Theodor Fontanes Kunst des Toasts Osterkamp 99 gesellschaftliche Ritual des Toasts insgesamt geworden war, erweist freilich erst sein Romanwerk, in dem er die sozialen Einklang simulierenden Toasts dazu nutzt, tödliche Dissonanzen freizusetzen. Die Wünsche, die in Fontanes Toasts gesprochen werden, gehen nicht in Erfüllung, und diejenigen, auf die ein Lebehoch ausgebracht wird, müssen sich aufs Sterben einrichten; wie lange die Ehe der jungen Stechlins halten wird, wissen wir im übrigen auch nicht. Der Autor Theodor Fontane hat es uns also nicht leicht gemacht, auf die Theodor Fontane-Gesellschaft, die in nunmehr 25 Jahren unendlich viel zu seinem Gedenken und zur Bewahrung und Erforschung seines Werks getan hat, einen Toast auszubringen. Aber wer Festreden hält, der fürchtet keine Konvention, zumal wenn er erwarten darf, dass anschließend niemand zum Klavier eilt und die Festgesellschaft dazu auffordert, die Nationalhymne zu singen. Und so sei denn von Herzen ein Lebehoch auf die Theodor Fontane Gesellschaft ausgebracht und ihr ein langjähriges weiteres glückliches und erfolgreiches Wirken gewünscht!
Heft
(2016) 101
Seite
99
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