Heft 
(2019) 107
Seite
112
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112 Fontane Blätter 107 Labor den Standards der Edition von Autographen als unverhältnismäßig, ist das Ziel ihrer Präsentation doch eben gerade nicht allein ein edierter Text. Eine Sammlungserschließung, die auch die kreative Darstellbarkeit von Lektüre- und Gebrauchsspuren berücksichtigt, wie sie bei der Präsentation von Fontanes Handbibliothek angestrebt war, kann nur dann zielführend sein, wenn sie alle drei genannten Ansätze(bibliothekarische Metadatener­fassung, Bereitstellung und Verknüpfung von und mit den Digitalisaten so­wie editorische Aufbereitung und Transkription der in den Bänden auffind­baren Marginalien) einschließt und mit neuartigen visuellen Zugängen verknüpft, die über Listenansichten eines OPACs hinausgehen. Der Work­flow, der sich daher für die Erschließung der Handbibliothek Fontanes er­gab, schloss in einem ersten Schritt die Verscannung des Bestandes nach archivarischen Standards in Einzelseiten ein. Ca. 64000 Images liegen der Visualisierung der Handbibliothek Fontanes zugrunde. Jeder Einzelband ist mit einer eigenen METS/MODS-Datei im XML-Format mit den wich­tigsten bibliographischen Angaben versehen. Daran schloss sich die Ver­zeichnung der Einzelbände nach bibliothekarischen Kriterien sowie eine Datenerfassung sowohl auf Seiten- wie auch auf Korpusebene und eine Be­schreibung mit einem auf die Handbibliothek zugeschnittenen Beschrei­bungsvokabular an. Die Verwendung des Thesaurus´ der Provenienzbe­griffe(T-Pro), eines Beschreibungssystems, das an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar entwickelt worden ist und dem Bearbeiter von Bänden einer Autorenbibliothek die möglichst genaue Beschreibung des Exemplartyps ermöglichen soll, war in vielerlei Hinsicht leitend.»So sieht das System, das mittlerweile auch von der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz redaktionell mitbetreut wird, Felder vor, mit de­ren Hilfe ›Annotationen‹, ›Anstreichungen‹, ›Einlagen‹(vier Felder, spezifi­ziert in ›Brief‹, ›Fotografie‹, ›Lesezeichen‹ und ›Zettel‹), ›durchschossenes Exemplar‹, ›Marginalien‹, ›Notizen‹(auf Vor- oder Nachsatzblättern) oder handschriftliche Einträge der ›Zensur‹ Seite für Seite komplett dokumen­tiert werden können.« 65 Die Handbibliothek Fontanes ist nach einem ähnli­chen Modell beschrieben worden, bedient sich also mitunter des etablier­ten Beschreibungsvokabulars, geht aber an einigen Stellen, an denen das Material es erfordert, auch darüber hinaus. Nicht einschlägig für die Erfas­sung der Fontaneschen Handbibliothek war die Verwendung des Beschrei­bungsbegriffs»Merkzeichen«, jener Zeichen,»mit denen der Vorbesitzer Textstellen markiert hat, z.B. Unter- und Anstreichung, hinweisende Hand, Chiffre« 66 . In diesem Fall gliedert sich die im Theodor-Fontane-Archiv er­arbeitete Erfassungsmatrix in folgende fünf Begriffe auf: Anstreichung, Unterstreichung, Durchstreichung, Schriftspur und Markierung und liefert damit ein detaillierteres Vokabular bzw. eine ausgefeiltere Datenerfassung. Um eine systematische Auswertung der Lese- und Benutzungsspuren zu ermöglichen, wurde zusätzlich die Kategorie»Schriftspur« in sechs Unter-