Es riecht, es schmeckt, es berührt 113 Es riecht, es schmeckt, es berührt. Sinneswahrnehmungen in Fontanes Romanen Christian Ziesmer, Mona Mia Kurz, Anneke Siedke Die Welt der Sinne ist ein ›weites Feld‹. Ebenso ist die Wahrnehmung der literarischen Figuren in den Romanen vielfältig und auf den ersten Blick von den RezipientInnen nicht unmittelbar zu erfassen. Dass Fontanes Figuren sehen und hören, mag nicht verwundern, aber auf welche Weise lässt Theodor Fontane seine Erzähler und Figuren in den Romanen noch wahrnehmen? Dieser Frage hat sich unsere Potsdamer Forschungsgruppe im Rahmen des Hackathons gewidmet und zu diesem Zweck die Wahrnehmungsverben in Fontanes Romanen mit Hilfe computergestützter Verfahren extrahiert und quantitativ analysiert. Dieses Projekt, das auch eine umfangreiche Phase der Datenvorbereitung umfasste, soll im Folgenden ausführlicher dargestellt werden. Es basiert auf drei Fragestellungen: • Mit welchen Häufigkeiten verwendet Fontane in seinen Romanen Verben, die sich unterschiedlichen Sinnessystemen der Wahrnehmung zuordnen lassen? • Unterscheiden sich die Romane in Hinblick auf die Verwendung von Wahrnehmungsverben der unterschiedlichen Sinnessysteme? • Ist eine Verschiebung bei den Sinnessystemen im zeitlichen Verlauf des Romanwerks erkennbar? 1. Datenvorbereitung In einem ersten Arbeitsschritt wurden die 17 Romane 1 Theodor Fontanes (die 16 zu Lebzeiten publizierten sowie Mathilde Möhring) mithilfe eines Part-of-Speech-Taggers – d.i. ein Programm, das automatisiert die Wortart jedes Wortes bestimmt – analysiert, sodass sämtliche Verben extrahiert und in den weiteren Schritten separat untersucht werden konnten. Die Verben wurden zudem automatisiert lemmatisiert, sie wurden also auf ihre Grundform zurückgeführt: Person, Numerus, Tempus, Modus und Genus
Heft
(2018) 106
Seite
113
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