88 Fontane Blätter 107 Freie Formen Macht endlich den Fontane! Gotthard Erler im Gespräch mit Peer Trilcke Transkription: Luisa Billepp Geboren 1933 in Meerane, prägt Gotthard Erler durch seine Editionen, durch seine biographischen Arbeiten und durch seine Forschung seit über 50 Jahren die Fontane-Rezeption. Im Juni 2019 erhielt Gotthard Erler den erstmals vergebenen, von der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Theodor-Fontane-Archivs e.V. und dem Theodor-Fontane-Archiv gestifteten»Fontane-Wissenschaftspreis für herausragende Verdienste um die Erforschung von Werk und Leben Theodor Fontanes«. Im Gespräch mit Peer Trilcke blickt er, aus gegebenem Anlass, zurück auf das Fontane-Jubiläum 1969, erzählt von seinem eigenen Weg zu Fontane und berichtet von den Hürden und Spielräumen des Fontane-Büchermachens. Peer Trilcke: Herr Erler, es ist Fontane-Jahr, allerorten feiert man derzeit den 200. Geburtstag. Sie haben das letzte große Geburtstagsjubiläum, das 150., miterlebt und als Lektor im Aufbau-Verlag begleitet. Vor uns liegen Dokumente, die von diesem 150. Geburtstag zeugen, darunter eine von Ihnen mitherausgegebene achtbändige Ausgabe mit Romanen und Erzählungen aus dem Aufbau-Verlag, Zeitungsartikel aus Ihrer Feder, Hefte der Fontane Blätter, die von einer großen wissenschaftlichen Konferenz im Jahr 1969 berichten – und ein Band Fontanes Realismus, erschienen 1972, der die auf dieser Konferenz gehaltenen Vorträge versammelt. Abgedruckt ist darin auch eine Festansprache des Stellvertreters des Ministers für Kultur der DDR, Bruno Haid, der Fontane 1969»als unverlierbare[n] geistige[n] Besitz der Nation einen festen Platz« im»kulturellen Erbe« der DDR zuweist. Das sind große Worte. Wie bedeutend war Fontane 1969, wie bedeutend war das Jubiläum? Gotthard Erler: Mit roten Ohren habe ich nochmal gelesen, was Bruno Haid damals erzählt hat. Das war für uns die große Wende. Teile seiner Ansprache wurden, wenn ich mich recht erinnere, von Peter Goldammer geschrieben. Vieles fußte auf der Biographie von Hans-Heinrich Reuter, die 1968 erschienen war. Haid hat dann noch all das, was parteioffiziell
Heft
(2019) 107
Seite
88
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