10 Fontane Blätter 106 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes Hasenfußdiplomatie? Fontanes Antwort an den Generalintendanten Botho von Hülsen Herausgegeben von Klaus-Peter Möller Theaterkritiker agieren auf einem komplizierten Feld konträrer Interessen, auf dem sie sich bemerkbar machen und behaupten müssen. Auch der neue Rezensent der Vossischen Zeitung stand bereits 1871 vor einer spannungsreichen Bewährungsprobe. Wie er diese gemeistert hat, davon zeugt der folgende Briefwechsel. Botho von Hülsen an Theodor Fontane, Berlin, den 18. November 1871. Standort der Handschrift unbekannt. Erstdruck: Theodor Fontane: Plaudereien über Theater. 20 Jahre Königliches Schauspielhaus. Neue, vermehrte Ausgabe. Besorgt von seinen Söhnen Theodor und Friedrich. Berlin: Grote[1926], S. 605 f. Druck: NFA 22,3, S. 234 ff. Berlin, den 18. November 1871. Geehrter Herr! Obwohl ich seit zwanzig Jahren gewohnt bin, mich selbst derjenigen Kritik gegenüber passiv zu verhalten, welche eine entschiedene Unkenntnis in theatralischen Verhältnissen dokumentiert, so habe ich es doch niemals unterlassen, Aussprüchen entgegenzutreten, welche durch das Unterlegen kleinlicher Motive meine guten Absichten zu verdächtigen scheinen. So möchte ich denn auch Ew. Wohlgeboren bezüglich Ihres Referats über»Wallensteins Tod«(Vossische Zeitung, Nr. 273, zweite Beilage) fragen, was in meiner Verwaltung Sie berechtigt, anzunehmen, daß bei der Erwerbung von Kräften für das Königliche Institut bloße Geldrücksichten für mich jemals maßgeblich gewesen seien, wie Sie dies am Schluß besagten Referats wenigstens andeuten. Schwerlich werden Sie diese Ansicht genügend begründen können, und ich glaube meinerseits, daß die fortwährenden Anstrengungen, welche gemacht werden, dem Schauspiel neue Darsteller zuzuführen, Ihnen gerade das Gegenteil hätten beweisen müssen.
Heft
(2018) 106
Seite
10
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