Heft 
(2019) 107
Seite
98
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98 Fontane Blätter 107 Labor Auf dem Weg zu einem(auch) Digitalen Archiv Digitale Dienste des Theodor-Fontane-Archivs Peer Trilcke Warum Digitale Archive? Weltweit sind Archive wie im Übrigen auch andere Gedächtnisinstitu­tionen, etwa Bibliotheken und Museen in den letzten Jahren von den Dy­namiken der Digitalisierung erfasst worden, was zu erheblichen, teils ekla­tanten Wandlungen im Selbstverständnis, in den Praktiken und Routinen, den Organisationsformen und Infrastrukturen, ja selbst der Architektur dieser Einrichtungen geführt hat und weiterhin führt. 1 Dabei ist die Digi­talisierung die es in dieser Form des Kollektivsingulars ohnehin nicht gibt weniger ein Trend, dem diese Gedächtnisinstitutionen, nach Auf­merksamkeit heischend, folgen. Vielmehr ist sie erstens eine Notwendig­keit, zweitens eine Chance und drittens eine Verpflichtung. Notwendig werden Digitale Archive etwa dort, wo das, was sie aufneh­men, sammeln und bewahren, selbst digital ist, born digital wie es heißt. Weite Teile der kulturellen Produktion erfolgen mittlerweile in digitalen Medien: Der Nachlass einer Schriftstellerin, eines Forschers, der einem Archiv zur Übernahme angeboten wird, besteht heute auch, in der Regel sogar überwiegend aus Dateien, nicht aus Handschriften. Notwendig ist die Digitalisierung aber auch dort, wo sie die materiellen Objekte eines Archivs, zum Beispiel die Handschriften, besser zu schützen vermag. Wo die Zeit an den Dokumenten nagt, wo jede Berührung eines Blattes Papier eine Gefahr bedeutet, da ermöglicht es die bestandserhaltende Digitalisie­rung von bedrohten Dokumenten, dass sie weiterhin nutzbar, weiterhin zugänglich sind, wenn auch nun in digitaler Form, als Bilddatei. Chancen eröffnet die Digitalisierung, wenn man sie als Möglichkeit für qualitativ neue Formen der Partizipation am kulturellen Erbe begreift. Schon aufgrund ihrer institutionellen Struktur, die auf dem Schutz der ih­nen anvertrauten Objekte basiert, sind Archive Einrichtungen mit Barrie­ren: Man muss sich anmelden, um Bestände sehen, nutzen, erforschen zu können, muss Anfragen stellen, Formulare ausfüllen, Regeln einhalten.