Heft 
(2018) 106
Seite
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122 Fontane Blätter 106 Labor Ein weites Wortfeld. Digitale Spurensuche in Effi Briest Luisa Billepp, Kristina Genzel, Lena Keil, Tabea Klaus Insbesondere in Theodor Fontanes späteren Romanen spielt das Gespräch eine zentrale Rolle. Dabei betont die Forschung immer wieder, dass auch die(Haupt-) Figuren über die Sprache charakterisiert bzw. als»Sprech­Bild« 1 konzipiert werden. Diese literaturwissenschaftlichen Beobachtungen bildeten die Grundlage für das folgende Projekt im Rahmen des Hackathons »Der Fontane-Code«, bei dem die Reden ausgewählter Figuren mit Hilfe digitaler Methoden untersucht wurden. In diesem Zusammenhang galt es, sprachliche Charakteristika der Hauptfiguren der Romane Irrungen, Wir­rungen(1888), Stine(1890), Effi Briest(1896) und Der Stechlin(1897) einzeln zu betrachten, um deren Eigenschaften, Gemeinsamkeiten und Unterschie­de zu ermitteln. Im vorliegenden Artikel sollen die am Roman Effi Briest durchgeführten, auf Inhaltsworte(wie Substantive, Verben, Adjektive) fo­kussierten Analysen exemplarisch vorgestellt und erläutert werden. 1. Vorgehensweise Ein basaler Ansatz der digitalen Analyse konzentriert sich auf jene Wörter, die in einem Text oder einer Sammlung von Texten am häufigsten vorkom­men( most frequent words, nachfolgend als MFW bezeichnet). Ziel unserer Analyse war es, für die wichtigsten Figuren in Fontanes Effi Briest, diffe­renziert nach Wortarten, die jeweils 20 am häufigsten verwendeten Wörter zu ermitteln und näher zu betrachten. Bevor mit den eigentlichen Analysen begonnen werden konnte, musste zu diesem Zweck ein geeignetes Textkor­pus erstellt werden. Hierfür wurde zuerst die gesamte Figurenrede aus Effi Briest extrahiert, um in einem zweiten Schritt die Sprechakte manuell den einzelnen Figuren zuzuweisen. Im Anschluss daran wurden jeweils sämtli­che Redeanteile einer Figur in einem Text-Dokument zusammengefasst, so dass die Sprechakte der verschiedenen Figuren separat untersucht werden konnten.