Heft 
(2019) 107
Seite
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34 Fontane Blätter 107 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes Enthusiasmus wieder einen»Knacks« wegbekommen habe. 45 Es blieb bei einem ambivalenten Verhältnis. Fontane wusste, dass die Einstellung zum Werk Ibsens auch eine Generationsfrage ist. In seinen Briefen an Friedrich Stephany kam Fontane wiederholt auf die Leistung Ibsens zurück. Am 6. Juni 1893 schrieb er ihm:»Ibsen ist ein segensreicher Revolu­tionär, der die ästhetische Welt um einen guten Schritt vorwärts gebracht hat.« 46 Brahms Ibsen-Essay in Fontanes Handbibliothek Mit dem Exemplar des Essays von Otto Brahm konnte das Theodor­Fontane­-Archiv ein bedeutendes Zeugnis der Ibsen-Rezeption Fontanes erwerben. Auch aufgrund der persönlichen Nähe von Brahm und Fontane und dem gerade damals sehr regen Austausch zwischen beiden liegt die Vermutung nahe, dass Fontane die Broschüre unmittelbar nach dem Er­scheinen im Frühjahr 1887 erhalten hat, wahrscheinlich von Brahm selbst. Über den Zeitpunkt der Lektüre und Fontanes weiteren Umgang mit dem Heft liegen keine Zeugnisse vor. Auch ob er das Heft seiner Bibliothek dau­erhaft einverleibte oder ob es nur für kurze Zeit in seinem Besitz blieb, ist nicht bekannt. Zuverlässige Angaben lassen sich erst wieder dem Erwerbungsvermerk entnehmen, den Kurt Schreinert dem kleinen Band hinzufügte. Schreinert hielt auf einem vor dem Titelblatt eingeklebten Zettel fest, dass er das Heft am 24. Mai 1959 von Gertrud Schacht, der Enkeltochter von Friedrich Wit­te, geschenkt bekommen hat. Auf dem vorderen Umschlagdeckel vermerkte er zusätzlich mit seiner mikroskopisch feinen Schrift»(Aus der Bücherei Theodor Fontanes)«. Schließlich klebte er einen Zettel mit den bibliographi­schen Angaben auf die Box, in der er das Exemplar aufbewahrte, auf dem er noch hinzufügte:»Aus Theodor Fontanes Bibliothek mit seinen eigen­händigen Randbemerkungen«. Wie das Exemplar in den Besitz der Nach­kommen von Friedrich Witte gelangt ist, darüber finden sich keine Infor­mationen. Kurt Schreinert war nicht nur ein bedeutender Fontane-Forscher und Herausgeber, er verfügte auch über eine ungewöhnlich umfangreiche Ge­lehrtenbibliothek mit außerordentlich seltenen Exemplaren und eine der größten privaten Handschriften-Sammlungen. Sein Nachlass wurde zer­stückelt. Die Bibliothek Schreinerts(4.500 Bände) und Teile seines Nachlas­ses befinden sich in Wolfenbüttel 47 , die Jean-Paul-Sammlung ist in Mar­bach. Teile seiner Sammlungen gelangten auch auf den Markt. 48 In den letzten Jahren wurden vielfach Materialien aus seinem Nachlass auch vom Theodor-Fontane-Archiv erworben, oft auf kompliziertem Wege, darunter eine der drei bekannten Erstausgaben von ­ Irrungen, Wirrungen, die Kö­nigsberger Titelausgabe. Auch einige bedeutende Handschriftenkonvolute bzw. Einzelstücke, eine Dochtschere und ein Fächer aus dem Besitz Fonta­nes und seiner Familie stammen aus dieser Provenienz. 49 Diese Materialien