Heft 
(2018) 106
Seite
130
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130 Fontane Blätter 106 Labor Wort von der Sprecherin bzw. dem Sprecher gebraucht. Hierbei handelt es sich um ungefähre Anpassungen, die die Relationen nicht im Maßstab 1:1 wiedergeben. Gleiches gilt für die Farbintensität und die Größe der Schrift. Diese Darstellungsform wurde gewählt, um die Nachvollziehbarkeit der Vi­sualisierung und der gewonnenen Daten zu unterstützen. Alle drei, einer Figur des Romans zugeordneten Kreise folgen hinsichtlich ihres Aufbaus dem gleichen Gestaltungsprinzip: Der innerste Kreis stellt die Adjektive, der zweite die Verben und der äußerste die Substantive dar. 4. Fazit und Ausblick Computergestützte Textanalysen bieten den Vorteil, in kurzer Zeit eine gro­ße Menge von Texten untersuchen zu können und ermöglichen zugleich eine Reproduzierbarkeit. In Anbetracht dessen bieten quantitative Untersu­chungen, wie die hier präsentierte Analyse, die Möglichkeit, traditionelle Verfahren der Literaturwissenschaft empirisch zu flankieren, dabei zu un­termauern oder zu relativieren, und stellen somit eine bedeutende Bereiche­rung für die(herkömmliche) Textinterpretationen dar. Festgestellt werden konnte im Zuge der computergestützten Textanaly­sen, dass sich für die Sprechweisen der Figuren in Effi Briest quantitative Charakteristika ermitteln lassen, die zum einen gängige Deutungsmuster bestätigen, etwa im Hinblick auf die exzentrische Position Crampas oder auf die übergreifende Dominanz von Zeitworten im Roman, die zum ande­ren aber auch Fragen aufwerfen, zum Beispiel was die in den quantitativen Ergebnissen starke, in der Forschung jedoch bisher nicht in vergleichbarer Weise diskutierte Rolle der Religion(›Gott‹) betrifft. Für die Erstellung des Korpus sowie für die Auswahl und Analyse der ermittelten Ergebnisse war das literaturwissenschaftliche Hintergrund­wissen des Projektteams von großem Vorteil und wird auch für die weiter­gehende Interpretation der Ergebnisse sowie Anschluss-Analysen eine zentrale Rolle spielen. Dabei soll in weiteren Studien zum einen auf komple­xere stylometrische Verfahren und Konzepte etwa auf die Keyword-Ana­lyse oder auf stylometrische Distanzmaße zurückgegriffen werden, um die quantitativen Charakteristika der einzelnen Figuren noch präziser her­ausarbeiten zu können; zum anderen soll das Untersuchungskorpus auf weitere Romane von Fontane und von anderen Autorinnen bzw. Autoren ausgeweitet werden, um zu prüfen, welche der im Zurückliegenden beob­achteten Text- und Figuren-Charakteristika sich im Vergleich mit anderen Texten als besonderes aussagekräftig erweisen.