Heft 
(2019) 107
Seite
114
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114 Fontane Blätter 107 Labor Schon im Rahmen der Erschließung fallen fontanetypische Eigenheiten in der Nutzung seiner überlieferten Bücher auf. Regelmäßig liest Fontane mit dem Blei- oder Rotstift in der Hand. In einzelnen Bänden finden sich auch ein Blaustift oder verschiedene Schreibmedien. Die Verwendung unter­schiedlicher Schreibmaterialien weist innerhalb der Lesespuren auf ver­schiedene Schreibphasen, zeitliche Unterbrechungen der Lektüre oder des Arbeitens, spezifische Bedeutungsinhalte oder unterschiedliche Verwen­dungszwecke hin. Fontane bringt Anstreichungen(mitunter auch doppelte) am Seitenrand und Unterstreichungen im Text an, klammert ein und mar­kiert mit Kreuzen, er nimmt Korrekturen vor und versieht eine Vielzahl der in der Handbibliothek erhaltenen Bände mit Marginalien. Bei den Margi­nalien kann es sich um einzelne Zeichen(ein Frage- oder Ausrufezeichen), einzelne Wörter, die Zustimmung oder Ablehnung ausdrücken können, kurze Sätze oder auch ganze Absätze handeln. Fontanes Anmerkungen ste­hen grundsätzlich in engem, inhaltlichem Zusammenhang mit der jeweili­gen Textstelle oder dem jeweiligen Band. Mitunter finden sich weitergehen­de Literaturhinweise oder Quellenangaben. Widmungen werden vorzüglich mit Tinte eingeschrieben. Sie sind bei der Rekonstruktion von Erwerbungs-, Besitz- und Überlieferungsgeschichte hilfreich und werden als Schriftspu­ren mit dem Zusatz»Provenienz« erfasst. Ein Phänomen, das verschiedene Schwierigkeiten im Rahmen der Erfas­sung barg, waren die in einigen Bänden gehäuft auftretenden Spiegelun­gen oder Abdrücke. Benutzt Fontane einen sehr weichen Bleistift für seine Anmerkungen, hat das zur Folge, dass sich die Benutzungsspur beim Zu­klappen des Buchs auf der anderen Seite abdrückt und dadurch ganz unge­wollt eine weitere sagen wir beispielsweise Anstreichung generiert wird. Hat der Nutzer das gesamte Buch vor sich liegen, wird es augenfällig, dass es sich um den Abdruck einer Spur von der gegenüberliegenden Seite handelt. Hat man nur das Digitalisat einer Einzelseite vorliegen, ist diese Eindeutigkeit nicht immer gegeben. Auch solche Phänomene sind im Rah­men der Erschließung berücksichtigt worden: In der Unterkategorie»An­deres« werden, neben Fingerabdrücken, Eselsohren und durchschei­nenden Stempeln folglich auch Abdrücke und Abspiegelungen von Benutzungs­spuren verzeichnet und sind, wie sämtliche erfassten Benutzungsspuren und Marginalien, in der Visualisierung der Handbibliothek Fontanes ge­zielt ansteuer-, anzeig-, aus- und abwählbar.