Heft 
(2019) 107
Seite
24
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24 Fontane Blätter 107 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes ­Anzeige des Stückes, die ich für die ›Nation‹ geschrieben, lasse ich Ihnen morgen als gedruckten Beweis unsrer erfreulichen Uebereinstimmung zu­gehn.« 20 Dieses Stück wurde am 20. Oktober 1889 von der Freien Bühne uraufgeführt. Es war die zweite Veranstaltung des Vereins. Am 19. Oktober 1889 berichtet Fontane seinem Sohn Theodor, dass er an der Premiere teil­nehmen und als»Gonfaloniere« der Neuen in erster Reihe sitzen werde. Ausführlich rezensierte Fontane das Stück und die Inszenierung für die Vossische Zeitung und schrieb, Hauptmann erschien ihm»als die Erfüllung Ibsens«. 21 Fontane las die von Brahm verantwortete Zeitschrift Freie Bühne für modernes Leben regelmäßig und empfahl sie am 5. Februar 1890 auch sei­nem Brieffreund Georg Friedlaender zur Lektüre:»Sehr lesenswert.« 22 ­Fontanes Text Auf der Suche erschien am 7. Mai 1890 in der Zeitschrift Freie Bühne; zu weiterer Mitarbeit eingeladen, entschuldigte sich Fontane jedoch am 19. Oktober 1890 mit einem Bonmot Hebels:»Mir fallt halt nix mehr ein.« 23 Am Ende seiner am 2. Juni 1890 in der Vossischen Zeitung erschiene­nen Rezension über Gerhart Hauptmanns Friedensfest äußerte sich Fontane­anerkennend über den Verein Freie Bühne:»Es sollte der Versuch gemacht werden, an Stelle von Stücken alten Geschmacks Stücke neuen Geschmacks vorzuführen und ein Publikum, das sich bereit erklärt hatte, diesen Versuch unterstützen zu wollen, sollte dabei sein, sollte ja oder nein sagen, sollte annehmen oder verwerfen. Niemand war zu sichrem künstlerischen Genuß eingeladen[]. Wer als Sicherheitskommissarius ins Theater gehen will, hat, bei Schiller- und Shakespearestücken, Gelegenheit genug dazu[] Ich persönlich bekenne mich der Freien Bühne gegenüber, die mir viele Stun­den voll Anregung und Belehrung verschaffte, zu Dank verpflichtet, in ers­ter Reihe Dr. O. Brahm[]«. 24 Am 27. September 1894 gratulierte Fontane Brahm zum Erfolg der Aufführung von Gerhart Hauptmanns Stück Die Weber. Als Theater-Direktor versorgte Brahm Fontane und dessen Famili­enangehörige großzügig mit Theater-Tickets. Auf einem kleinen Diner in der Potsdamer Straße 134c, das am 12. Januar 1895 nach der Aufführung von Ibsens Klein Eyolf stattfand, trug Fontane sein Gedicht mit dem Schluß­vers»Kommen Sie, Cohn!« vor. Zu den Gästen des Abends gehörte auch Otto Brahm. Am 16. Oktober 1898 sprach Brahm auf einer Gedenkveran­staltung der Freien Bühne über Fontane. Der Ibsen-Essay Brahms Manifest zum Naturalismus Brahms Essay über Ibsen erschien im Frühjahr 1887. Durch seine Hinwen­dung zu Ibsen und zum modernen Theater wurde Brahm wenig später aus seiner Bahn als Theaterkritiker herauskatapultiert und zu einem das Thea­ter in Deutschland revolutionierenden Praktiker. Seine Ibsen-Schrift zeigt, wie Brahm durch den norwegischen Dramatiker persönlich in den Bann gezogen wurde, wie er seine Werke las und deutete, welche Konsequenzen