihre Bilder und den ganzen sich durchsetzenden ›Mischmasch‹(vgl. 715). Das muss das Besondere eines singulären Namens nicht auflösen. Im Gegenteil könnte es erneut zur Balladen-Frage motivieren: Theodor Fontane! Wer ist Theodor Fontane? Nützlich wäre es gewesen, wenn das Namensregister um ein Verzeichnis der besprochenen Werke erweitert worden wäre, denn von Graevenitz behandelt weit mehr Werke Fontanes und anderer, als das Inhaltsverzeichnis zu erkennen gibt. Hugo Aust
Heft
(2016) 101
Seite
76
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