Heft 
(2016) 101
Seite
102
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102 Fontane Blätter 101 Vermischtes Allerlei Glück? Cécile und ihre Schwestern, damals(1886) und heute(2015)* Hugo Aust Der Tag ist glücklich gewählt, denn es ist Sonnabend, und Sonnabend ist, um eine Fontane-Figur reden zu lassen,»Tummelplatz, Rennfeld aller Kräf­te« 1 . Das Zitat stammt aus Allerlei Glück, und mit diesem Titel öffnete sich auch für mich ein»Tummelplatz«. Denn mit Allerlei Glück begann jenes Bonner Fontane-Seminar im Jahr der Marbacher Fontane-Ausstellung (1969), in dem ich auf dem»Rennfeld« des Studiums jenes»freudige Mit­gehn« begann, das Fontane sich wünschte, doch gegenüber Zola selten zu­stande brachte 2 . Der Allerlei Glück-Referent, schon damals ein imponie­render Joseph Roth-Kenner, stellte eindrucksvoll diesen Prototyp für Fontanes Erzählwerk vor, und ich griff zu, vor allem, was das ›Glück‹ betraf und seinen Verklärungsgrund. Angesichts der vielen Glücksbarrieren gilt mir ›allerlei Glück‹ noch heute als Schlüsselwort des Möglichkeitsdenkens; doch wirkt es manchmal zu patent, wie das»heitere Darüberstehen«, und öffnet dann ›allerlei‹ heikle Konsequenzen. Darüber möchte ich jetzt etwas sagen. ›Glück‹ ist als deutsches Wort ein schillerndes Allerlei; konturenschär­fer dagegen das Unglück Unglück als Nährboden des Glücks. Typisch da­für ein Wortwechsel wie dieser:»Wir werden sehr unglücklich sein«»Wel­ches Glück!« das ist ein junges Film-Zitat(2013), entnommen einem älteren Stück(1942) von Jean Anouilh, der den antiken Orpheus-Stoff modernisier­te 3 . Die Auskunft läuft nicht darauf hinaus, sich im Unglück einzurichten. Doch entsteht dadurch eine Skepsis, die vom ›Allerlei‹ nicht beseitigt wird. »Und kann auf Sternen gehen« zweifelsohne ein Fontane-Glück mitten im Anfang, aber wie viele haben auf diesem himmlischen Laufsteg Platz? »So oder so« 4 ohne Zweifel ein tragender Glücksrahmen, reich an Toleranz und Vielfalt; aber wenn das»Glück« wirklich»Lose« hat, wie ein»berühm­tes Gedicht« versichert, dann werden sich darunter auch ›allerlei Nieten‹ finden. Die»Likedeeler« welch ein Glück des Teilens, aber eben nach Pi­ratenmanier. Und zu guter Letzt:»Es lebe der Stechlin« triumphales