Heft 
(2019) 107
Seite
111
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Fontane als Leser  Busch 111 Rekonstruktion von Aneignungsprozessen und Arbeitsweisen. Deutlich wird die enge Verzahnung von Lesen und Schreiben in ihrer poetologischen Dimension in den Bänden, die besonders umfangreiche Lektüre- und Schreibspuren aufweisen. Die Autorexemplare mit eigenhändigen Ergän­zungen und Verbesserungen, die Fontane insbesondere für die Neuauflagen seiner Werke eintrug, weisen zudem den Rang eines literarischen Manu­skripts auf. 2. Autorenbibliotheken, ihre Erschließung und Präsentation Die Herausforderungen, die mit der Erschließung von Autoren- und Ge­lehrtenbibliotheken und den darin enthaltenen Lektüre- und Benutzungs­spuren einhergehen, sind vielfältig. Es gehört zum Kerngeschäft von Bib­liotheken und Archiven, eine Erschließung und Verzeichnung dieser besonderen Sammlungen vorzunehmen, und es existieren zahlreiche Bei­spiele, in denen Autorenbibliotheken in Zettel- oder gedruckten Katalogen verzeichnet worden sind. 64 Auch wenn sich die unmittelbare Bereitstellung von Information vor allem auch hinsichtlich der bibliothekarischen Aufbe­reitung und Ordnung nach dem Digital Turn fundamental gewandelt hat, ist die Form der Erfassung von Autorenbibliotheken grundsätzlich gleichge­blieben: Bibliothekarische Metadaten zu den einzelnen Bänden werden zur Verfügung gestellt. Falls der Nutzer Glück hat, werden zudem handschrift­liche Einträge erfasst und wo möglich eine Autorenzuordnung vorge­nommen. Die Aufnahme dieser Informationen in reguläre OPAC-Systeme ist durchaus systemlogisch, lassen sich doch über einen entsprechenden Suchbefehl, der die Provenienz abfragt, sämtliche zu einer spezifischen Au­torenbibliothek gehörenden Bände einer Sammlung als Liste anzeigen, auch ist eine Anzeige der bibliothekarischen Metadaten der einzelnen Bän­de möglich, und es lassen sich zusätzliche, spezifische Informationen, mög­licherweise zu Lektüre und Gebrauchsspuren so sie existieren abrufen. Allerdings setzt dies eine Vielzahl von Operationen durch den Nutzer vor­aus. Um eine Einzelinformation gezielt anzusteuern, sind verschiedene Klickvorgänge nötig. Ein Überblick über eine Büchersammlung mit Lese­und Gebrauchsspuren kann so kaum gelingen. Die Informationen sind, zu­mindest in ihrem Zusammenhang, verloren. Die Bereitstellung von einfa­chen Digitalisaten, die in einem Viewer und/oder als PDF-Download angeboten werden, wie es etwa Visual-Library-Konzepte ermöglichen, hilft bei der Annäherung an Bearbeitungsphänomene auch nur bedingt. Wenn­gleich diese beiden Präsentationsformen dem bibliothekarischen Charakter der Bücher einer Autorenbibliothek durchaus gerecht werden, gelingt es ihnen nicht, den autographischen Charakter der Bücher zu erfassen. Zu­gleich erweist sich die Handhabung der Bücher einer Handbibliothek nach