Fontane als Leser Busch 111 Rekonstruktion von Aneignungsprozessen und Arbeitsweisen. Deutlich wird die enge Verzahnung von Lesen und Schreiben in ihrer poetologischen Dimension in den Bänden, die besonders umfangreiche Lektüre- und Schreibspuren aufweisen. Die Autorexemplare mit eigenhändigen Ergänzungen und Verbesserungen, die Fontane insbesondere für die Neuauflagen seiner Werke eintrug, weisen zudem den Rang eines literarischen Manuskripts auf. 2. Autorenbibliotheken, ihre Erschließung und Präsentation Die Herausforderungen, die mit der Erschließung von Autoren- und Gelehrtenbibliotheken und den darin enthaltenen Lektüre- und Benutzungsspuren einhergehen, sind vielfältig. Es gehört zum Kerngeschäft von Bibliotheken und Archiven, eine Erschließung und Verzeichnung dieser besonderen Sammlungen vorzunehmen, und es existieren zahlreiche Beispiele, in denen Autorenbibliotheken in Zettel- oder gedruckten Katalogen verzeichnet worden sind. 64 Auch wenn sich die unmittelbare Bereitstellung von Information vor allem auch hinsichtlich der bibliothekarischen Aufbereitung und Ordnung nach dem Digital Turn fundamental gewandelt hat, ist die Form der Erfassung von Autorenbibliotheken grundsätzlich gleichgeblieben: Bibliothekarische Metadaten zu den einzelnen Bänden werden zur Verfügung gestellt. Falls der Nutzer Glück hat, werden zudem handschriftliche Einträge erfasst und – wo möglich – eine Autorenzuordnung vorgenommen. Die Aufnahme dieser Informationen in reguläre OPAC-Systeme ist durchaus systemlogisch, lassen sich doch über einen entsprechenden Suchbefehl, der die Provenienz abfragt, sämtliche zu einer spezifischen Autorenbibliothek gehörenden Bände einer Sammlung als Liste anzeigen, auch ist eine Anzeige der bibliothekarischen Metadaten der einzelnen Bände möglich, und es lassen sich zusätzliche, spezifische Informationen, möglicherweise zu Lektüre und Gebrauchsspuren – so sie existieren – abrufen. Allerdings setzt dies eine Vielzahl von Operationen durch den Nutzer voraus. Um eine Einzelinformation gezielt anzusteuern, sind verschiedene Klickvorgänge nötig. Ein Überblick über eine Büchersammlung mit Leseund Gebrauchsspuren kann so kaum gelingen. Die Informationen sind, zumindest in ihrem Zusammenhang, verloren. Die Bereitstellung von einfachen Digitalisaten, die in einem Viewer und/oder als PDF-Download angeboten werden, wie es etwa Visual-Library-Konzepte ermöglichen, hilft bei der Annäherung an Bearbeitungsphänomene auch nur bedingt. Wenngleich diese beiden Präsentationsformen dem bibliothekarischen Charakter der Bücher einer Autorenbibliothek durchaus gerecht werden, gelingt es ihnen nicht, den autographischen Charakter der Bücher zu erfassen. Zugleich erweist sich die Handhabung der Bücher einer Handbibliothek nach
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(2019) 107
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111
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