Heft 
(2018) 105
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6 Fontane Blätter 105 Editorial dabei zugleich poetisierten Textes hat der Historiker Tobias Arand in sei­nem Beitrag zu Fontanes Kriegsgefangen. Erlebtes 1870 erkundet. Die sys­tematische Auswertung von zeitgenössischen Regimentsgeschichten und Verlustlisten ermöglicht es dem Verfasser, das historische Personal von Fontanes ›Erlebensbeschreibung‹ in bisher unbekannter Konkretheit vor­zustellen und, darauf aufbauend, einige ebenso grundlegende wie kriti­sche Überlegungen zur patriotischen»Meistererzählung« in Kriegsgefan­gen vorzubringen. Der Werkkomplex der Wanderungen, an deren ›Fertigmachen‹ Fontane bekanntermaßen fast sein halbes Leben lang gearbeitet hat, steht im Zen­trum des Beitrags von Nils C. Ritter: Inwieweit, so fragt dieser Beitrag, lässt sich in den Wanderungen(und nicht nur in diesen) ein poetischer Grund­gestus der Enttäuschung ausmachen, ein Bedauern darüber, dass sich die Welt unvollendet, prosaisch zeigt und damit der Erwartung widerspricht. Über einige aktuelle Beiträge der Fontane-Forschung informieren Sie, wie gewohnt, unsere Rezensionen: Grete Röders Dissertation zum Pro­testan­tischen Realismus bei Theodor Fontane bespricht Hans Ester, Wolf-­Rüdiger Wagners Arbeit über Fontane und die»Medien- und Kommunika­tions­struktur des 19. Jahrhunderts« rezensiert Rolf Parr; eine englischsprachige Festschrift für Helen Chambers, unter dem Titel ­ Fontane and Cultural Me­diation herausgegeben von Ritchie Robertson und Michael White, wird be­sprochen von Tetiana Mykhalchuk und Vitaliy V. Proshak; eine von den Kol­legen am Fontane-Haus in Schiffmühle zur Feier des 150. Todestages von Louis Henri Fontane herausgegebene Schrift Louis Henri Fontane. Leben und Schicksal eines Dichtervaters stellt Klaus-Peter Möller vor. Dieses Heft enthält auch einige Blätter der dankbaren Erinnerung an einen, der uns verlassen hat. Am 19. November 2017 ist Helmuth Nürnber­ger verstorben, langjähriger Herausgeber dieser Zeitschrift, über Jahre Vorsitzender der Theodor Fontane Gesellschaft, Mitglied des Redaktions­beirats dieser Blätter bis zuletzt und so vieles mehr. Mit einem Nachruf der Herausgeber und der Redaktion, mit einem persönlichen, Helmuth Nürn­bergers Sehnsucht nach Prag entfaltenden Erinnerungsschreiben von Hanna Delf von Wolzogen und mit einer Sammlung von Briefen, die Hel­muth Nürnberger an den Beirat dieser Blätter schrieb, und schließlich mit einer Rede Peter Schaefers über die Ideologieresistenz gedenken wir die­ses Wegbegleiters. Für sein weiterwirkendes Werk danken die Herausgeber, aus gegebe­nem Anlass, auch einem anderen Fontane-Forscher und Wegbegleiter: Gotthard Erler, der am heutigen Tag seinen 85. Geburtstag feiert, und dem wir hiermit rohe und herzliche Wünsche überbringen. Ihre Herausgeber Potsdam, den 20. Juni 2018