Heft 
(2016) 101
Seite
113
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Erleben und Vermittlung des Glücks in Stine Chambers 113 Stine nach dem Dienst bei den Herren und freut sich auf Karussellfahren; Stine spielt Reifen. 37 Das menschliche Glück, wie es im kleinen Werk Stine erlebt und vermit­telt wird, ist meist von kurzer Dauer und besteht eher im Sehen und Spre­chen als im Tun, es wird also weniger aktiv erzeugt als rezeptiv und ver­mittelt erlebt. Das ist in einem Roman, dessen Protagonist, Waldemar, als kränklicher, passiver Beobachter dargestellt wird, auch nicht zu verwun­dern. Hier war es meine Absicht zu zeigen, dass es Fontane auch in einer Erzählung mit tragischem Ausgang(wie später in Effi Briest und Unwie­derbringlich) an dem Glückserlebnis der Figuren liegt, und wie er das im Kleinen eher als im Großen raffiniert zum Ausdruck bringt. Und zum Schluss eine visuelle Koda: Theodor Fontane war, wie sein Geschöpf Waldemar von Haldern, ein Augenmensch. Das zeigen vor allem seine Reisebücher. Ich erlaube mir mit einer kleinen biographischen Be­merkung zu schließen. Am 14. September 1864 hat Fontane das Thorvald­sen-Museum in Kopenhagen besucht. Im Tagebuch hält er fest: »Wunderschön; über alle Erwartung hinaus ergreifend und entzü­ckend. Namentlich alles, was Amor, die Grazien und die drei Göttinnen, insonderheit Venus angeht[] Dabei geht ein Zug des Schelmischen, des humoristisch-Heitren durch diese ganze Art der Produktion. All das andre (die Büsten, die Statuen) ist unendlich langweilig dagegen.« 38 Und ein paar Bilder auch wenn sie uns nicht so direkt ergreifen und entzücken sollten, wie damals Fontane die Originale werden uns und hof­fentlich vor allem Sie, lieber, verehrter Herr Nürnberger, zumindest kurz­fristig beglücken: